Mehr als 1500 Helfer haben am Sonntag in Bamberg einen reibungslosen Ablauf garantiert. 12.000 Sportler gingen auf die anspruchsvollen Strecken in der Altstadt. Die strahlende Sonne konnte den Schatten von Boston nicht ganz vertreiben.
Der äthiopische Topläufer Haile Gebrselassie hat nach seinem Weltrekord beim Berlin-Marathon den 40.000 Läufern, die nach ihm ins Ziel kamen, ein schönes Kompliment gemacht: Er bewundere alle, die drei, vier oder fünf Stunden unterwegs sind, denn die müssen sich ja viel länger plagen als er mit seinen 2:03 Stunden ...
Bamberg ist nicht Berlin, der Weltkulturerbelauf auch nur ein halber Marathon, für Bestzeiten eignet sich die Strecke nicht und für Spitzenläufer ist das größte Laufereignis Nordbayerns im zehnten Jahr noch nicht prominent genug. Das Zeug dazu hat er, schon alleine wegen einer Strecke, die weltweit ihresgleichen sucht. So nah an der Geschichte und mit so viel Tuchfühlung zum Publikum läuft man wohl nirgends.
Idee stammte aus der Zeitung
Und wohl selten zuvor hat ein Lauf, eine Erfindung unseres Redakteurs und Läufers Michael Wehner und des Bamberger Stadtrats Helmut Müller, in so kurzer Zeit eine so große Anziehungskraft entwickelt, dass die Veranstalter, statt die Werbetrommel zu rühren, mit den Startplätzen geizen müssen.
Vor allem der Halb- und der Viertelmarathon durch die Bamberger Altstadtgassen sind ein "Renner", was in diesem Fall wortwörtlich gilt. Binnen kürzester Zeit waren bei der zehnten Auflage die Teilnehmer-Limits erreicht.
Ein Open End wird es beim Weltkulturerbelauf nicht geben, heißt es aus dem Organisationsteam. Zum einen soll das Ereignis seinen individuellen Charakter als Volkslauf nicht verlieren, zum anderen will der Veranstalter das Menschenmögliche tun, damit alle Teilnehmer gesund und sicher ins Ziel kommen. Das wäre mit einem Massenauflauf in den engen und steilen Altstadtgassen ein Problem.
Sicherheit ist ein Thema
Sicherheit war schon immer ein Thema, im Jahr 2014 stand es aber noch mehr im Fokus. Polizei und Sicherheitsdienste zeigten Präsenz, allerdings zurückhaltend und unaufgeregt. Das empfanden die Starter als wohltuend, wenngleich für den einen oder anderen doch ein gewisser Schatten über diesem sonnigen Lauftag in Bamberg lag. "Ich denke schon dran. Sport soll fröhliche Menschen zusammenbringen, deswegen ist ein solcher Anschlag besonders übel", sagte ein 65-jähriger Läufer aus Unterfranken.
Zum Wohlfühllauf in Bamberg trugen neben der Strecke und der Sicherheit vor allem rund 1500 Menschen in Orange bei, die freiwilligen Helfer, ohne die auch für einen Gebrselassie in Berlin gar nichts laufen würde; und die noch viel länger unterwegs sind als selbst der letzte Läufer im Ziel.
"Das sind zwei lange Tage, aber es macht einfach unheimlich Spaß, dabei zu sein", sagt Ute Michel aus Bamberg, die im Startbereich mit 15 weiteren Helfern der Diakonie die "Tankstelle" betreibt: Hier können die Läufer vor dem Start Wasser nachfüllen, das Lebenselexier auf den langen Strecken.
Das Diakonie-Team ist seit drei Jahren beim Weltkulturerbelauf dabei, "und man muss auch gar nicht lange nach Helfern fragen", berichtet Ute Michel. Einige der Helfer sind sogar in einer Doppelrolle unterwegs: Sie gehen selber auf eine der Strecken und stellen sich danach, kaum geduscht, wieder in den Stand. "Der Lauf ist ja eine tolle Sache für Bamberg. Ehrensache, dass man da hilft. Und das Feedback von den Organisatoren und den Sportlern ist ja auch nur rundum positiv".
Dass es in Bamberg bestens läuft, bestätigte am Sonntagabend auch Martin Sage, der Pressesprecher des WKEL-Teams. "Es war eine runde Sache, ein tolles Erlebnis für die Sportler und Zuschauer und auch sportlich mit der neuen Bestzeit ein Highlight", sagt er. Wieder einmal gewann Darren Deed aus der Bamberger Partnerstadt Bedford in England.
Er ließ bei dem für ihn "schönsten aller Stadtläufe" mit 1:10,25 Stunden den Zweitplatzierten fast fünf Minuten hinter sich, gefeiert von schätzungsweise 40.000 Zuschauern. Damit zumindest kann Bamberg Berlin längst das Wasser reichen: Jeder zweite Bamberger steht an der Strecke oder läuft, beim Berlin- Marathon ist es allenfalls ein Drittel der Stadtbewohner.
Ergebnisse:
Sparkassenlauf, 21,1 Kilometer, Männer:
1. Darren Deed, Bedford, 1:10,25 Stunden
2. Andreas Sperber, Bamberg,
1:16,11 Stunden
3. Matthias Flade, Münchberg, 1:16,25 Stunden
Frauen:
1. Kerstin Steg, ohne Verein, 1:28 Stunden
2. Andrea Lutz, Gaustadt, 1:32 Stunden
3. Ulrike Mayer-Tancic, Regensburg, 1:34 Stunden
Brose-Lauf, 10,9 Kilometer, Männer:
1. Felix Hentschel, Bamberg, 34:18 Minuten
2.Will Mackay, 35:22
3.Marc Jaming, 36:48
Frauen:
1. Susanne Lutz, Bamber, 40:45
2. Carmen Schlichtig-Förtsch, Kemmern, 44:27
3.Carolin Hauck, SG Haßberge, 46:07