Zehn Jahre A 71

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Oktober 2005: Der damalige bayerische Innenminister Günter Beckstein (li.) räumt Absperrhütchen an der A 71 bei Oerlenbach ab. Foto: Ziegler/Archiv
Oktober 2005: Der damalige bayerische Innenminister Günter Beckstein (li.) räumt Absperrhütchen an der A 71 bei Oerlenbach ab. Foto: Ziegler/Archiv
Die A 71 Foto: Paul Ziegler
Die A 71  Foto: Paul Ziegler
 

Als Transit- Autobahn gefürchtet, wurde sie zur effektiven Regional-Autobahn.

Im Winter 1989/ 1990 war nichts mehr wie früher. Die innerdeutsche Grenze war gefallen. Die Menschen setzten sich in ihre Autos, Ost besuchte West, West besuchte Ost. Alte Handelswege waren wieder offen ... und wurden genutzt. Die Folge: Die wenigen bestehenden Verkehrsverbindungen zwischen Bayern und Thüringen waren restlos überlastet. Eine Lösung musste her. Schnell.
Wer damals dabei war, wird die verkehrliche Situation zwischen Meiningen und Schweinfurt nie vergessen. Trabi an Trabi fuhr - so weit möglich - über die B 19. "Stoßstange an Stoßstange kamen sie nach Münnerstadt gefahren", erinnert sich der frühere Bürgermeister Eugen Albert an jene Zeit.


Kaum mehr vorstellbar

Münnerstadt war ein Nadelöhr, eine Umgehungsstraße gab es damals noch nicht, die wurde erst 1996 fertig gestellt. Die Blechkarawane zwängte sich bis ins Frühjahr 1990 hinein durch die Innenstadt, durch die Engstelle am Hotel "Bayerischer Hof". "Die Fußgänger kamen kaum über die Straße", erinnert sich Eugen Albert, nur mit der Ampel am Rathaus konnte man die Trabi-Schlange zum Stehen bringen.
Wie in Münnerstadt war es im Besonderen in den Gemeinden des Streutales von Mellrichstadt bis Unsleben für die Bürger eine harte Zeit. Dass sich verkehrstechnisch hier was ändern musste, war klar. Zwei Jahre lang gab es heftige Diskussionen um den nötigen Ausbaustandard für eine ertüchtigte B 19 (dreispurig) oder den Bau einer neuer Autobahn. Die Trassenplanungen wurden auf den Tisch gelegt, West-, Mitte- und Osttrasse wurden geplant, verworfen, diskutiert. Am Ende wurde es die Osttrasse.


Gegenwind für die Planung

Und es kamen die Gegner. Eine Bürgerinitiative wurde gegründet (BI B19/ A 81 - weil die Autobahn ursprünglich A 81 heißen sollte). Umweltgefährdungen gab es zuhauf, besonders im Münnerstädter Talgraben, aus dem gleich mehrere Gemeinden - unter Münnerstadt, Rannungen und Bad Kissingen - ihr Trinkwasser beziehen. Ulf Zeidler, der ehemalige Kreisvorsitzende, erinnert sich: "Es war eine völlig neue und ungewöhnliche Situation - ein Autobahnbau bei uns!" Insbesondere der Bund Naturschutz mit Hubert Weiger, dem damaligen bayerischen Sprecher des Verbandes, hat sich gegen den Autobahnbau ausgesprochen. Hat der damalige Widerstand was gebracht? "Auf jeden Fall", meint Ulf Zeidler zurückblickend,


Einiges für Umweltschutz getan

Grünbrücken wurden gebaut, Ausgleichpflanzungen angelegt, über dem Münnerstädter Talgraben wurde die A 71 in eine zehn Kilometer lange bituminös abgedichtete Betonwanne gelegt, so dass bei einem möglichen Unfall das Grundwasser nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Dieser ganz besondere Ausbaustandard hat letztlich mit den zu bauenden Tunneln in Thüringen und zahllosen Brücken dazu geführt, dass der Bau der A 71 der teuerste Autobahnbau in Deutschland überhaupt wurde.
Wenn die offizielle Eröffnung der A 71 vor zehn Jahren in Erfurt gefeiert wurde, komplett fertig geworden sind die 220 Autobahn-Kilometer der A 71 (2,6 Milliarden Euro) eigentlich erst im September diesen Jahres, 25 Jahre nach der deutschen Einheit. Da wurde der letzte Abschnitt bei Sangershausen mit Anschluss an die A 38 in Betrieb genommen. Die A 71 ist ein Bauwerk der Superlative, mit dem längsten deutschen Straßentunnel - dem Rennsteigtunnel mit einer Länge von 7878 Metern - und riesigen Brücken - insgesamt sind es 29 mit einer Gesamtlänge von 13 243 Metern. Die A 71 wird deshalb von Insidern auch gerne "Lehrpfad der Brückenbauer" genannt. Vollkommen zu Recht.


Die A 71

Das Projekt Der Bau der Autobahn A 71/ A 73 (Y-Lösung) ist das Verkehrsprojekt Deutsche einheit Nr. 16. Ab 1990 wurde dafür die Raumordnung und anschließend die Planfeststellung durchgeführt.

1991 Planungsbeginn für die Y-Lösung A 71/ A 73

1994/1995 Beginn des Raumordnungsverfahrens in Bayern, Anhörung in Bad Kissingen.
1994 Beschluss für die Streckenführung A 71.
1995/ Oktober Baubeginn in Thüringen.

1999/ Oktober Baubeginn Dreieck Werntal-Münnerstadt.

2001 Baubeginn Münnerstadt bis Landesgrenze Bayern.

2005/ 14.10. Eröffnung des Abschnittes Werntal-Dreieck AS Bad Kissingen-Oerlenbach.
2005/ 17.12. Eröffnung A 71 vom Dreieck Werntal bis Erfurt.