Das Gotteshaus in Züntersbach wurde nach umfangreicher Sanierung aufs Neue eingeweiht. Fast 500 Stunden Eigenleistung halfen, die Kosten zu mindern.
Dankbarkeit und Freude waren die bestimmenden Elemente beim Gottesdienst zur Wiedereinweihung der evangelischen Kirche in Züntersbach. "Der Sonntag Quasimodogeniti ist für diesen Festtag genau richtig", sagte Pfarrerin Sara Wehowsky in ihrer Begrüßung und dazu passend war auch der Predigttext. "Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn nicht?"
"Dank der vielen fleißigen Hände, die tatkräftig mit angepackt
haben, dank der vielen Hände, die dafür gesorgt haben, dass die Finanzierung doch noch zu bewerkstelligen war, wurde das Aufwachsen des Neuen langsam, aber sicher sichtbar. Jetzt ist unsere Kirche in neuem Glanz erblüht. Die viele Geduld hat sich gelohnt. Wir feiern sozusagen Ostern, die Auferstehung unserer Kirche aus ihrem Renovierungsschlaf", freute sich die Pfarrerin auf der neuen Kanzel.
"Für uns Christen gibt es Hoffnung, dass dereinst wieder alles blühen
wird, dass alles Triste, Graue, Tote ein Ende findet, weil Gott auferstanden ist. Möge Gott uns immer wieder solche Auferstehungs-Erfahrungen und die Freude daran ermöglichen."
Der Festgottesdienst wurde mitgestaltet vom Posaunenchor Züntersbach, dem Chor "Sound of Joy" aus Oberzell und André Kraushaar an der Orgel. Nach dem Schlusslied "Oh happy Day" kam spontan, herzlich und kräftig der Applaus.
Bürgermeister Carsten Ullrich (SPD) sprach Dank und Gratulation für die geleistete Arbeit aus. "Sie können sehr stolz sein und sich darüber freuen", sagte er "Sie haben eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass die Kirchengemeinde lebt."
Ortsvorsteher Hermann Kötterheinrich bezog sich in seinem Grußwort auf die Chronik von Züntersbach und die Geschichte "der kleinen Kirche etwas abseits auf dem Friedhof."
Nach dem Gottesdienst gab es
Gelegenheit zu Austausch und Gespräch bei einem Empfang, in der Sonne zwischen Gotteshaus und Gemeindehaus.
Die Geschichte der Renovierung
Alexander Glück vom Ortskirchenvorstand gab einen Einblick in die Geschichte der Renovierung. Die erste Idee keimte bereits 2009 auf. Im Zuge der Denkmalpflege und des Denkmalschutzes sollten die Pfeiler unter der Empore freigelegt und farblich neu gestaltet werden.
Der Innenanstrich und die Altarraumbeleuchtung sollten erneuert werden. Der Antrag beim Landeskirchenamt, dafür aus dem Kirchenerhaltungsfonds die notwendigen finanziellen Mittel zu bewilligen, wurde gestellt.
Ostern 2015 wurde bekanntgegeben, dass die Renovierung erfolgen wird. Unmittelbar danach ging es los, und ein Jahr später erfolgte die Wiedereinweihung. Doch wie es bei Renovierungen oftmals ist: Es gab größere Aufgaben und schwere Lasten zu bewältigen.
Marode, alte und blanke Stromkabel ohne Schutzleiter wurden sichtbar, der Gutachter legte die ganze Kirche still, die elektrische Anlage musste ausgebaut werden.
Das Züntersbacher Gotteshaus musste komplett ausgeräumt werden. In Kirchenbänke und Kanzel wurde Holzwurmbefall sichtbar. Die elektrischen Leitungen wurden komplett inklusive Sicherungskasten entfernt.
Die Vorschriften im Denkmalschutz erlaubten allerdings nur, Schlitze oder Vertiefungen zu stemmen, an Stellen, an denen die alten Kabel verlegt worden waren.
Durch den harten Sandstein wurden die Arbeiten sehr erschwert. Der Teppichboden wurde entfernt, der Steinboden aufgearbeitet, es folgte die Restauration des Altarfensters und der Säulen im Kirchenraum.
Kosten von 65 000 Euro
"Aber es wurde alles geschafft, auch wenn es manchmal in der Kirche aussah als hätte eine Bombe eingeschlagen", sagte Alexander Glück. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 65 000 Euro. Es wurden fast 500 Stunden an Eigenleistung erbracht. Udo Appelt vom Ortskirchenvorstand wurde der "heimliche Bauleiter" genannt, war sich für keine Arbeit zu schade.
Familie Gernot, Jürgen und Lorenz Rott, Norbert Müller, Kurt Rott, Eduard Koch, Reinhard Herzog, Stefan Ryll und Matthias Stork zeigten unermüdlichen Einsatz. Gerhard Schreiner und Werner Backmund übernahmen die Schreinerarbeiten an den Bänken und in der Kirche als ehrenamtliche Leistungen.