Ein Bad Kissinger Tätowierer erzählt vom Wandel der Motive und von Wünschen, denen er nicht nachkommt. Junge Kunden sieht er als problematisch an und spricht dabei aus Erfahrung. Er ließ sich sein erstes Tattoo überdecken.
Eine Frau sitzt auf einem Stuhl und hat ihren Oberkörper in ein Handtuch eingewickelt. Neben ihr sitzt ein Mann mit einer Nadel in der Hand. Die Frau blickt an die Wand. "Ja, es tut weh!", steht dort geschrieben. Sie lächelt und sieht zu, wie die Nadel in ihre Haut eindringt. Ihren Oberarm ziert bald ein kleines Kunstwerk.
"Es verschönert einen Körper", sagt Brigitte Walter. Erst mit 50 Jahren hat sie sich für ihr erstes Tattoo entschieden. "Wenn man älter ist, weiß man, was man will", sagt sie, "man vertraut auf sein Bauchgefühl und das stimmt dann einfach."
Damals und heute Brigitte Walter bekommt ein Blumenmotiv auf den Oberarm tätowiert und liegt damit im Trend. "Früher habe ich eher Schmetterlinge, Delphine und Röschen gestochen", erzählt Volker Hofmann. Er ist einer von zwei Bad Kissinger Tätowierern. Seit 20 Jahren verdient er sich ein wenig Geld dazu, indem er anderen Menschen Schmerzen zufügt - und sie damit glücklich macht. Zur Zeit seien Blumen und "tribals" (einfach geschwungene Linien und Symbole) angesagt. Noch größer ist die Nachfrage bei Schriftzügen. "Das ist das heutige Arschgeweih", sagt Hofmann.
Kein Tattoo für die Tochter Wie die Motive hat sich die Klientel im Lauf der Zeit ebenso verändert. Das Tattoo ist salonfähig geworden. Kamen vor 20 Jahren noch überwiegend echte Kerle in Rockerkluft ins Studio, so sind es heute Otto-Normal-Verbraucher und teilweise sogar ganze Familien. "Einmal kam ein amerikanisches Paar und wollte ihre zwölfjährige Tochter tätowieren lassen", erzählt Hofmann. Das habe er natürlich nicht mitgemacht. Unter 18 Jahren geht nichts. Außerdem hat der Tätowierer noch zwei andere Grundsätze: Keine rechtsradikalen Motive und keine Tattoos auf Hände und Gesicht.
Das Gros der Kunden kommt mit festen Vorstellungen ins Studio. "Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt haben, dann lassen sich die wenigsten davon abbringen", weiß Hofmann aus Erfahrung. Doch nur ab und zu kommen Leute, die es sich anders überlegt haben. Der Grund dafür ist meist, dass ihnen das Motiv einfach nicht mehr gefällt.
Die Farbe bleibt Manchmal sind es aber auch die Namen von Ex-Partnern, die überdeckt werden sollen. "Das Problem ist, dass der Geschmack vor allem im Alter von 16 bis 21 Jahren sehr schnelllebig ist", sagt Hofmann. Einige wollen ihre Tattoos aber gleich ganz ungeschehen machen. Das wiederum schmerzt gleich doppelt: Das erste Mal bei der Entfernung durch den Laser und das andere Mal beim Blick in den Geldbeutel. "Die meisten Tattoos, die wir entfernen, sind Namen von Verflossenen, selbst gestochene Tattoos und irgendwelche Zeichen", sagt Kerstin Pecher vom Kosmetikstudio "Body & Skin" in Karlstadt. Mit einem Laserstrahl werden die Farbpigmente erhitzt, bis sie auseinanderplatzen. Das wird von vielen als schmerzhafter empfunden als das Tätowieren selbst. Der Farbstoff wird anschließend über das Lymphsystem abgebaut. Daher ist ein gesundes Immunsystem sehr wichtig. Allerdings kann nicht alles vollständig aufgelöst werden. "Gerade bei bunten Tattoos sieht man oft noch einen Rest", sagt Kerstin Pecher.
Teuer und zeitaufwändig Eine Sitzung mit dem Laser kostet zwischen 50 und 80 Euro. Die Behandlung benötigt jedoch bis zu 20 Sitzungen. Da können also je nach Größe des Tattoos Kosten in Höhe von 1000 Euro und mehr entstehen. Zudem müssen die Sitzungen über mehrere Monate hinweg aufgeteilt werden. "Der Heilungsprozess dauert ungefähr vier bis sechs Wochen", erklärt Pecher.
Meist kämen Leute aus den gehobenem Sektor, die ihre Tattoos berufsbedingt entfernen lassen müssten. Tätowierer Volker Hofmann hat sich selbst schon ein Tattoo überdecken lassen. "Das war mein erstes", sagt er, "das war scheiße gemacht". Er spricht von einem Drachen auf dem Oberarm. Der wurde durch einen anderen ersetzt. Wie viele Tattoos er inzwischen auf seinem Körper trägt, weiß er nicht. "Keine Ahnung, es sind schon einige", sagt Hofmann. Mittlerweile kommen nur noch selten neue dazu. Wenn man ständig damit zu tun habe, dann sei man weniger auf der Suche.