Immer öfter werden Wildtiere von Hunden gerissen. Dabei müssten sich die Halter nur an ein paar einfache Regeln halten. Im Wald gehört der Hund an die Leine.
Erst in der vergangenen Woche ist es wieder passiert. Ein Spaziergänger kam zum Daniel Lohfink und meldete ein gerissenes Rehkitz. Der Täter: ein Hund. Ein Vorfall, wie er immer öfter in den Wäldern und auf den Feldern im Landkreis Bad Kissingen vorkommt. Dabei müsste viel weniger passieren, wenn sich Hundehalter an ein paar ganz einfache regeln hielten.
Der Ramsthaler Daniel Lohfink muss es wissen, er ist Jäger und Kreisvorsitzender des Bayerischen
Jagdverbandes, Kreisgruppe Hammelburg. Zwei bis drei von Hunden getötete Wildtiere findet er pro Jahr in seinem Revier. Und das dürften nicht alle sein. "Gefunden werden meist nur die Tiere, die unmittelbar am Weg liegen", sagt Lohfink.
In diesem Fall hat der Hund das Rehkitz am Kopf totgebissen. Dann wurde er wohl gestört, vermutet Lohfink, eventuell, weil sein Herrchen ihn zurückgepfiffen hat.
Normalerweise hätte der Hund das Kitz aufgebissen und davon gefressen.
Die Zahl der Vorfälle nimmt zu Dass die Zahl der von Hunden gerissenen Wildtiere zunimmt, bestätigt auch Hans-Peter Donislreiter von der Unteren Jagdbehörde. Inzwischen sind es 30 bis 50 Fälle, die im Landkreis jährlich bekannt werden.
"Die Halter müssen sich bewusst sein, dass der Hund einen Jagdinstinkt hat", sagt Donislreiter. "Wenn ein Reh aufspringt, geht er meistens hinterher."
Es sind schon Fälle vorgekommen, dass Rehe bei lebendigem Leib von hinten angefressen wurden, fährt Donislreiter fort. Daniel Lohfink zeigt ein besonders drastisches Bild von einem Vorfall bei Untereschenbach. Dort hat ein Jagdpächter eine Rehgeiß gefunden, die hochträchtig war.
Sie war von Hunden so aufgerissen worden, dass die ungeborenen Jungen heraushingen.
Daniel Lohfink bittet Hundehalter denn auch um so viel Anstand, dem Revierinhaber zu melden, wenn ein vom Hund verletztes Tier noch nicht tot ist. Und er räumt mit dem Vorurteil auf, dass Jäger wild um sich ballern. 70 Prozent der Jägerei bestünden aus Hege und Landschaftspflege.
Der Jäger erlege vorwiegend Tiere, die schwächer sind als die anderen, und sorge dafür, dass es zu keiner keine Überpopulation kommt.
"Man wird wütend, wenn man sieht, wie das Wild von Tierliebhabern umgebracht wird", sagt Lohfink, der unterstellt, dass die meisten Hundehalter Tierliebhaber sind.
Im Wald nur an der Leine Dabei gäbe es recht einfache Verhaltensregeln.
Die Wichtigste: Im Wald haben Hunde an der Leine zu bleiben. Aber auch in Feld und Flur sollten Hundehalter einiges beachten. Lohfink und Donislreiter ist es klar, dass Hunde auch Auslauf haben müssen. Aber halt nicht gerade dann, wenn das Getreide kniehoch ist, sich dort Wildtiere verstecken."Gerade jetzt, wenn die Felder noch nicht gemäht sind, sind oft Rehkitze drin", sagt der Vertreter der Unteren Jagdbehörde.
Wenn ein Hund erst einmal Wild gehetzt hat, ist es sehr
schwierig, ihm das abzugewönen, betont Diplom-Hundetrainerin Diana Endres aus Burkardroth. Den beim Hetzen schüttet der Hund Glückshormone aus. Wobei es allerdings auch auf die Rasse ankomme, wie stark der Jagdtrieb ausgeprägt ist.
An die Schleppleine nehmen Die Hundetrainerin empfiehlt, die Tiere in den ersten beiden Lebensjahren an die Schleppleine zu nehmen, wenn es raus in die Flur geht.
Wenn das Tier einem Hasen nachjagen will, wird es mit der Schleppleine zurückgehalten, hat keinen Jagderfolg und sollte stattdessen mit einem Leckerle belohnt werden. Irgendwann lohnt es sich für den Hund eher, zurückzukommen, als dem Wild nachzulaufen. Einem erwachsenen Hund, der schon gehetzt hat, das Jagen abzugewöhnen, sei dagegen sehr schwierig.
Wer seinen Hund sehr gut kennt, kann auch beobachten, ob das Tier zur Jagd ansetzt. Wenn der Hund wittert, sollte er sofort zurückgerufen und angeleint werden, sagt Hundetrainerin Diana Endres.