Welche Gefahr droht Hunden durch Giftköder?

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Nicole Trunk hat immer ein Auge darauf, was ihre Hunde Sheila (links) und Djego fressen. Foto: Benedikt Borst
Nicole Trunk hat immer ein Auge darauf, was ihre Hunde Sheila (links) und Djego fressen. Foto: Benedikt Borst

Regelmäßig kursieren Gerüchte über ausgelegte Giftköder, die ausgelegt werden, um Hunde gezielt zu verletzen oder gar zu töten. Tierärzte und Polizei reagieren skeptisch, während betroffene Hundehalter warnen.

Hundetrainerin Nicole Trunk aus Poppenroth hört die Warnungen zuerst: "Hundehasser" präparieren Fleischhappen mit Rattengift, Frostschutzmittel und Rasierklingen, deponieren die Köder an viel benutzten Wegen oder schmeißen sie gleich über Gartenzäune. "Das Problem ist, dass die Gerüchte oft aufgebauscht werden und gar nichts dran ist", sagt sie. Dennoch sind viele ihrer Kunden beunruhigt und sorgen sich um ihre Vierbeiner. Die Hundetrainerin warnt ihre Kunden trotzdem. Sie lässt lieber einmal zu oft Vorsicht walten, als dass einem Hund etwas zustößt.

Manchmal scheint das nicht zu reichen, so wie im Februar in einem Bad Kissinger Stadtteil: Zwei Tage lang kämpfte der Bobtail von Anna Meier (Name geändert, Anm. d. Red.) ums Überleben, nur um am Ende eingeschläfert zu werden. "Mein Hund wurde mit Frostschutzmittel vergiftet", sagt sie anklagend. Frau Meier vermutet, dass ihr jemand eine präparierte Wurst in den Garten geworfen hat, ohne dass sie es bemerkte. Ihr Hund hat das tödliche Geschenk gefunden, und dann ging alles ganz schnell. "Er hat angefangen , Blut zu erbrechen. Später versagten die Nieren", schildert Frau Meier. Der behandelnde Tierarzt diagnostizierte zwar die Vergiftung, konnte den Hund aber nicht retten.

Frau Meier wollte anschließend Anzeige gegen Unbekannt stellen. Sie wurde aber von der Polizei weggeschickt, weil der Verdachtsmoment nicht ausreichte. "Ich fühle mich nicht ernst genommen", beschwert sie sich. Außer der Diagnose des Arztes hat sie kaum Anhaltspunkte, die eine Fremdeinwirkung belegen. Dass ihr Hund vergiftet wurde, steht für sie trotzdem fest: "Ich habe kein Frostschutzmittel auf meinem Grundstück, ich habe ja nicht einmal ein eigenes Auto" betont sie. Beim Gassigehen habe sie ihren Hund nicht von der Leine gelassen, weil die Gerüchte sie beunruhigten. Sie ist sich sicher, dass ihr Hund unterwegs nichts Schlechtes gefressen hat. An ein Unglück glaubt sie nicht.

Nur Gerüchte?

Was ist an den Warnungen über die Giftköder dran? "In dieser Hinsicht ist bei uns nichts bekannt", teilt Lothar Manger, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizei Bad Kissingen, mit. Roland Volpert vom Polizeipräsidium Unterfranken ist ebenfalls skeptisch: "Fakt ist, dass solche Gerüchte schon seit Jahren im Netz verbreitet werden. Gerade über Facebook nimmt das riesige Ausmaße an."

In Würzburg gebe es in zehn Jahren gerade drei belegbare Fälle. Der Kriminalhauptkommissar betont, dass die Beamten bei solchen Anschuldigungen ermitteln müssen: Hunde zu vergiften, ist eine Straftat. Wenn eine Anzeige nicht bearbeitet wird, kann es daran liegen, dass nach der Erstprüfung kein ausreichender Tatverdacht besteht.

Die Bad Kissinger Veterinärmediziner geben Entwarnung. "Mir ist keine Schwemme aufgefallen, sodass man sagen müsste, da vergiftet einer mutwillig Tiere", sagt Dr. Sabine Sell von der mobilen Kleintierpraxis Nüdlingen. "Die Leute sind gar nicht so böse, wie sie immer gemacht werden", meint der Bad Kissinger Tierarzt Dr. Heiko Grappendorf. Fälle, in denen Tiere mutwillig vergiftet werden, passieren zwar, aber sehr selten. "Wir hatten vor Jahren einen Fall, wo eine Weißwurst mit einem Pulver präpariert wurde", erinnert er sich. Vergiftungen sind seiner Einschätzung nach in erster Linie Haushaltsunfälle.

Der eigene Hof ist gefährlicher

Ähnlich beurteilt die Hammelburger Tiermedizinierin Sieglinde Bauer die Lage: "Solche Fälle hatten wir ab und zu mal." Sie hält es für schwierig, eine verlässliche Diagnose zu stellen. Bei Rattengift sei das aufgrund eindeutiger Symptome unproblematisch. Bei anderen Vergiftungen sei allerdings ein teurer Giftnachweis notwendig, der nur selten erstellt wird.

"Ich denke, bei solchen Anschuldigungen muss man vorsichtig sein, solange es nicht gehäuft auftritt." Wie ihre Kollegen ist auch sie der Meinung, dass ein Unfall auf dem eigenen Hof wahrscheinlicher ist. "Ich verstehe es, dass die Leute Angst um ihre Tiere haben", sagt Bauer. Sie rät, sich im Verdachtsfall schnelle medizinische Hilfe für sein Tier zu holen. "Wenn man es gleich in den ersten Stunden bemerkt, kann man gut etwas gegen Vergiftungen unternehmen."

Hunde nicht frei laufen lassen

Hundetrainerin Nicole Trunk ist aufgefallen, dass die Warnungen über die tödlichen Köder im Frühjahr und Herbst gehäuft auftreten. Zur Vorsicht empfiehlt sie, seinen Hund nicht frei laufen zu lassen. Auch wenn es sich um Einzelfälle handelt, denkt sie, dass Wahres in den Warnungen steckt. "Vor fünf Jahren hat es meine Hündin erwischt und ich habe es nicht gemerkt." Es mag viele Gründe geben, vor Hunden Angst zu haben oder sie zu hassen. Das Verhalten mancher Hundehalter trage dazu bei. Jedoch: "Die Aktion, Hunde zu vergiften, bringt gar nichts, weil sich die Leute wieder ein Tier zulegen. Man verletzt damit nur die Menschen", sagt Trunk.