Weiterhin russisches Gas für Bad Kissinger Heizungen

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Die Stadtbusse der Firma Welz tanken an der Erdgastankstelle der Stadtwerke Bad Kissingen auch Gas aus Russland. Der Anteil russischer Quellen am Gasmix liegt in Deutschland bei 38 bis 40 Prozent. Foto: Benedikt Borst
Die Stadtbusse der Firma Welz tanken an der Erdgastankstelle der Stadtwerke Bad Kissingen auch Gas aus Russland. Der Anteil russischer Quellen am Gasmix liegt in Deutschland bei 38 bis 40 Prozent. Foto: Benedikt Borst

Unternehmen und Energieversorger aus der Region Bad Kissingen haben Geschäftsbeziehungen nach Russland. Wie wirkt sich die Krimkrise auf sie aus?

Ohne Erdgas würden in Bad Kissingen und Umgebung die Stadtbusse nicht fahren und im Winter viele Häuser kalt bleiben. Rund 70 Prozent aller Heizungen werden laut Angaben der Stadtwerke Bad Kissingen mit Erdgas betrieben. Das Unternehmen versorgt mehr als 41 000 Personen mit bis zu 400 Millionen Kilowattstunden Erdgas im Jahr. "Wir kaufen das Gas an der Börse beziehungsweise direkt bei Großhändlern wie Eon, Shell oder BP", erklärt Geschäftsführer
Manfred Zimmer.

38 bis 40 Prozent des Gases stammen - wie generell in Deutschland - aus russischen Quellen. Seit der Maidan-Proteste in der Ukraine und der völkerrechtswidrigen Besetzung der Krim durch Russland haben sich die diplomatischen Beziehung zwischen der EU und Russland verschlechtert. Wirkt sich das auf die Erdgaslieferungen aus dem Osten aus? Steigen die Preise? Wird russisches Gas angesichts von Sanktionen und Gegensanktionen ungehindert durch die Pipelines fließen?

Gasversorgung ist sicher

Zimmer beruhigt. "Es ist genügend Gas am Markt", sagt er. Ängste durch die Krimkrise hält er "für etwas überzogen". Die Versorgung in Deutschland wird dadurch gewährleistet, dass Erdgas aus weiteren Ländern wie etwa aus Norwegen (20 Prozent) und den Niederlanden (26 Prozent) bezogen wird. "Die Förderländer liefern ihr Gas kontinuierlich", erklärt Zimmer. So bisher auch Russland. Zimmer geht nicht davon aus, dass Moskau den Gashahn zudrehen werde, weil der Staat auf die Einnahmen angewiesen sei. Russland habe auch im Kalten Krieg immer für einen verlässlichen Gasfluss gesorgt.

Milder Winter, volle Speicher

Helmut Roloff, Pressesprecher des Pipelinebetreibes Open Grid Europe, sieht die ebenfalls Situation gelassen. "Ich gehe davon aus, dass die Russen weiter liefern werden", sagt er. Die Mengen, die im Moment von den Händlern geordert werden, fließen. Open Grid Europe unterhält die Pipelines, mit denen Konzerne wie Eon den Energieträger nach Bad Kissingen transportieren.

Manfred Zimmer hat noch einen weiteren Grund, gelassen zu bleiben. Erdgas wird vor allem zum Heizen im Winter benötigt. Die großen Energieversorger besitzen riesige unterirdische Gasspeicher, beispielsweise in alten Salzstollen, die sie im Winter anzapfen. Im Sommer, wenn weniger verbraucht wird, füllen die Konzerne ihre Gasvorräte wieder auf, erklärt Zimmer. Da der vergangene Winter recht mild war, fiel der Erdgasverbrauch dementsprechend gering aus. "Die Speicher sind voll", sagt der Stadwerke-Chef.

Die Wirtschaft kommentiert die Konfrontation zwischen dem Westen und Russland zurückhaltend. In Albertshausen produzieren zum Beispiel 280 Mitarbeiter für den Automobilzulieferer Takata Werkteile aus Kunststoff. Takata beschäftigt weltweit 37 000 Mitarbeiter und betreibt 53 Werke in 20 Ländern, unter anderem in Russland. Über die Lage in Russland gebe das Unternehmen keinen Kommentar ab, teilt Pressesprecher Andreas Bartel auf Anfrage mit. Er bestätigt aber, dass in dem Bad Kissinger Werk nicht für den russischen Markt produziert werde.

Russland nicht höchste Priorität

Die Firma Preh aus Bad Neustadt ist ein weiterer großer Automobilzulieferer in der Region. Geschäftsführer Christoph Hummel befürchtet vorerst keine negativen Auswirkungen. "Die wichtigsten Märkte für Preh sind Deutschland, Europa, die USA und China. Der russische Markt spielt für Preh nur eine nachgeordnete Rolle", sagt er. Es sei bislang nicht absehbar, dass die gegenseitigen Wirtschaftssanktionen eine Konjunkturkrise auslösen, unter der auch Preh zu leiden hätte.

Bei dem Schmiertechnikbetrieb Permatec aus Euerdorf lehnen die Verantwortlichen eine Stellungnahme zu den Wirtschaftssanktionen ab.

Wirtschaftssanktionen gegen Russland sind bei Remog in Münnerstadt kein akutes Thema. Nach Angaben von Geschäftsführer Markus Müller rechnet das Unternehmen, das als Zulieferer Präzisionsteile für die Industrie erstellt, momentan nur mit minimalen Auswirkungen. Markus Müller kann sich aber "moderate Auswirkungen" auf die gesamte deutsche Konjunktur vorstellen.

Ein Remog-Kunde, weiß Müller, baut Gabelstapler, die auch nach Russland exportiert werden. Aber auch in diesem Fall hofft der Münnerstädter Unternehmer und geht davon aus, dass sich Wirtschaftssanktionen nicht zu stark bemerkbar machen werden.

Der Eltingshäuser Fördertechnikhersteller Gulich hat ebenfalls indirekten Kontakt nach Russland. Zwei Großkunden sind dort aktiv. "Ich gehe davon aus, dass sie nervös sind", sagt Gulich-Vertriebsleiter Stefan Kiesel. Um die eigenen Geschäfte macht er sich kaum Sorgen. "Wir sind breit gefächert, deshalb schüttelt uns so eine Krise nicht durch", erklärt er.