Großes Krabbeln in der Sinnberg-Grundschule: Dr. Oliver Geißler hat im Klassenzimmer eine Ameisenstraße aufgebaut.
Ein dicker roter Zuckertropfen klebt auf dem Steg. Es dauert nicht lange, da klettert ihm ein sechsbeiniges Krabbeltier entgegen, taucht seine scharfen Zangen in den Tropfen und schlürft an dem süßen Saft. Die Mädels und Jungs aus der 3a der Sinnberg-Grundschule sind live dabei. Eine Kamera filmt die Bewegungen des Winzlings und sendet die Bilder auf den Bildschirm eines Laptops. Die Kinder nehmen im Heimat- und Sachunterricht bei ihrer Lehrerin Beatrice Rose-Ebel gerade das Thema Wald durch. Dafür haben sie heute ein paar Tausend ganz besondere Krabbler zu Gast.
Sie balancieren mit einer schweren Last auf der dünnen Holzleiste. Blattschneiderameisen. Ihr Ziel: der Pilz am Ende der vier Meter langen Ameisenautobahn. Diese besondere Art von Ameisen stammt aus Südamerika. Mitgebracht hat sie Dr. Oliver Geißler vom Biozentrum der Universität Würzburg. Dort wohnen die Blattschneiderameisen, wenn sie nicht gerade in Klassenzimmern herumwuseln.
Oliver Geißler tourt seit bald sechs Jahren durch Schulen und stellt die Tierchen vor. "Ich hoffe, dass das Interesse geweckt wird und die Scheu vor solchen Tieren verschwindet", sagt der gebürtige Kissinger. Seine Mission scheint zu funktionieren: "Es gibt so viele Arten, ich weiß jetzt viel mehr über Ameisen", sagt Annette. "Solche amerikanischen Ameisen sieht man ja nicht jeden Tag", meint ihre Klassenkameradin Lara. Dass sie nicht einfach Ameisen aus dem Wald in die Schule geholt haben, hat seinen Grund: Die stehen unter Naturschutz, erklärt Beatrice Rose-Ebel.