Heilwasser-Abfüllung und Versand befinden sich nach wie vor im Wartestand. Bad Kissingens KurdirektorFrank Oette favorisiert eine Abfüllanlage auch zu Schau-Zwecke n im Kurhausbad. Dafür müsste jedoch erst geklärt sein, was aus dem Steigenberger-Areal und dem Badehaus wird und wer eine neue Abfüllanlage finanziert.
Heilwasser, abgefüllt in Flaschen. Das ist eines der vielen Ziele, die sich Stadt, Staatsbad GmbH und Kurverein anno 2009 im Rahmen des touristischen Leitbildes auf die Fahnen geschrieben haben. Doch nach wie vor ist Bad Kissingen von einer Heilwasser-Abfüllung weit entfernt.
Kurdirektor Frank Oette betont die hohe Bedeutung des natürlichen Bad Kissinger Heilmittels Wasser, verweist aber gleichzeitig auf die Umstände, die ein Vorwärtskommen in Sachen
Abfüllung behindern. Beim Leitbild-Arbeitskreis "Wasser und Natur" dagegen hat sich so etwas wie Frust breitgemacht, was möglicherweise auch etwas mit eingeschränktem Informationsfluss aus der Staatsbad GmbH zu tun haben könnte.
War ursprünglich geplant, auch das Maxwasser als Sportgetränk abzufüllen, so haben sich diese Pläne laut Oette aus rechtlichen Gründen zerschlagen Im Mittelpunkt stehen weiter die Rakoczy-Quelle und das Bad
Kissinger Bitterwasser.
Zahlreiche Probleme
Generell gilt laut Kurdirektor: "Das Heilwasser wird in der Vermarktung Bad Kissingens eine zentrale Rolle spielen." So verweist Oette unter anderem auf den Ausschank in der Brunnenhalle, an der die Staatsbad GmbH festhalten werde. In Sachen Abfüllung dagegen sieht er noch einen Berg von Problemen.
Trotz einiger Fahrten des Arbeitskreises zu Abfüllbetrieben in
Mittelfranken und Thüringen, am Liebsten wäre es Oette, wenn das Wasser vor Ort abgefüllt würde. Doch dafür benötige man eine neue Abfüll- und eine neue Enteisenungsanlage.
Zwar existierten solche Anlagen in Bad Kissingen noch, doch diese seinen - vorsichtig ausgedrückt - in einem überholungswürdigen Zustand. Das habe er den Gesellschaftern der Staatsbad GmbH, dem Freistaat und der Stadt, auch gesagt, fährt Oette fort.
Womit der Kurdirektor auf die offene Frage der Finanzierung anspielt.
Standortfrage
Dazu komme die Standortfrage. Früher wurde im Krugmagazin in der Kurhausstraße abgefüllt. Dort stehen auch noch die überalterten Anlagen. Oettes Favorit wäre jedoch das Kurhausbad. "Da hätten wir den geringsten Aufwand, Leitungen sind vorhanden", sagt der Kurdirektor.
Er kann sich an diesem Standort auch eine Schau-Abfüllung vorstellen, "da ließe sich der Vertrieb anhängen."
Doch so lange offen ist, was aus dem Steigenberger-Areal wird, ob ein Hotel-Investor bzw. ein Betreiber das Kurhausbad nicht doch als besonderes Bonbon mit übernehmen möchte, könne dort nicht weiter geplant werden.
"Wir können nicht jetzt eine Entscheidung treffen, die wir morgen wieder umwerfen müssen", sagt Oette.
Dazu kommen weitere offene Fragen. Welchen Mengen sollen abgefüllt werden? Wie könnte ein Vertrieb aussehen? In welcher Flaschengröße sollte abgefüllt werden?
Informationsmangel
Nicht ganz auf dem aktuellen Stand der Entwicklung fühlt sich Anna Krug als Vorsitzende des
Leitbild-Arbeitskreises "Wasser und Natur". "Bis Sommer 2014 wollte die Staatsbad GmbH die Voraussetzungen für eine Heilwasser-Abfüllung klären, damit man weiß, wovon wir reden", sagt sie. Anna Krug war zwar mit dabei, als im Januar vergangenen Jahres eine Abfüllanlage in Neustadt/Aisch besichtigt wurde, doch die Steuerungsgruppe im Touristik-Leitbild sei seit 2011 nicht mehr einberufen worden.
Angesichts der ehrenamtlichen Mitglieder in der Gruppe sei es traurig, dass man da keinen Gesamtüberblick habe.
Kurdirektor Frank Oette erwidert, das Engagement des Arbeitskreises hoch einzuschätzen, gesteht aber ein, dass die gemeinsamen Sitzungen nicht fortgeführt wurden. Doch im Moment gebe es angesichts der zahlreichen offenen Fragen keine Voraussetzungen, weiter zu planen.
Wobei Anna Krug betont, dass die Arbeitskreise des Touristik-Leitbildes durchaus
schon Erfolge erzielt hätten. Zum Beispiel die Info-Broschüre über die Heilquellen in Deutsch, Englisch und Russisch, die Einführung der Audio-Guides, die Ausweisung von Wegen für Rollstuhl- und Rollator-Fahrer und die Etablierung des Qualitätssiegels "Service Q". Und trotz aller offenen Fragen: An der Heilwasserabfüllung wollen sie und der Arbeitskreis festhalten.
Die Lizenz gilt nach wie vor
Leitbild Das 2009 vorgelegte Touristik-Leitbild sieht die Wiederaufnahme der 2001 aus Kostengründen eingestellten Heilwasserabfüllung vor. Unter anderen versprechen sich die Beteiligten einen erheblichen Werbeeffekt.
Erlaubt Damit die noch vorhandene Lizenz zum Abfüllen des Arzneimittels Heilwasser nicht verloren geht, füllt die Staatsbad GmbH spätestens alle drei Jahre kleine Mengen
ab, pro forma angeboten wird das Heilwasser in einer Apotheke. Wie der ehemalige Bäderdirektor Eberhard Gräf betont, gilt die Lizenz neben Rakoczy und Bitterwasser auch für den Luitpoldsprudel alt.
Bitterwasser Dieses Bad Kissingen-spezifische und weltweit einzigartige Arzneimittel wird auf Basis des Rakoczywassers unter Zusatz von Magnesiumsulfat hergestellt.
Es dient zur unterstützenden Behandlung von Verdauungsstörungen, insbesondere bei Darmträgheit und Verstopfung. Es eignet sich unter anderem auch für die Reinigung des Darms vor einer Spiegelung. Kreiert hat das Kissinger Bitterwasser übrigens kein Geringerer als der große deutsche Chemiker Justus von Liebig (1803 - 1873).
Eisen-Entzug Wenn Rakoczy und Bitterwasser abgefüllt werden, wird aus zwei Gründen über
eine spezielle Anlage das Eisen entzogen. Zum einen würde es in der Flasche einen Bodensatz bilden und unappetitlich aussehen. Zum anderen wird mit dem Eisen auch das - wenn auch nur in geringen Mengen - im Wasser gelöste Arsen entfernt.