Von wegen weniger Äpfel!

2 Min
Clemens Schmitt ist hier dabei Äpfel der Sorte Elstar zu pflücken. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Clemens Schmitt ist hier dabei Äpfel der Sorte Elstar zu pflücken. Foto: Kathrin Kupka-Hahn

Bei den Obstbauern im Landkreis läuft die Ernte auf Hochtouren. Ihre Einbußen fallen gegen den deutschlandweiten Trend sehr gering aus.

Clemens Schmitt ist zufrieden. Pralle, schön gefärbte Äpfel hängen an den Bäumen. Und das nicht zu knapp. Der 31-Jährige macht seinen Rundgang auf der Obstbaumplantage oberhalb von Reichenbach, einem Ort im Osten des Landkreises, nahe Münnerstadt. "Das sind Äpfel der Sorte Elstar. Die sind reif und können nun geerntet werden", sagt er. Die Kostprobe bestätigt: Süß und saftig schmecken die Früchte. "Es ist ein Riesenglück, wenn ein Apfel so schön am Baum hängt", freut sich Claus Schmitt, Clemens' Vater. Der Diplom-Agraringenieur hat den Familienbetrieb von 1985 an aufgebaut und sich auf den Anbau von Obst spezialisiert. "Wir haben heuer ein sehr gutes Jahr", lautet sein Fazit. Sein Sohn nickt.

Dabei klagen die Obstbauern im ganzen Land über die schlechte Apfelernte. In den Medien ist bereits von steigenden Apfelpreisen die Rede. Doch bei Familie Schmitt in Reichenbach ist die Apfelwelt noch in Ordnung. Der späte Frost im Frühjahr konnte ihren Bäumen nichts anhaben. Ä hnlich schaut es im Westen des Landkreises, in Modlos bei Obstbauer Jochen Müller, aus. "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen", sagt er. Auf seiner Apfelplantage haben die späten Nachtfröste vom April nur einzelne Bäume erwischt. "Der Boskop ist stark mitgenommen", weiß Müller. Doch er hält das für nicht weiter tragisch. Denn der Boskop sei ein Verarbeitungsapfel zum Backen oder Kochen und weniger zum Essen geeignet.

Die restlichen Sorten, wie etwa Elstar, Gala und Jonagold, zeigen eine übliche Fruchtfülle. "Da fällt die Ernte ganz normal aus." Seine diesjährige schätzt der Modloser auf etwa 80 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren. Doch wie kommt es, dass bei ihm nur wenige Bäume Frostschäden haben? "Es spielen mehrere Faktoren eine Rolle", weiß der Obstbauer. So sei ausschlaggebend, wie weit die Blüte zum Frostzeitpunkt entwickelt ist. "Ist sie noch geschlossen, so ist das, wie wenn wir Menschen uns warm angezogen haben", erklärt Müller. Somit macht einer solch "eingemummten" Blüte der Frost weniger aus. Ist sie jedoch schon voll ausgebildet, wird sie deutlich frostanfälliger, weil weniger geschützt. "Außerdem ist der Standort des Apfelbaumes wichtig", fügt der Modloser Obstbauer hinzu.

Bei ihm stehen die Bäume überwiegend in Kuppenlage. Hier kann die kalte, frostige Luft besser abfließen, wirkt nur ein bis zwei Stunden. Stehen die Bäume jedoch im Tal, halten sich die frostigen Temperaturen etwa sieben oder acht Stunden. "Ich glaube, wir hatten einfach Glück, dass unsere Plantage etwas höher liegt und unsere Blüten noch nicht so weit entwickelt waren", sagt Müller. Entsprechend können sich seine Kunden freuen. Sie müssen ebenso wie die vom Obstbau Schmitt in Reichenbach nicht mit Apfelknappheit rechnen.

Bei Supermärkten und Discountern hingegen könnten Äpfel aus Deutschland und Europa knapp werden. "Die Frostschäden im Obstbau betreffen fast ganz Deutschland. Auch in den europäischen Nachbarländern ist es zu großen Ernteausfällen gekommen", antwortet Thomas Riehl vom Verein Fränkische Obstbauern auf Nachfrage dieser Zeitung. "In Franken gehen wir bei den Äpfeln von einer Erntemenge von nur etwa 60 Prozent im Vergleich zur durchschnittlichen Ernte aus", fügt er hinzu. Zudem bestätigt Riehl: "Es gibt Anlagen, die nahezu eine Normalernte erreichen, und welche, in denen nur etwa 30 Prozent eines Normalertrages an den Bäumen hängen."

Die schlechte Apfelernte zeigt auch erste Auswirkungen bei den Saftherstellern. So rechnet der Fruchtsaftverband VdF mit einem Ernterückgang bei Streuobst um 65 Prozent, ist in der Pressemitteilung des Verbandes vom Juli 2017 nachzulesen. Martin Hofmann, einer der Geschäftsführer des gleichnamigen Familienbetriebes in Nüdlingen, hält sich mit seiner Prognose zurück. "Wir haben ein Sammelsystem in ganz Unterfranken", sagt er. Dennoch bestätigt der Nüdlinger: "Mit der Apfelernte schaut's heuer schlecht aus."