Dekan Thomas Keßler wechselt als Generalvikar nach Würzburg. Wichtig ist es ihm, die Kirche zukunftsfähig zu machen. In Bad Kissingen lässt Thomas Keßler eine funktionierende Pfarreiengemeinschaft zurück.
"Der Ruf des Bischofs war ein heftiger Einschnitt, das war nicht in meiner Lebensplanung vorgesehen." Noch etwas verhalten kommentiert Pfarrer und Dekan Thomas Keßler seine Berufung zum Generalvikar durch Bischof Friedhelm Hofmann. "Als Pfarrer bin ich mitten in der Gemeinde, als Generalvikar habe ich mit dafür zu sorgen, dass der Rahmen geschaffen wird, in dem die Gemeinden gut leben können", beschreibt Pfarrer Keßler seine neue Aufgabe als Stellvertreter des Bischofs.
2004 kam Thomas Keßler als Pfarrer nach Bad Kissingen, am 3. Oktober wurde er in sein Amt eingeführt. Unter anderem sein Vorgänger Oskar Pflüger hatte ihn zuvor gefragt, ob er sich das vorstellen könne. Keßler konnte. Auch weil der gebürtige Bad Neustädter so seinem schwer kranken Vater näher war, ihm besser helfen konnte.
Schon in den Jahren 1985 bis 1987 hatte Thomas Keßler in Bad Kissingen gewirkt, damals noch als Kaplan. "Als ich nach 17 Jahren wieder kam, habe ich die Herz-Jesu-Kirche nicht mehr erkannt", gesteht Keßler. Zu seiner Kaplanszeit war das Gotteshaus noch grau und schwarz, voller Spuren des Kerzenrußes. "Nach der Renovierung war sie hell, das war ein positiver Schock für mich."
Geordnete Seelsorge Mit großen Problemen hatte der neue Bad Kissinger Pfarrer erst einmal nicht zu kämpfen. "Ich habe eine geordnete Seelsorge vorgefunden", erinnert er sich, "hier wurde gut gearbeitet."
Sehr gebunden hat ihn allerdings der Weg zur Pfarreiengemeinschaft "Jesus - Quelle des Lebens". "Dass das gut gegangen ist, ohne Hick-Hack, das war eine sehr gute Erfahrung", sagt Thomas Keßler rückblickend und ist dankbar für die vielen engagierten Christen in den Gemeinden, die ihn unterstützt haben.
So war Thomas Keßler meist nicht nur für die Pfarrei Herz-Jesu und Winkels zuständig. Mit der Pfarreiengemeinschaft kamen Arnshausen, Reiterswiesen, Hausen und Kleinbrach dazu. Eineinhalb Jahre betreute er Bad Bocklet mit, ein halbes Jahr Euerdorf, in Burkardroth wirkte er fast drei Jahre. Zuletzt half Keßler drei Monate in Oerlenbach aus, bedingt durch die Erkrankung des dortigen Pfarrers Norbert Reinwand.
Gott liebt die Menschen Schon als Pfarrer, aber auch als Dekan, zu dem Thomas Keßler 2015 gewählt worden war, fragte er sich immer wieder, wie sich die Kirche auf eine zukunftsfähige Seelsorge einstellen soll. So misst Pfarrer Keßler zum Beispiel den Hauskreisen große Bedeutung zu. Kindergärten sieht er als kleine Gemeinden inmitten der Pfarreien. "Man muss mit der Verbreitung des Glaubens in den Kindergärten anfangen", sagt der Geistliche, "Glaube ist ein Wachstumsprozess." Die Erstkommunion müsse mehr sein als eine Familienfeier mit dem Fazit "Jetzt haben wir's geschafft". Kinder sollten - ebenso wie die Erwachsenen - erkennen, dass sie von Gott geliebt werden.
Herausforderung Pfarrer Keßler sieht es als Herausforderung, Christen zur Mitarbeit zu gewinnen, ihnen zu helfen, ihre Berufung zu entdecken: "Für die Zukunft der Kirche ist es wichtig, dass Menschen gottesdienstlich mitarbeiten." Die Betreuung von Andachten und Kreuzwegen, das könnten auch Laien übernehmen. "Vielleicht ist der Priestermangel sogar das Werk des lieben Gottes, damit mehr Laien einbezogen werden können", sagt Keßler: "Es braucht den Priester, aber nicht für alles."
Baugeschichten wie die Restaurierung der Orgel in der Stadtpfarrkirche oder die Neueindeckung der Jakobuskirche sind und waren nie die Themen, die ihn bestimmt haben. "Wir haben gute Leute und einen guten Kirchenpfleger", sagt Dekan Keßler, das habe ihm erlaubt in erster Linie seelsorgerisch zu arbeiten.
Aus Bad Kissingen wird der künftige Generalvikar viele gute Erinnerungen mitnehmen. Zum Beispiel an die sehr ansprechende Liturgie, die hier gepflegt wird, an die Kantorei, an den Kontaktpunkt, an die vielen Menschen auch aus dem Umland, die hier Kirche mitleben und mitgestalten. Hier durfte er auch erfahren, welch therapeutische Wirkung Gottesdienste haben können. "Wenn Patienten mir sagen, dass ihnen der Gottesdienst wichtiger war als die ganze Reha, dann sind wir auf der richtigen Spur."
Dienstleister für die Gemeinden "Langsam kommt es bei mir an, ich nehme es an, es freut mich", sagt Thomas Keßler im Hinblick auf sein neues Amt. Auch künftig wird er als Leiter des bischöflichen Ordinariats und der Verwaltung mit überlegen müssen, wie das Evangelium in Zusammenarbeit mit den Gemeinden unter die Menschen gebracht werden kann. Er sieht sich als Dienstleister für die Gemeinden, ohne diese bevormunden zu wollen. Dabei zitiert er den Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx: "Bischöfe sind keine Filialleiter von Rom, sondern verantwortlich für ihre Diözesen." So wünscht sich Thomas Keßler mehr Diskussionsfreudigkeit in der Kirche und spricht in diesem Zusammenhang von einem spannenden Weg. Natürlich gebe es ein Kirchenrecht, doch das lasse große Freiheiten zu: "Am Ende steht das Gewissen des Einzelnen."
Auch in Würzburg wird der künftige Generalvikar die Heilige Messe halten. Vorstellen kann er sich das in der Marienkapelle. Und die Kontakte zu den vielen Menschen, die er in Bad Kis singen und Umgebung kennen und schätzen gelernt hat, will er nicht abreißen lassen - soweit es ihm zeitlich möglich sein wird.
Abschied am Ostermontag Verabschiedung Verabschiedet wird Pfarrer Thomas Keßler am Ostermontag um 17 Uhr im Rahmen einer Messfeier in der Herz-Jesu-Kirche. Es folgt eine Begegnung im Gemeindezentrum zum persönlichen "Adieu-Sagen". Auch den Festgottesdienst am Ostersonntag in der Pfarrkirche wird Pfarrer Keßler halten.
Einführung In sein neues Amt als Generalvikar wird Thomas Keßler am Dienstag, 21. April, um 9 Uhr von Bischof Friedhelm Hofmann im Rahmen eines Pontifikalamtes um 9 Uhr im Würzburger Dom eingeführt.
Ausgeschrieben Die Pfarrei ist ausgeschrieben. Noch steht kein Nachfolger als Pfarrer für Bad Kissingen und die Pfarreiengemeinschaft "Jesus - Quelle des Lebens" fest.
Vertretung Verwaist ist die Pfarrei bis dahin nicht. Pfarradministrator ist Pfarrer Stephan Hartmann aus Burkardroth, außerdem halten zwei Kapläne, ein Diakon, eine Gemeindereferentin und eine Gemeindeassistentin die Stellung.