Seinen Geburtstag verbrachte Emil Brandqvist in Bad Kissingen und er gab sogar ein Konzert. Am Ende gab es eine Überraschung.
So ganz zurück vom "Midsommar", dem neben Weihnachten größten Familienfest in Schweden, war Emil Brandqvist noch nicht, als er zudem ausgerechnet an seinem Geburtstag beim Jazz Breakfast 2 des Kissinger Sommers 2018 auf der Bühne des Kurgartencafés stand. So erinnerte er sich und sein Publikum beim ersten Titel des Konzerts an seinen neunjährigen Sohn mit einem Titel, den er für ihn komponierte, als der Junge einfach nicht einschlafen konnte. Brandqvist ist der Drummer, Komponist und Sprecher des Emil Brandqvist Trios, eines der führenden skandinavischen klassischen Jazzquartette mit der Besetzung Klavier, Kontrabass und Drums. Sein Bassist ist der Schwede Max Thorberg; ans Klavier hat er sich einen Weltklassepianisten aus dem benachbarten Finnland, Tuomas Turunen, geholt. Wie das schwedische Tingvall Trio spielen die drei einen typisch skandinavischen Jazz, der seine Ruhe und Inspiration aus der Natur, den landschaftlichen Schönheiten ihrer Heimat bezieht. So erinnert Brandqvist an sein Sommerhaus, in dem er die drei Wochen um Mittsommer vor dem Konzert verbracht hat und von dem aus er die Züge der Starenschwärme beobachten kann, was ihn zum Titel "Starlings" inspirierte. Den Blick von der höchsten Erhebung im Naturreservat "Gringsholmen", in dem er viele Geburtstage seiner Kindheit verbrachte, zeigt das Cover der neuesten CD des Trios "Within a Dream"; auch der Titel "Peace" versucht ein Erlebnis in der Natur in Töne zu fassen: die Ruhe, die beim Tauchen in einem natürlichen Gewässer über den Schwimmer kommt.
Bilder aus Skandinavien
Alle elf Titel des Konzerts atmeten Brandqvists Verbundenheit mit der skandinavischen Landschaft und Natur, sie strahlen Ruhe aus, beginnen häufig im Piano, bewegen sich nur gelegentlich zum Forte. Doch sind sie höchst komplizierte, raffiniert gestaltete Gebilde, bei denen das Zuhören, Mithören und auch Durchhören großen Spaß macht. Tuomas Turunen am Piano übernimmt oft das Vorstellen der aus Brandqvists offenbar überbordenden Fantasie gelieferten Melodien und ihre immer komplizierter, dichter, auch schwieriger zu spielende Ausarbeitung; die anderen beiden klinken sich ein. Zart mit Besen und Becken der so gar nicht so recht als "Drummer" zu bezeichnende Emil Brandqvist selbst, Kontrabassist Max Thornberg mit seinem sanften, weichen Zupfstil am Kontrabass. Sie liefern das rhythmische Gerüst der Stücke, sind aber natürlich auch immer wieder solistisch zu hören, allerdings nicht in der ritualisierten Solo-Schaustellung mit anschließendem Applaus vom Publikum, sondern in fast klassisch gestalteter Ausweitung, Weiterführung der Themen. Da alle drei außerordentliche Könner an ihrem Instrument sind, macht das großen Spaß und ist ungemein spannend. Im dicht besetzten Kurgartencafé genossen die Zuhörer nach ihrem Frühstück diesen sehr nuancierten, zum Träumen anregenden, farbenreichen Start in den Tag.
Für Emil Brandqvist hieß es erst einmal Torte essen. Die hatte ihm Intendant Tilman Schlömp zu seiner Überraschung am Ende statt Blumen zum Geburtstag überreicht. Wie der gestand, war es das erste Mal, dass er diesen Tag außerhalb der Familie feierte. Und es war auch das erste Mal, dass er eine Geburtstagstorte bekommen hat.