Verletzte Ehre erhitzt die Gemüter der Feuerwehrler

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Ehemaliger Vorsitzender Lorenz Höchemer, Kommandant Sebastian Metz und Vorsitzender Christian Metz von der Freiwilligen Feuerwehr Stangenroth sehen sich zu Unrecht falsch dargestellt. Eine Neiddebatte um die passende Ausrüstung sorgt für Aufregung. Foto: Carmen Schmitt
Ehemaliger Vorsitzender Lorenz Höchemer, Kommandant Sebastian Metz und Vorsitzender Christian Metz von der Freiwilligen Feuerwehr Stangenroth sehen sich zu Unrecht falsch dargestellt. Eine Neiddebatte um die passende Ausrüstung sorgt für Aufregung. Foto: Carmen Schmitt

Zwei Vereine, zwei Bürgermeister, ein Haus, ein Auto und ein jahrelanger Clinch: Nährboden für einen Konflikt, den zuletzt eine Bürgerversammlung in Gefäll befeuerte. Am Ende steht die Einsicht, dass alle eigentlich das Gleiche wollen.

Die Sonne funkelt auf dem polierten roten Blech. Die drei Männer, die vor dem neuen Feuerwehrauto stehen sind stolz - und sauer. Es ist noch nicht lange her, da klopften noch mehr Männer die letzten Pflastersteine dort fest, wo Lorenz Höchemer, Christian Metz und Sebastian Metz heute stehen. Viele Stunden Arbeit. Arbeit die nach Ansicht der Vereinsmitglieder zuerst anerkannt und später von den gleichen Personen in Frage gestellt wurde - öffentlich und von oberster Ebene des Dorfes.

"Das war für uns wie eine Schelle ins Gesicht", sagt Lorenz Höchemer. Er ist ehemaliger Vorsitzender und heute einer der Beisitzer bei der Feuerwehr Stangenroth. Eine Bürgerversammlung in Gefäll sollte zum Ursprung des Konflikts werden. Vor einem Monat ging es bei dem Treffen auch um das neue Auto und das neue Vereinshaus der Stangenrother Wehr. Es sollen neidvolle Kommentare von den Nachbarn aus Gefäll gefallen sein, die sich von der Gemeinde ungerecht behandelt fühlen. Die beiden Bürgermeister sollen darauf eingestiegen sein, was die Debatte perfekt machte.

Die drei Männer von der Feuerwehr Stangenroth können die Reaktion der Gemeindevertreter nicht nachvollziehen, meinen sie, und sprechen für alle Helfer, die beim neuen Vereinsheim angepackt haben. Sie fühlen sich durch einige Aussagen des Bürgermeisters und seines Stellvertreters falsch dargestellt: "Wir werden als Faulenzer und Nichtskönner hingestellt", sagt Lorenz Höchemer. Das wollen die Wehrler nicht auf sich sitzen lassen.
In einer Vereinssitzung machten die Mitglieder ihrem ersten Ärger Luft. Sie reagierten mit einem Leserbrief auf den Zeitungsbericht über die Bürgerversammlung. Die Zitate des Bürgermeisters und seines Stellvertreters ärgern sie am meisten. "In Stangenroth ist nicht viel an Eigenleistung gelaufen", soll Waldemar Bug gesagt haben und mit "Wir sind halt handwerklich geschickter als andere Dörfer" habe sich Daniel Wehner geäußert. Die Aussagen seien genau das Gegenteil von dem, was die Beiden bei der Generalversammlung der Feuerwehr Stangenroth und bei der Einweihung von Fahrzeug und Haus gesagt haben sollen, meinen die Männer. Da sei der Einsatz der Feuerwehrleute von ihnen noch hervorgehoben worden. "Genau", meint Daniel Wehner (WG Gefäll). Und eben deshalb sei die Auslegung "völliger Blödsinn".

Leistung nicht infrage stellen

"Ein paar Wochen vorher habe ich sie ja noch gelobt", sagt der zweite Bürgermeister von Burkardroth. Seine Aussage sollte die handwerkliche Leistung der Stangenrother nicht infrage stellen oder eine Wertung sein, meint er. "Wenn sie das so interpretiert haben, kann ich verstehen, dass sie sauer sind. Aber das wollte ich mit dem Satz nicht wiedergeben."

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie verärgert sind", sagt Bürgermeister Waldemar Bug (ödp). Erst kürzlich habe er mit den Verantwortlichen gesprochen. "Ich habe mich bei der Einweihung für den Einsatz der Feuerwehrleute bedankt. Das gehört sich so und das habe ich auch so gemeint." Dass er mit seinem Kommentar in der Bürgerversammlung angeeckt ist, glaubt er nicht. "Die zwei haben richtig Öl aufs Feuer geschüttet", sagt Lorenz Höchemer. Sie haben einen Konflikt befeuert, der schon länger schwelt. Daniel Wehner meint, er wollte bei der Bürgerversammlung mit diesem Satz eine Diskussion beenden. "Die Gefäller hatten sich ungerecht behandelt gefühlt. Die Gefäller sind genauso sensibel wie die Stangenrother. Jeder will das, was der andere hat", sagt Daniel Wehner.

In diesem Punkt würden die Stangenrother nicht einmal widersprechen: "Ganz klar, wir verstehen, dass sich die Gefäller ungerecht behandelt fühlen", sagt Lorenz Höchemer und spricht damit dem Feuerwehrkollegen Marko Wehner aus Gefäll aus der Seele. Der Vorsitzende der Gefäller Wehr hält die ganze Diskussion für überflüssig, "wenn nicht einer bevorzugt behandelt würde". Das zehre inzwischen an der Motivation der Mitglieder, meint Marko Wehner. Seit Jahren gibt es immer wieder Konflikte zwischen beiden Wehren. Die aktuelle Diskussion ist nur die Spitze des Eisberges. "Es wird immer geredet und geredet. Dann endet es wie "Stille Post" und jeder hat es nicht so gemeint."

Übung wichtiger als Baustelle

Ob ungerecht oder nicht - "wir leben jetzt - zehn Jahre später", sagt Lorenz Höchemer. Damals, als die Nachbar-Wehr ihr Feuerwehrhaus baute, lebte man in anderen Zeiten, sagt der ehemalige Vorsitzende. "Heute ist es viel schwieriger, Helfer zu finden", meint Sebastian Metz, Kommandant der Stangenrother Wehr. Ihm lag am Herzen, dass seine Feuerwehrleute wegen einer Bauphase nicht die Motivation verlieren. "Wir wollten die Moral über die Monate nicht zerstören." Vorsitzender Christian Metz sieht es so: "Die Leute sollen eher zur Übung kommen als zum Hausbau."

Dass überhaupt Neidgedanken aufkommen, kann Lorenz Höchemer nicht nachempfinden. "Wir sind doch Kameraden." Auch für Kommandant Sebastian Metz keine Frage: "Wir müssen als Feuerwehrkollegen zusammenhalten, so wie auch im Einsatz." Marko Wehner von der Gefäller Wehr ist gleicher Meinung: "Klar sollten wir eigentlich zusammenhalten." Er sieht nur eine Lösung für das Problem: "Wir müssten uns einfach an einen Tisch setzten und mit allen darüber reden, damit das einfach klargestellt wird."

Für Vorsitzenden Christian Metz ist nicht der Neid der Nachbarn das, was ihn am meisten enttäuscht. "Viel schlimmer war die Reaktion vom Ersten und Zweiten Bürgermeister." Das Vertrauen hat gelitten.