Der Vandalismus an den Plastiken der Würzburger Künstlerin Hilde Würtheim beschäftigt nicht nur die Einwohner Bad Kissingens. Auch Kunstfreunde aus Mittelfranken sind fassungslos.
Sybille Schwartz ist schockiert. Die 73-Jährige hätte gemeinsam mit ihrem Mann am Dienstag 150 Kilometer Anreise auf sich genommen, um den Tag in Bad Kissingen zu verbringen, zu flanieren, es sich gut gehen zu lassen, und: Um die Plastiken von Hilde Würtheim zu sehen. Diese fielen in den vergangenen Wochen immer wieder Vandalen zu Opfer. Die Künstlerin und die Bayerisches Staatsbad Bad Kissingen GmbH reagierten am Montag auf die Vorfälle: Sie lagerten die Statuen ein. Sybille Schwartz und ihr Mann bleiben nun zuhause.
Schaden in Bad Kissingen hat zwei Seiten für Mittelfränkin
"Wir kommen jetzt nicht", sagt sie. "Wir wollten die Ausstellung besuchen und es uns gut gehen lassen. Hätte mein Mann nicht zufällig im Netz entdeckt, dass die Statuen weg sind, wären wir wohl gefahren." Für sie hat der Schaden zwei Seiten. "Das ist schlechte Mundpropaganda für die Stadt", meint die Frau aus Neustadt an der Aisch. Und: "Es tut mir leid für die Künstlerin, die während der Corona-Pandemie wahrscheinlich zu kämpfen hat." Das Ehepaar habe geplant, sich die Figuren anzusehen, um eventuell eine Skulptur zu kaufen. Dem Oberbürgermeister der Stadt solle klar sein, was geschehen ist. "Ich habe mich sehr darüber geärgert. Es sollte viel stärker in der Öffentlichkeit thematisiert werden."
Denn die Täter hätten keinen Respekt vor dem Schaffen, dem Werk und dem Eigentum anderer, meint die 73-Jährige. Ihrem Unmut macht sie Luft: "Das kann doch nicht wahr sein. Asoziales Geschwardel würde der Franke dazu sagen." Ärger, aber auch konstruktive Vorschläge wurden in den sozialen Netzwerken laut.
Kameras oder Spendenkonto?
Ein Kommentator schlug vor, ein Spendenkonto einzurichten. Dies eruierte die Staatsbad GmbH bereits mit der Künstlerin. Ein solches sei von der Künstlerin jedoch nicht gewollt, heißt es von Ines Hartmann, die bei der GmbH für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Eine andere Forderung war die verstärkte Überwachung - beispielsweise mit Kameras.
Hartmann macht deutlich: "Eine Installation von Kameras an allen Stellen, an denen die Figuren standen, ist nicht umsetzbar. Hinzu kommt, dass das Thema Videoüberwachung ein sehr sensibles Thema ist." Thomas Baumeister, der stellvertretende Dienststellenleiter der Bad Kissinger Polizei, stimmt zu: "Um den öffentlichen Raum überwachen zu dürfen, gibt es hohe Anforderungen und es braucht eine gewisse Gefährdungslage."
Überwachung braucht triftigen Grund
Ob diese vorhanden sei, ist für den Polizisten fraglich. Landrat und Vorsitzender des Kulturausschusses, Thomas Bold (CSU), hält eine Überwachung in solchen Fällen für ein probates Mittel, um Vandalismus entgegen zu wirken. Bold meint weiter: "Welche Mittel und Wege ergriffen werden, hat die jeweilige Kommune zu entscheiden."
Bad Kissingens OB äußert sich zu den Vandalismus-Vorfällen
Der Oberbürgermeister der Stadt Bad Kissingen, Dirk Vogel (SPD), akzeptiert die Sachbeschädigungen nicht und äußerte sich auf Nachfrage der Redaktion: "Zum einen habe ich sichergestellt, dass die Straftat angezeigt wurde. Zum anderen werden wir Kontrollen intensivieren." Zeugen sollten Hinweise an die Polizei richten. Mit den Kontrollen soll laut Thomas Hack, Pressesprecher der Stadt Bad Kissingen, ein Privatunternehmen betraut werden. "Wir kümmern uns darum. Das soll so schnell wie möglich passieren."