Tierischer Jahrestag

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Eberhard Schmidt und ein Nachfahre von Molly, seiner ersten Taube. Foto: Robert Huger
Eberhard Schmidt und ein Nachfahre von Molly, seiner ersten Taube. Foto: Robert Huger

Seit 25 Jahren ist Eberhard Schmidt aus Premich als Veterinär tätig. Im Alltag behandelt er hauptsächlich Hunde und Katzen. Am liebsten mag er aber die Tauben. Seine Molly begleitete ihn damals sogar zur Schule.

Eine Taube blickt vom Fensterbrett in ein Klassenzimmer. Von drinnen beobachtet sie ein Junge. "Ist das deine Taube?", fragt die Lehrerin. Er antwortet: "Ja, das ist Molly." Der Junge ist Eberhard Schmidt und inzwischen Veterinär - und zwar seit 25 Jahren. Er kann sich noch gut an diese Zeit erinnern. "Molly ist neben mir her zur Schule gelaufen", erzählt er. Sie habe stets draußen auf der Fensterbank auf ihn gewartet. Bis sie die Lehrerin einmal hereingelassen hat. "Da hat sie vor Aufregung hier und da einen Klecks verteilt", erzählt er, der von Kindesbeinen an Tierarzt werden wollte.

Rhön ins Herz geschlossen

Seit dem ersten Besuch im Jahr 1989 ist Eberhard Schmidt begeistert von seiner Wahlheimat. "Das ist einfach ein fantastisches Panorama hier", schwärmt er. Außerdem habe es bei seiner Ankunft so schön nach Holzfeuer gerochen. Das kannte der Mann aus Runkel an der Lahn (bei Limburg) vorher nicht. Als eine Art Zeichen, sah er die vielen Tauben auf den Hausdächern. "Da habe ich gedacht: Junge, hier bist du richtig."
Nach einem Rundgang mit Dr. Thyroff, dessen Praxis er übernehmen sollte, ging alles ganz schnell. "Ich bin vormittags angekommen und nachmittags habe ich die Praxis gekauft", erzählt Eberhard Schmidt. Am 19. Dezember 1989 ist er dann mit Sack und Pack nach Stangenroth gezogen.
Zu Beginn seiner Tätigkeit kümmerte sich der Tierarzt noch hauptsächlich um Großtiere, also Kühe, Pferde, Schweine, Schafe und Ziegen. "Als Tierarzt war das ein Garten Eden", erzählt Eberhard Schmitt. Hinter jeder Tür habe eine Kuh herausgeguckt.
Unter anderem betreute er Hausschlachtungen, die überwiegend im Winter stattfanden. Zu dieser Zeit gab es noch die Lebendbeschau, bei der die Tiere auf Krankheiten untersucht wurden. Erst nach danach durfte die Schlachterlaubnis erteilt werden. Im Anschluss an die Schlachtung wurden bei der Fleischbeschau einige Organe aufgeschnitten und das Fleisch des toten Tieres inspiziert. "Sozusagen Auf Herz und Nieren geprüft", sagt Schmidt. Es gab jedoch immer weniger landwirtschaftliche Betriebe.

Einmal zugebissen

Also eröffnete Eberhard Schmidt 1997 seine Kleintierpraxis in Premich. Im Laufe der Jahre hat er dort fast jedes Tier behandelt: Von einer Python über Schildkröten bis hin zu Wüstenspringmäusen. Gefährlich wurde es in den 25 Jahren nur ein einziges Mal. "Ein Hund hat mir durch den rechten Daumen gebissen", erzählt der Vetrinär. Das Tier war etwas zu früh aus der Narkose erwacht. Als Eberhard Schmidt ihm dann eine Spritze mit einem Schmerzmittel verabreichte, schreckte der Hund auf und biss zu. Das führte zu einer zehntägigen Auszeit. Eine absolute Ausnahme.
"Als Einmannbetrieb darf man nicht krank werden", sagt Schmidt. Da spielt es keine Rolle, ob es Weihnachten oder Ostern ist. Wenn ein Tier erkrankt ist, wird geholfen. Manchmal kommt allerdings jede Hilfe zu spät. Zu den unangenehmen Aufgaben des Tierarztes gehört das Einschläfern der Tiere.

Nie emotionslos

"Ein Tod ist mir immer unter die Haut gegangen", erzählt Eberbard Schmidt, "das wird nie Routine." Dabei sei es egal gewesen, um was für ein Tier es sich gehandelt habe. Das Einschläfern gehöre zwar dazu, aber er hinge emotional an den Tieren. Hin und wieder kamen auch Menschen zu ihm, die gesunde Tiere einschläfern lassen wollten, etwa weil sie ungehorsam waren oder nicht so, wie vom Züchter gewünscht. Diese Art Anfragen hat er stets resolut abgelehnt. "Das verbietet der Berufsethos", sagt Schmidt, "es ist unsere Aufgabe, die Tiere zu schützen."
Er selbst hat zu Hause zwei Katzen, ein Aquarium voller Fische und eine Taubenzucht. Insgesamt 70 Brieftauben beherbergt er in seinem Taubenschlag. Fast alle sind Nachkommen von Molly.