System ins Karten-Chaos bringen

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Bürgermeister Waldemar Bug (links) und Kämmerer Heiko Schuhmann beugen sich über eine Karte auf denen eine Vielzahl von Koordinaten, Flurnummern, Grundstücken und Straßenverläufe eingetragen ist. Foto/Repro: Benedikt Borst
Bürgermeister Waldemar Bug (links) und Kämmerer Heiko Schuhmann beugen sich über eine Karte auf denen eine Vielzahl von Koordinaten, Flurnummern, Grundstücken und Straßenverläufe eingetragen ist. Foto/Repro: Benedikt Borst
Bei digitalen Karten lassen sich per Mausklick leicht Informationen ein- und ausblenden, vom Luftbild bis zu den Wasserleitungen.
Bei digitalen Karten lassen sich per Mausklick leicht Informationen ein- und ausblenden, vom Luftbild bis zu den Wasserleitungen.
 

Der Markt digitalisiert alte Kanalpläne, obwohl das teuer ist und er gesetzlich dazu nicht verpflichtet ist. Aber die Vorteile, für Verwaltung und Bürger, sind enorm.

Bürgermeister Waldemar Bug (ÖDP) und Kämmerer Heiko Schuhmann beugen sich über die schwarz-weiße Karte. Schuhmann hat sie aus einem dicken Ordner hervorgeholt. Aus einem von Dutzenden - die ganze Regalwand ist voll gestellt. Die Bretter in der Mitte biegen sich bereits unter dem Gewicht der zig-tausenden Karten durch.

Vor Bug und Schuhmann breitet sich ein Wirrwarr aus Buchstaben, Nummern und Linien aus, an dem sie sich orientieren.
Straßenverläufe sind dort eingezeichnet, Grundstücksumrisse und Flurnummern. Diese Informationen betrachten sie beiläufig. Sie nehmen das Abwassernetz unter die Lupe. "Bis Herbst 2014 wollen wir unser Wasser- und Abwassersystem planmäßig digital erfasst haben", sagt Schuhmann. Alle relevanten Informationen sollen zentral am Computer eingepflegt werden. Der Gemeinderat hat den entsprechenden Beschluss bereits gefasst. Der Abwasserzweckverband (AZV) Aschach-Saale will das zehn Kilometer lange, verbandseigene Kanalnetz in diesem Zug ebenfalls digitalisieren lassen.

"Vermessungstrupps werden dann die einzelnen Koordinaten ausmessen", sagt Schuhmann. Via GPS-Satellitenortung wird die exakte Lage der Kanalrohre und -schächte bestimmt, die Größe der Leitungen wird ausgemessen, wie tief sie im Boden liegen und welches Gefälle sie überwinden. "Die Trupps müssen einmal alle Gemeindeteile abgehen", erklärt Bürgermeister Bug. Zunächst wird die oberirdische Lage sämtlicher Schieberdeckel, Hydrantenkappen und Kanaldeckel im Gehsteig und Straßenbereich festgestellt. "Danach geht es in die Tiefe." Rohr für Rohr.

Die erhaltenen Informationen benötigt die Gemeinde für die Wartungsmaßnahmen, zu der sie der Gesetzgeber verpflichtet. Privatpersonen brauchen die Informationen beispielsweise, wenn sie ihren Abwasser-Hausanschluss planen. Anhand der Daten wird entschieden, ob eine Pumpe installiert werden muss, oder ob das natürliche Gefälle ausreicht, um das Abwasser vom Haus zum Kanalrohr abzuleiten.

"Es gibt keinen gesetzlichen Zwang, alte Pläne digital zu erfassen", sagt Bug. Immerhin belastet das freiwillige Projekt den Markt finanziell mit rund 65 000 Euro. Der betriebene Aufwand ist trotzdem notwendig, denn alte Pläne sind oft um mehrere Meter ungenau. Versorgungsleitungen können bei Bauarbeiten leichter beschädigt werden.

Und: "Es erleichtert uns in vielen Bereichen die Arbeit. Das ist der aktuelle Stand der Technik", begründet Bug. Es entfällt Papierkram, die Daten lassen sich leichter handhaben und aktuell halten. Ein weiterer Vorteil ist laut Schuhmann, dass sich am Computer je nach Bedarf zusätzliche Informationen ein- und ausblenden lassen. Wenn er wissen will, wie weit ein Hydrant vom nächsten Haus entfernt ist, muss er nur das entsprechende Luftbild über den Kanalplan legen und die Entfernung abmessen. So ist alles auf den ersten Blick ersichtlich.