Bis der Bau der neuen Fußgängerzone beginnen kann, wird es bis 2018 dauern. Das hat gute Gründe, meint die Stadtverwaltung.
Eine Stunde hat es gedauert bis zwei Dutzend Kissinger wussten, dass sie umsonst ins Rathaus gekommen waren. Sie alle warteten auf Punkt Sieben auf der Tagesordnung der vergangenen Stadtratssitzung. Es ging um den Streitpunkt "Pfalzstraße". Nach einem anschaulichen Exkurs in die Vorgaben und Bestimmungen innerhalb der Geschäftsordnung der Stadt und der Erklärung, warum sich der Stadtrat überhaupt mit der Angelegenheit rund um den Neubau eines Mehrfamilienhauses in der
Pfalzstraße befasst, stellte die CSU den Antrag, dessen Ergebnis die Sitzung erheblich verkürzen sollte. "Wir sollten eine Ortsbegehung machen", sagte CSU-Fraktionsvorsitzender Michael Heppes. Mit einer knappen Mehrheit von 14 zu 13 entschied sich der Kissinger Stadtrat dafür, sich vor Ort ein Bild von dem Projekt zu machen und vorerst keinen Beschluss zu formulieren. Punkt Sieben war vorerst vom Tisch.
Bis die Zuhörer diese Entscheidung zur Kenntnis nehmen konnten, durften sie die Diskussion zu einem anderen Thema erleben, das nicht weniger öffentlichkeitswirksam ist.
Die CSU-Fraktion wollte über den aktuellen Stand des Projekts "Neue Altstadt" informiert werden. "Es ist verständlich, jeder will wissen, wann es losgeht", sagte Steffen Hörtler (CSU). Er schlug vor, die Bürger automatisch und nicht umständlich als Reaktion auf einen Antrag zu
informieren, wie der Sachstand ist. Eigentümer und Betroffene werden ständig informiert, meint OB Blankenburg.
Baubeginn nicht nächstes Jahr
Von der Stadtverwaltung heißt es, dass der Bau - "nach jetzigen Einschätzungen" - nicht wie geplant in einem Jahr beginnen kann. Der Startschuss verschiebe sich um ein halbes Jahr und rücke ins Jahr 2018. Mehrere Gründe seien dafür verantwortlich.
Das Ausschreibungsverfahren hat einen zweiten Anlauf gebraucht, wodurch sich die Vergabe um vier Monate verzögert hat. Außerdem werden die Voruntersuchungen ausgeweitet. Es geht um Heilquellenschutz, Kanalplanung und Grundwasserregulierung. "Die Tragweite einer Fehleinschätzung wäre für die Stadt fatal", heißt es aus der Stadtverwaltung. Dazu komme eine "angespannte Personalsituation" im Team "Neue Altstadt" der Stadt, das seit Beginn der Planung geschrumpft ist.
Alles recht und gut, meint die CSU-Fraktion, jetzt aber von einem halben Jahr zu sprechen, um das sich der Beginn hinzieht, halten die Ratsmitglieder für missverständlich.
"Man muss so ehrlich sein zu sagen, dass man es nicht sagen kann", meinte Wolfgang Lutz (CSU). Es erwecke einen falschen Eindruck, sagte Steffen Hörtler: "Wir sollten den Bürgern kommunizieren, dass wir es schlicht nicht wissen." OB Blankenburgs Antwort kam prompt: "Ich kann Ihnen auch heute
nicht garantieren, dass es ein halbes Jahr später dann wirklich losgeht." Auf eine Termin will er sich nicht festnageln lassen: "Es steht die Sicherheit der Heilquellen auf dem Spiel." CSU-Fraktionsvorsitzender Heppes sagte: "Es geht um Kissingens gute Stube", und fordert: "Wir brauchen mehr Öffentlichkeitsarbeit - über Erkenntnisse und Erfolge."