Zu heiß auf dem Eis für Kissingens Gegner

3 Min
Kissingens Chad Evans (links) wartet auf den Nachschuss, Farchants Torwart Josef Kraus entschärfte bereits den vorherigen Torschuss. Foto: Hopf
Kissingens Chad Evans (links) wartet auf den Nachschuss, Farchants Torwart Josef Kraus entschärfte bereits den vorherigen Torschuss. Foto: Hopf

Zwar ein eindeutiges Ergebnis für die Wölfe, aber so entspannt, wie sich der 10:1-Sieg liest, war es gegen den TSV Farchant nicht.

EC Kissinger Wölfe - TSV Farchant 10:1 (4:0, 3:0, 3:1).

Es hätte ein berauschender Wölfe-Abend werden können. Sieht man sich nur die ersten Zahlen auf dem Spielberichtsbogen an, lässt sich das auch genauso beschreiben. Zehn geschossene Tore, nur ein Gegentor. Doch neben dem wirklich tollen Ergebnis reihen sich weitere Zahlen, die nicht allzu positiv aussehen: Auf Kissingens Seite stehen vier Zwei-Minuten-Strafen und eine Zehn-Minuten-Strafe geschrieben, was bis auf die zehn Minuten nichts allzu Ungewöhnliches ist. Aber auf der Seite von Farchant reihen sich elf Zwei-Minuten-Strafen (!) und zwei Zehn-Minuten-Strafen (!!) aneinander. "Farchant hat dreckig gespielt", erklärte Spielertrainer Mikhail Nemirovsky. Kapitän Simon Eirenschmalz nutzte weniger drastische Worte: "Keiner will so hoch verlieren, da hat sich bei Farchant ein wenig Frust aufgestaut." Und Vorsitzender Michael Rosin fügte hinzu: "Klar können die Gemüter bei einer 440-Kilometer-Auswärtsfahrt und einer 10:1-Klatsche erhitzt sein, aber sowas muss nicht sein."


Strafzeiten für beide Teams

Begonnen hatte alles im zweiten Drittel beim Stand von 5:0. In der 35. Minute wurde es kurz unübersichtlich, als es zum Duell zwischen Chad Evans und einigen Farchanter Spielern kam, in dessen Folge Evans für zwölf Minuten auf der Strafbank Platz nehmen musste, sein Kontrahent Robert Altenhofen sogar 14 Minuten. "Das war eine klare Fehlentscheidung, Chad hat sogar extra die Hände weggenommen", verteidigte Rosin seinen Stürmer. "Seine Strafe war definitiv unberechtigt." Doch dieses Duell, dem eine lange Unterbrechung folgte, heizte die Stimmung unter den Gegnern auf. Farchant ist für seine körperbetonte Spielart bekannt, aber ab diesem Zeitpunkt lag eine spürbar aggressive Stimmung in der Luft. Vor allem, weil nur wenige Sekunden, nachdem beide beteiligten Spieler vom Eis herunter waren, bereits das 6:0 durch Eugen Nold fiel (36.). Denn Eishockey wurde zwischendurch auch noch gespielt.


Viele vergebenen Chancen

Drei schnelle Tore im ersten Drittel - das 1:0 durch Eugen Nold (2.), das 2:0 durch Viktor Ledin (3.) und das 3:0 durch Roman Nikitin (5.) - brachten die Wölfe gleich auf die richtige Spur. "Wir hatten es uns schwerer vorgestellt, als es war", berichtete Simon Eirenschmalz nach dem Spiel. "Farchant hatte aber auch viele Spieler zu Hause gelassen, weil sie sowieso nicht mehr in die Playoffs hätten kommen können." Kissingen wurde nach dem 3:0 noch mutiger und probierte, aus jeder Situation zu treffen. Dem gegnerischen Torwart Josef Kraus muss hierbei Respekt gezollt werden, er entschärfte einige Chancen von Chad Evans, Eugen Nold und Donatas Vitte hervorragend. "Den gegnerischen Torwart trifft keine Schuld an den Gegentoren", sagte Rosin nach dem Spiel. In einer symptomatischen Szene legte Roman Nikitin für Vitte auf, der dann frei vor Kraus stand, den Puck aber nicht im Gehäuse unterbrachte (14.). "Das Spiel hätte früher entschieden werden können. Die Mannschaft hätte eher schießen müssen, wenn das Tor leer war", haderte Rosin mit einigen solcher vergebenen Chancen. Roman Nikitin setzte mit dem 4:0 den Endstand hinter das erste Drittel (16.).

Im zweiten Durchgang tauschte Mikhail Nemirovsky den Torwart aus - für Donatas Zukovas kam Timo Jung. "Timo braucht mehr Spielpraxis für die Playoffs", erklärte Nemirovsky diesen Schritt. Wieder fiel ein schnelles Tor für Kissingen, das 5:0 durch Viktor Ledin (22.). Die Scheibe lief sehr schnell durch die Reihen der Wölfe. Farchant kam einfach nicht hinterher. Letztlich schaukelten sich kleine Nickligkeiten hoch - was dann passierte, ist bekannt. Eirenschmalz als Kapitän versuchte, auf dem Eis zu vermitteln und die passenden Worte zu finden. Als sich alle wieder etwas beruhigt hatten, fiel kurz vor Ende des zweiten Drittels das 7:0 durch Nikitin, der wunderbar von Vitte und Eirenschmalz bedient worden war (40.). Der Gegner ärgerte sich über die Gegentore, und die Pause verschaffte den erhitzten Gemütern nur wenig Abkühlung.

Nach dem Tor von Rami Heikkilä zum 8:0 (45.) verhielten sich David Hümmer und Dennis Spanke unsportlich, Hümmer wurde zwei, Spanke gleich zehn Minuten vom Eis geschickt (48.). Nach dem 9:0 durch Ledin (48.) fingen einige TSVler ein Handgemenge auf dem Eis an, daraufhin musste Florian Reindl für insgesamt vier, Mikhail Nemorivsky für zwei Minuten auf die Strafbank. Auf das 10:0 durch Nikitin (53.) folgte der Ehrentreffer des TSV durch Maximilian Reindl (57.).


Lob und Enttäuschung

"Das Ergebnis von 10:1 spricht ja für sich. Es gab viele schöne Aktionen, die Verteidiger haben clever gespielt. Die Stürmer haben das Spiel schön weit aufgezogen und viele Pässe kamen wunderbar aus dem Rückraum. Aber es gab auch Szenen, die mir nicht gefallen haben. Dazu zählen die ganzen Pässe, die nicht angekommen sind", zog Rosin Bilanz. Und eins gefiel ihm absolut nicht. Mit maximal 200 Zuschauern "waren 300 zu wenig da", sagte Rosin enttäuscht.


Respekt für die Leistung

Zur aggressiven Stimmung sagte der Vorsitzende abschließend: "Wichtig ist, dass keinem etwas passiert ist und es keine weiteren Strafen zur Folge hat, das haken alle nach dem Spiel ab." Eirenschmalz ergänzte: "Die Szenen sind nach dem Spiel egal, aber ich werde auf jeden Fall noch einmal in die Kabine gehen, weil viele Kumpels von mir dabei waren." Seinem Team zollt Eirenschmalz Respekt: "Jeder hat heute eine tolle Leistung gezeigt." Auch Rosin sah eine geschlossene Mannschaftsleistung. Doch zurückzuschauen nutze jetzt nichts mehr. Wichtig sei es vielmehr, sich auf das Spiel am Freitag gegen die Mighty Dogs zu konzentrieren. "Das ist für mich wieder ein Schlüsselspiel, in Schweinfurt wird sich zeigen, wo wir tatsächlich stehen", so Rosin. Am Sonntag endet die Zwischenrunde mit dem Heimspiel gegen Bad Aibling.