Der Läufer vom TV Bad Brückenau gewinnt den Ultralauf in Kappadokien. Für die 110 Kilometer benötigt der 30-Jährige keine zwölf Stunden.
Kappadokien. Hört sich ein bisschen an wie Taka-Tuka-Land. Hat aber rein gar nichts mit Astrid Lindgren zu tun. Und gibt es wirklich. In der Türkei. Zentralanatolien. Bekannt für seine einzigartigen Felsformationen und seiner spektakulären Höhlen-Architektur. Ein beliebtes Fotomotiv vor Ort war zuletzt auch Matthias Krah. Der ist zwar kein Weltkulturerbe. Hat aber den Cappadocia-Ultratrail mit Start und Ziel in Ürgüp gewonnen. 110 Kilometer und 3350 Höhenmeter, die der Läufer des TV Bad Brückenau in 11:39 Stunden bewältigte. Mit 44 Minuten (!) Vorsprung auf den Zweitplatzierten. Von den knapp 200 Teilnehmern hatten nur 122 das Ziel erreicht. "In den folgenden zwei Tagen konnte ich mich in der Stadt keine fünf Minuten bewegen, ohne um ein gemeinsames Foto gebeten zu werden. Großartig, die Begeisterung der Menschen dort zu sehen", sagte der 30-Jährige, der zum Saisonabschluss einen Wettkampf gesucht hatte "in einer warmen, aber gut zu erreichenden Gegend". Und der regionstypisch in einem Höhlenhotel übernachtete in einer touristisch gut erschlossenen, aber noch nicht durch Massentourismus geprägten Region.
"Als Gast bekommt man einen authentischen Eindruck von der Gegend. Die Einheimischen sind ausgesprochen herzlich und gastfreundlich", berichtet Matthias Krah. Das Rennen selbst war bei spätsommerlichen Temperaturen international geprägt. Mehr als die Hälfte der Starter waren nicht-türkische Sportler. Der Start erfolgte mit Sonnenaufgang um sieben Uhr. Elf Stunden Tageslicht und eine Maximalzeit von 22 Stunden standen den Ultra-Sportlern zur Verfügung. Unmittelbar nach dem Start setzte sich mit Robbie Britton (Großbritannien ) der große Favorit bereits ab. Jener Robbie Britton, der bei der 24-Stundenlauf-Weltmeisterschaft im April in Turin den dritten Platz belegt hatte beim Sieg des Würzburgers Florian Reus.
"Ich selbst fühlte mich in der ersten Stunde nicht so gut. Mit dem einsetzenden Regen kam ich aber besser in Schwung und konnte mehr und mehr Läufer überholen", sagt Krah. Der Niederschlag sorgte für rutschige Bodenverhältnisse und verwandelte die Pfade in den teilweise engen Schluchten in kleine Bäche. Am dritten Kontrollpunkt lag der gebürtige Fuldaer - zur eigenen Überraschung - bereits auf dem zweiten Platz. Mittlerweile bei besserem Wetter mit Sonnenschein.
Nachdem der erste Teil der Strecke vor allem die vielen Sehenswürdigkeiten des Nationalparks abhandelte, war die zweite Hälfte wilder und steiler. "Belohnt wurden wir mit fantastischen Aussichten auf die umliegenden bis zu 3000 Meter hohen Berge. Das Laufen durch diese einsame Berggegend und verschlafene Dörfer war trotz der wenigen Zuschauer einzigartig", schwärmt der Jurist, der nach etwa 85 Kilometer den führenden Engländer eingeholt hatte. "Er sagte mir, dass er zu wenig Wasser dabei gehabt habe, nun dehydriert sei und erstmal an der nächsten Verpflegungsstelle wieder zu Kräften kommen müsse."
Vor dem letzten großen Anstieg dann das Missgeschick. "Kurz nachdem ich den Gipfel erreicht hatte, verlief ich mich und hatte Schwierigkeiten, wieder auf den Rennkurs zurückzufinden." Aber der Vorsprung war groß genug, sodass Matthias Krah begleitet von einem Blitzlichtgewitter der vielen Fotografen als Gewinner die Ziellinie überschritt. "Ein emotionaler Moment." Eine dreiwöchige Laufpause hat sich der 30-Jährige jetzt verordnet. Zur Regeneration. Und zur Motivation für neue Abenteuer.