Die Abteilung im TSV Maßbach ist in der Breite wie auch in der Spitze bestens aufgestellt.
Jörg Dotzel will das nicht. Will nicht, dass auf den Tennisplätzen das Gras wächst. Trostlose und brach liegende Anlagen gibt es schon genug im Landkreis. Und wer glaubt, dass eine Angie Kerber oder ein Alex Zverev einen neuen Boom auslösen wie weiland Graf und Becker ist schlichtweg naiv. Weshalb sich der 47-Jährige eben engagiert im TSV Maßbach. Seit Jahren, und das mal nicht so nebenbei. "Mitunter grenzwertig", sagt Jörg Dotzel zum zeitlichen Aufwand. "Aber ich bin irgendwo auch ehrgeizig."
Idyllisch ist es an diesem frühen Mittwochabend an der Centleite. Reichlich Abendsonne lässt den roten Sand leuchten. Dort, wo Rachid Kossih und Belen Salvatierra gerade Einzel- und Mannschaftstraining geben. Der Plan im Schaukasten am Eingangsbereich ist quasi der papierene Beweis, dass diese Idylle mit Leben gefüllt ist. "Unsere Plätze sind sehr gut gebucht und dank unserer Platzwarte Martin Klopf und Roland Schlotter in einem einwandfreien Zustand", sagt Jörg Dotzel. Und zeigt mit Stolz auf den Allwetterplatz, der selbst nach starken Regenfällen wieder schnell bespielbar ist und sogar über eine kleine, aber effektive Flutlichtanlage verfügt, sodass beim TSV auch im Winter im Freien gespielt werden kann. Beim TSV Maßbach wird Geld in die Hand genommen, um Tennis attraktiv, aber auch nachhaltig zu machen. Eine schicke Holzhütte steht an der Kopfseite der Plätze seit 2014, eine Art kleines Vereinsheim mit Veranda, das das Miteinander unterstützt. "Der Mannschaftsgeist ist seit Jahren unsere Stärke", sagt Jörg Dotzel. Und das, obwohl viele der etwa 110 Mitglieder in der Abteilung nicht aus Maßbach kommen. "Irgendwas muss es ja sein, was unsere Auswärtigen über so viele Jahre bei uns hält. Die Leute müssen aber auch zu uns passen. Wir wollen keine Söldner und keine Stinkstiefel. Es muss allen Beteiligten Spaß machen", betont Dotzel. Aus Poppenroth, Hofheim, Eltingshausen, Poppenlauer oder Münnerstadt kommen Spieler nach Maßbach. Aktuell wechselten vier Spieler aus Nüdlingen ins Herrenteam der Lauertaler. "Eine gewisse Breite brauchen wir im Verein, aber wir wollen in der Spitze auch attraktiv sein", sagt der Steuerberater. Und ist daher froh, dass zum Beispiel ein Martin Kaspar extra aus Tschechien zu den Punktspielen anreist. "Martin spielt seit 2012 für unser Herrenteam, auch das beweist die Kontinuität im Verein."
Dass der Tennissport im Ort eher ein Schattendasein fristet, bedauert der Bezirkssportwart. "Das ist schade. Unsere Teams spielen zum Teil in der Bezirksliga, die Herren-60 sogar in der Landesliga. Beim Fußball wäre das Landes- oder Bayernliga-Niveau. Die 30 Zuschauer bei unserem letzten Herrenspiel würde man sich immer wünschen, das war attraktiver Sport und eine klasse Stimmung. Und der Eintritt ist bei allen Spielen auch noch frei."
Vom Wohlfühl-Effekt spricht Jörg Dotzel. Und ist froh, dass in dieser Saison Belen Salvatierra zurück in Maßbach ist. "Ihre argentinische Heimat ist 13 000 Kilometer entfernt, und sie ist trotzdem wieder gerne zu uns gekommen", sagt der Abteilungsleiter über die 34-Jährige. Ihr ebenfalls lizenzierter Trainerkollege ist seit 2012 in Maßbach, lebt dort mit Frau und Kind. "Alles steht und fällt mit guten Trainern", weiß Dotzel. Der Marokkaner und die Argentinierin werden übrigens auch von anderen Vereinen gebucht. Es läuft gut beim TSV Maßbach, aber Baustellen verschweigt Jörg Dotzel nicht. "Auch wir tun uns schwer bei der Nachwuchs-Gewinnung. Aktionen an Schulen und Kindergärten sind wichtig, bringen aber nicht immer den erhofften Erfolg." Und dass es in diesem Jahr 2017 keine Landkreis-Meisterschaft geben wird, weil sich kein Ausrichter fand, bestätigt nur den Status Quo. Gut, dass auf den vier TSV-Plätzen so schnell sicher kein Gras wachsen wird, dafür bewegt sich in Maßbach zu viel.