Monatelang recherchierte Lothar Pfülb über die Geschichte der Kohlenbergkapelle, über deren Entstehung bislang nur wenig bekannt war.
Das Läuten des "Kobarchsglöckle", wie die Glocke der Kohlenbergkapelle von den "Fuschtern" auch gerne genannt wird, ist den Ortsbewohnern ein wohlvertrauter Klang. Weniger vertraut mit der Geschichte der Kapelle sind dagegen die meisten jüngeren Einwohner und die Neubürger. Benannt wurde die kleine Kirche nach dem gleichnamigen Kohlenberg, auf dem sie erbaut wurde. Lothar Pfülb, ein anerkannter und geschätzter Wissensträger der Dorfgeschichte, gab sich mit den spärlichen Aufzeichnungen in den Gemeindeakten bzw. des Pfarramtes über den Kapellenbau nicht zufrieden.
Monatelang recherchierte er deshalb unter anderem im Architekturmuseum der Technischen Universität München und stieß dabei auf zahlreiche, bisher in Fuchsstadt unbekannte Fotos und Dokumente, die Aufschluss über die Errichtung der Kapelle geben. In einem Vortrag des Geschichtskreises stellte Pfülb nun rund 50 geschichtsinteressierten Bürgern sein Ergebnis vor.
Anonyme Stifterin
Bekannt war bisher, dass der Ursprung der Kapelle auf das Jahr 1933 zurückgeht. Der Kapellenbau sollte an die Erlösung der Menschheit durch Christus erinnern. Eine anonyme Stifterin stellte dem damaligen Dorfpfarrer Josef Wiesen einen entsprechenden Geldbetrag für einen Kapellenbau zur Verfügung. Auf dessen Initiative hin stimmte der Gemeinderat mit Beschluss vom 25. Juni 1935 dem Bau zu. Außerdem stellte die Gemeinde den Baugrund zur Verfügung. Der Münchner Architekt Professor Georg Buchner, der zahlreiche Kirchenbauten und öffentliche Bauwerke in Bayern entwarf, darunter das Bürgerspital und das Bezirksklinikum in Hammelburg, wurde mit der Planung der Kapelle beauftragt. Pfülb fand bei seinen Nachforschungen heraus, dass die Pläne nicht von Buchner selbst, sondern von dem Salzburger Architekten Ferdinand Heimisel stammen. Anhand von mehreren ausfindig gemachten Briefen an Buchner konnte er dies belegen.
Den Anwesenden trug er beispielsweise einen in altdeutscher Schrift abgefassten Brief von Heimisel an Buchner vor. Darin kündigt Heimisel die Übersendung des Bauplans an, mit der Hoffnung, dass der vorgelegte Plan die Zustimmung Buchners finden wird.
Keine Einwände gegen Baupläne
In einem weiteren von Pfülb aufgespürten Schreiben bittet der in Hammelburg ansässige und mit der Bauleitung beauftragte Regierungsbaumeister Burkard Bufler in seinem an Buchner gerichteten Brief um die Zusendung eines "vollständigen Satzes" Pläne. Außerdem zeigte Pfülb den Anwesenden das Baugesuch der Kirchenstiftung Fuchsstadt an das Bezirksamt in Hammelburg zur Errichtung einer Waldkapelle. Auch ließ Pfülb die Zuhörer wissen, dass das bischöfliche Ordinariat in Würzburg mit Schreiben vom 8. Mai 1935 gegen den Bau keine generellen Einwände hatte, die vier Fenster jedoch als "in sehr bescheidenem Maßstab gehalten" und ihren "allzu profanen Charakter" bemängelte.
Den eigentlichen Kapellenbau führten heimische Maurer unter Leitung von Johann Volpert im Jahr 1935 aus. Der als Baumaterial verwendete Muschelkalkstein stammt aus den damals um Fuchsstadt betriebenen Steinbrüchen. Das geschnitzte Altarkreuz schuf Professor Josef Henselmann, ein Freund von Ortspfarrer Wiesen. Im Altarraum befindet sich das Relief einer Mondsichelmadonna des Münchner Bildhauers Hübler.
Sandsteinfigur von 1758
Die sich ebenfalls im Inneren befindliche Sandsteinfigur des Evangelisten Johannes aus dem Jahr 1758 stand ursprünglich in der Hauptstraße 8.
Die Einweihung der Kapelle erfolgte schließlich im Mai 1937 durch den damaligen Bischof von Würzburg Matthias Ehrenfried. Die Kapelle mit den zugehörigen Kreuzwegstationen, letztere gehen auf Spenden des aus Fuchsstadt stammenden Regierungsbaumeisters Josef Wahler und seiner späteren Witwe Walburga zurück, gehören zu den Baudenkmälern von Fuchsstadt und sind in der Bayerischen Denkmalliste unter der Nummer D-6-72-124-20 registriert. Die Patenschaft zur Instandhaltung der Kohlenbergkapelle hat die KAB Fuchsstadt übernommen.
Die Kohlenbergkapelle in Fuchsstadt ist ein Bauwerk der NS-Diktatur. Es war nicht der damalige katholische Ortspfarrer Wiesen, der ein mutiger Gegner des Nationalsozialismus war, der den Bau dieser Kapelle initiiert hat. Der Bau der Kohlenbergkapelle ging 1933, nach der Absetzung des demokratischen Gemeinderates der Weimarer Zeit, von überzeugten Nazis des Ortes aus, die katholisch waren. Pfarrer Wiesen und das damalige Bischöfliche Ordinariat unter Bischof Ehrenfried waren mehr oder weniger gezwungen, dieses religiöse Bauwerk der NS-Diktatur einzuweihen. So ähnlich wie es bei den Protestanten in der NS-Zeit die Nazi-treue "Deutsche Kirche" gab, so gab es auch im Katholizismus fanatische Anhänger Hitlers. - Die Gemeinde Fuchsstadt wird gebeten, auf dem Kohlenberg keinen Friedwald zu errichten, denn die Kohlenbergkapelle ist das Bauwerk einer Diktatur, die die schlimmsten Menschheitsverbrechen, den Holocaust, begangen hat. Die Kapelle könnte vielmehr "Gedenk- und Erinnerungsort" werden für Opfer des Nationalsozialismus, die es auch in Fuchsstadt gab. - Der Müncher Architekturprofessor Georg Buchner, der die Kapelle offiziell geplant hat, wurde 1933 Anhänger der NS-Diktatur. In Hammelburg plante Buchner 1932, vor der Machtergreifung Hitlers, den Einbau einer neuen Orgel in die Stadtpfarrkirche mit Sanierung des Westportals. Nach der Machtergreifung hatte Buchner folgende Aufträge durch die neuen politischen Machthaber in Hammelburg: die Sanierung des Bürgerspitals (1933/34) und des Bezirkskrankenhauses (1934), den Neubau der Kreislandwirtschaftsschule (1935), den Umbau des Rathauses mit baulicher Beseitigung des Sitzungssaales der Weimarer Zeit, Beseitigung des Besucher- und Zuhörerraumes (1936), die Sanierung der Kihn´schen Brauerei Felsenkeller (1936) nach Brandschatzung durch die NSDAP sowie 1937 den Umbau des enteigneten und arisierten jüdischen Hauses Nussbaum (Eisenwarenhandlung Adolf Nussbaum) in der Bahnhofstraße 3, ab 1936 Bezirkssparkasse Hammelburg.