Seit drei Jahren legen die Waldfensterer Floriansjünger regelmäßig das Feuerwehr-Fitness-Abzeichen ab, jetzt auch die Jugendlichen.
Ein kurzer Pfiff, und Dennis legt los. Rolle vorwärts, zum Kegel laufen, rechts herum, Anlauf nehmen, über ein Kastenteil springen und anschließend hindurchkrabbeln. Zurück zum Kegel, wieder rechts herum. Schon balanciert der Junge über eine umgedrehte Bank, zurück zum Kegel, rechts herum, worauf wieder ein Sprung folgt. Dabei muss der 15-Jährige über einen 1,10 Meter hohen Kasten springen.
Dann heißt es erneut: Zurück zum Kegel laufen, rechts herum zur Matte, diese kurz berühren und schon geht es von vorne los. Kasten-Bumerang-Test nennt sich dieser Parcours, der aus vier Stationen besteht, die im Quadrat aufgestellt sind. In der Mitte steht besagter Kegel, der nach jeder Übung passiert werden muss. Tempo ist dabei Grundvoraussetzung. Und es geht immer rechts herum, weshalb man schon mal ins Trudeln kommen kann.
Dreimal muss Dennis den Parcours in der Disziplin Koordination für das Feuerwehr-Fitness-Abzeichen durchlaufen. Eine Minute und 25 Sekunden hat er dafür Zeit, um in seiner Altersklasse der 14- bis 15-Jährigen die Wertung für Bronze zu erhalten. Zehn Sekunden weniger reichen schon für Silber. Wer unter 65 Sekunden bleibt, ist Goldanwärter. Doch Koordination allein reicht nicht aus, um das Feuerwehr-Sportabzeichen zu erringen.
Auch die beiden Disziplinen Kraft und Ausdauer müssen von den Jugendlichen absolviert werden, ebenfalls im festgelegten zeitlichen Rahmen.
Laufen oder Schwimmen
In Sachen Ausdauer können sich Dennis und seine sechs Mitstreiter von der Jugendfeuerwehr
Waldfenster zwischen Laufen oder Schwimmen entscheiden. In der Kategorie Kraft stehen Liegestütze, Klimmzüge oder Beugehang zur Auswahl.
Doch dem Jungen steht momentan nicht der Sinn danach. Sein Ziel ist es, den Kasten-Bumerang-Test mit Bestzeit zu bestehen. Nach kurzer Verschnaufpause geht er erneut an den Start. Ein kurzer Pfiff ertönt und Dennis legt los. "Super, weiter so", feuert Prüfer Günter Kessler den Jungen an.
Der 52-Jährige ist selbst begeisterter Sportler, läuft unter anderem Halbmarathon und geht regelmäßig ins Fitnessstudio.
Am letzten Septemberwochenende war er sogar beim Rock-Race in Würzburg, einem anspruchsvollen 18 Kilometer langen Hindernislauf.
Außer Gefecht gesetzt
Doch das war nicht immer so. Ein Bandscheibenvorfall setzte Kessler vor etwa zehn Jahren, kurz nach seinem 40. Geburtstag außer Gefecht. Daraufhin begann er, sich bewusst sportlich zu betätigen, seinen Rücken und Körper zu stärken.
"Bis heute bin ich beschwerdefrei", erzählt er. Inzwischen ist Sport zu treiben für ihn ein wichtiges Hobby geworden. Und ein Nutzbringendes noch dazu.
Denn Kessler ist seit Jahren bei der Feuerwehr in Waldfenster aktiv und ausgebildeter Atemschutzgeräteträger. "Da gilt es auch schwere körperliche Anforderungen zu meistern. Da schleppt man beim Einsatz zwischen 40 und 50 Kilogramm Material mit sich rum", gibt er offen zu.
Doch dank seiner Fitness ist das für ihn kein Problem mehr.
Und nicht nur das: Inzwischen hat Kessler sogar einige Mitstreiter angesteckt, ist die Zahl der Waldfensterer Feuerwehrsportler auf acht Erwachsene angewachsen. "Drei Jahre in Folge haben wir das Feuerwehr-Fitness-Abzeichen abgelegt", berichtet er. Nun steht er in der Lauterer Schulsporthalle und trainiert mit der nächsten Truppe.
Fünf Männer sind diesmal gekommen - und auch vier Jugendliche, darunter Dennis.
"Seit diesem Jahr dürfen auch sie das Feuerwehr-Fitness-Abzeichen ablegen. Das ist neu", erklärt Kessler. Neu ist ebenfalls, dass er die Prüfungen abnehmen darf. Denn der Waldfensterer hat einen Lehrgang zum Feuerwehr-Sportassistenten an der Sportschule in Oberhaching absolviert und ist dadurch zur Abnahme berechtigt.
Außer ihm dürfen das im Landkreis nur noch Irma Sell aus Hammelburg und Marius Fischer aus Bad Brückenau.
Mehr tun über das Jahr verteilt
"Das ist eine echt gute Sache", lobt der für den Markt Burkardroth zuständige Kreisbrandmeister Klaus Preisendörfer das Engagement von Günter Kessler. "Immer mehr Leute sitzen im Büro, haben wenig Bewegung, auch die Feuerwehrmänner und -frauen.
Mir geht es darum, dass sie unterm Jahr was machen, um sich fit zu halten", erklärt dieser, warum er sich so engagiert. Zudem würde im Feuerwehrgesetz stehen, dass nur Leute eingesetzt werden dürfen, die körperlich fit sind.
Doch ab wann ist ein Feuerwehrmann oder eine Feuerwehrfrau fit? "Meiner Ansicht nach hat man ab Bronze eine gute körperliche Fitness", sagt Kessler.
Um das zu erreichen, muss man etwa den Kasten-Bumerang-Test in seiner Altersklasse 50 bis 54 Jahre in einer Minute und 40 Sekunden absolvieren. Dennis braucht dafür nur 53,07 Sekunden. Somit ist er nicht nur Goldanwärter, sondern auch wirklich superfit.
Mehr Informationen zum Thema, beispielsweise welche Disziplinen zum Ablegen des Fitness-Abzeichens noch gehören, finden sich im Internet auf der Homepage der Deutschen Sportförderation unter
www.dfs-ev.de.