Seit Monaten wird ein Grab auf dem Katzenbacher Gottesacker immer wieder geschändet. Flüssiges Wachs ist noch das Harmloseste.
Lydia Muth reicht es. Seit gut drei Jahren ärgert sie sich. Denn ständig wird das Grab ihrer Eltern auf dem Katzenbacher Friedhof verunreinigt und somit regelrecht geschändet. Immer wieder werden die Pflanzen darauf mit flüssigem Wachs übergossen. "Es wird auch auf die Pflanzen uriniert", sagt sie. Selbst jetzt sind die Hebe und das Husarenknöpfchen in keinem guten Zustand, weisen braune Stellen auf, sehen aus, als würden sie bald eingehen.
Bepflanzung stark reduziert
Im Frühjahr 2014, als die Schikane begann, dachte die Katzenbacherin noch, die Pflanzen auf dem Grab sind erfroren oder irgendwelchem Ungeziefer zum Opfer gefallen. Also sorgte sie für frisches Grün. Doch auch das hielt nicht lange, sondern wurde Opfer der nächsten Attacke. "So ging das immer weiter", erzählt sie.
Inzwischen hat Lydia Muth die Bepflanzung des Grabes stark reduziert. Etwa die Hälfte der Fläche ist nun mit Steinen belegt und Figuren verziert. Schließlich geht das Erneuern der beschädigten Pflanzen auf Dauer ganz schön ins Geld. Aber nicht nur der finanzielle Schaden belastet die 63-Jährige, sondern auch der emotionale Stress, der mit diesen Aktionen verbunden ist. "Ich kann oft nachts nicht schlafen, denn das hat meine Mutter wirklich nicht verdient", sagt Lydia Muth und schluckt. Schließlich habe sich Hildegard Geis viele Jahre um den Friedhof und das Kriegerdenkmal sowie um deren Sauberkeit gekümmert.
Im Rathaus Burkardroth ist das Problem der Familie Muth bekannt. "Doch wir können da nichts machen, uns sind die Hände gebunden", sagt Bürgermeister Waldemar Bug (ödp) dazu. Zwar habe die Gemeinde eine Friedhofssatzung erlassen, an die sich die Bürger halten müssen. Die Gräber selbst unterliegen jedoch dem Privatrecht. Fraglich sei zudem, ob es sich bei dem Problem in Katzenbach um eine Art Grabschändung handelt.
Strafanzeige gestellt
Gegebenenfalls müsse die Familie Strafanzeige stellen. Das hat Lydia Muth vor einiger Zeit auch getan, gegen Unbekannt. "Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren jedoch eingestellt", sagt sie. Ansonsten gibt es nach Einschätzung von Bürgermeister Bug auf den neun Friedhöfen der Marktgemeinde keine weiteren Vorkommnisse und auch keinen Vandalismus.
Ähnlich sieht es im gesamten Landkreis aus. Vandalismus oder Grabschändungen sind hier kein Thema, kommen nur ganz selten vor, schätzt der Polizeisprecher Christian Pörtner von der Wache in Bad Kissingen ein.
"In den vergangenen Monaten war da nichts", sagt er, und er beruft sich auf die aktuelle Statistik. Auch Pörtner em-pfiehlt Lydia Muth, Anzeige zu erstatten. Er warnt zugleich vor Vermutungen oder Beschuldigungen. "Sie sind sehr gefährlich, vor allem, wenn man nichts beweisen kann", fügt er hinzu. Zwar könne die Polizei einen Friedhof mit einer Videokamera überwachen oder einen Sicherheitsdienst beauftragen. Doch die Behörde habe das Personal nicht, um das zu bewerkstelligen. Laut seiner Erfahrung sind solche Vorkommnisse häufig in einem Nachbarschaftsstreit begründet.
Lösung angeboten
Auch Lydia Muth hat schon daran gedacht. "Vielleicht habe ich mal jemanden mit einer Äußerung verletzt", sagt sie. Umso weniger kann sie verstehen, dass deshalb das Grab ihrer Eltern verunstaltet wird. Seit Kurzem hat sie sogar ein Schild an der Ruhestätte stehen. "Wer ist dieser Grabschänder? Wer lässt den Toten wiederholt nicht ihre Ruhe? Wer macht so etwas?", ist darauf zu lesen. Doch gemeldet hat sich noch niemand. "Wer ein Problem mit mir hat, der soll mich ansprechen. Es findet sich immer eine Lösung", sagt sie.
Um dem Treiben ein Ende zu bereiten, hat die Katzenbacherin nun beschlossen, das Grab gar nicht mehr zu bepflanzen. "Ich werde demnächst alles mit Ziersteinen belegen", erklärt sie, obwohl ihr das eigentlich überhaupt nicht gefällt. Aber Lydia Muth hofft damit zu erreichen, dass Ruhe einkehrt, und das Grab ihrer Eltern nicht weiter attackiert wird.