Sänger feiern doppeltes Jubiläum

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Sandra Metz probt jeden Mittwoch im Burkardrother Pfarrsaal mit dem Kinder-Sing-Kreis. Aktuell bereitet sich der Kinderchor auf den Auftritt beim Jubiläums-Liederabend vor. Als zweite Chorleiterin fungiert Lioba Schmitt. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Sandra Metz probt jeden Mittwoch im Burkardrother Pfarrsaal mit dem Kinder-Sing-Kreis. Aktuell bereitet sich der Kinderchor auf den Auftritt beim Jubiläums-Liederabend vor. Als zweite Chorleiterin fungiert Lioba Schmitt. Foto: Kathrin Kupka-Hahn

Bereits im 16. Jahrhundert soll es im Markt einen Kirchenchor gegeben haben. 1890 wurden zwei Gesangsvereine gegründet, aus denen 1925 die Sängervereinigung entstand. Das wird nun bei einem festlichen Liederabend gefeiert.

Herzlich willkommen, schön, dass du da bist. So klingt es seit einigen Wochen jeden Mittwochnachmittag im Burkardrother Pfarrsaal. Zwölf Mädchen haben sich hier versammelt. Sie gehören zum Kinder-Sing-Kreis der Sängervereinigung Burkardroth und proben mit Chorleiterin Sandra Metz. Schließlich steht am Samstag der nächste Auftritt an, da muss jeder Ton, jede Strophe sitzen.
Aber es bleibt nicht bei dem einen Lied, weitere folgen.
Konzentriert beobachten die Kinder ihre Chorleiterin, hängen ihr quasi an den Lippen. Schließlich singt die 45-Jährige nicht nur mit, sondern gibt auch Signale, beispielsweise wenn die Mädchen leiser singen sollen oder das Lied zu Ende geht. Dann kehrt für einen kurzen Moment Ruhe ein. Die Mädchen dürfen Pause machen, und schnattern und kichern sofort drauf los. Doch Sandra Metz stört sich nicht daran. Sie ist den Trubel gewohnt.
Vor zwölf Jahren hat sie gemeinsam mit ihrer Schwester Lioba Schmitt den Kinder-Sing-Kreis gegründet. "Momentan sind 18 Mädchen dabei, wir hatten aber auch schon 25", erklärt sie. Ursprünglich wollten die beiden leidenschaftlichen Sangesfreundinnen darüber mehr Nachwuchs für die Sängervereinigung gewinnen. "Doch die meisten Kinder hören nach dem Übertritt an das Gymnasium oder die Realschule auf", sagt Lioba Schmitt. Traurig sind sie und ihre Schwester deshalb nicht. Schließlich ist der Erwachsenenchor gut aufgestellt. "Es singen etwa 40 Leute im Alter zwischen 40 und 79 Jahren bei uns mit, zum Verein gehören aber weitaus mehr, etwa 100 fördernde Mitglieder." Sandra Metz weiß das so genau, weil sie die Vorsitzende der Sängervereinigung ist, bereits seit 2003.
"Ich war damals mit meinen 33 Jahren die jüngste Vereinsvorsitzende in Burkardroth", sagt sie. Den Schritt hat sie bis heute nicht bereut. Schließlich hätten sie die Älteren immer unterstützt, sie machen lassen. Auch Fehler.


1925 waren es 70 Sänger

Der Erfolg spricht für Sandra Metz. Regelmäßig treten die Sänger auf, in der Kirche, bei Festen im Markt Burkardroth, und ab und zu auch in der Region, bei befreundeten Vereinen. Das nächste Konzert, ein Liederabend, ist für Samstag geplant. "Schließlich feiern wir heuer unser 90-jähriges Bestehen", erklärt Sandra Metz.
Gegründet wurde die Sängervereinigung Burkardroth im Januar 1925. Etwa 70 Sangeslustige aus Burkardroth, Zahlbach, Wollbach und Frauenroth trafen sich mit dem Ziel der Wiederbelebung eines Gesangsvereines in der Pfarrei, berichtet Wolfgang Mahlmeister in seiner Vereinschronik. Der Kaufmann ist schon seit fünf Jahrzehnten im Vorstand der Sängervereinigung aktiv und hat deren Geschichte erforscht. Bei seinen Recherchen stieß er auf Unterlagen, die belegen, dass es bereits im 16. Jahrhundert einen Kirchenchor gegeben hat. 1890 wurden sogar zwei Gesangsvereine gegründet - die Liedertafel Zahlbach und die Philharmonia Burkardroth. Da es sich bei diesen um zwei Männerchöre handelte, waren sie während des Ersten Weltkrieges nicht aktiv. "Von dieser Zwangspause erholten sich beide Vereine nicht mehr. Sie wurden zwar nicht aufgelöst, doch der Probe- und Gesangsbetrieb ruhte", erzählt Wolfgang Mahlmeister.
Auch die Sängervereinigung musste nach erfolgreichen Anfangsjahren eine Zwangspause zwischen 1939 und 1945 einlegen. "Man konnte nicht feiern und singen, wenn Sangesbrüder ihre Leben auf den Kriegsschauplätzen der Welt lassen mussten", so der Chronist. Doch nach Kriegsende wurde der Betrieb wieder aufgenommen und ein regelrechter Mitgliederboom setzte ein. Es fanden sich damals über 60 aktive Sänger, recherchiert Mahlmeister. Frauen durften jedoch erst ab 1967 mitsingen, als dem Verein ein gemischter Chor angeschlossen wurde. Anfangs soll es laut Überlieferung erheblichen Widerstand der Männer gegeben haben. Heute ist das kein Thema mehr. Eine Frau leitet inzwischen die Geschicke des Vereins, der in den vergangenen Jahrzehnten viele Tiefen und Höhen erlebt hat.
Zu Letzterem zählt Sandra Metz auch das gute Miteinander der Sangesfreunde. "Alle zwei Jahre unternehmen wir einen mehrtägigen Ausflug", erzählt sie. Als Erfolg wertet die Vereinsvorsitzende ebenso den Kinder-Sing-Kreis, der momentan eher eine soziale Aufgabe erfülle. "Die Kinder erfahren Gemeinschaft und können ihre Freude am Singen ausleben", sagt Lioba Schmitt. "Vielleicht kommt ja später das eine oder andere Kind als Erwachsener zu unserem Chor", ergänzt Sandra Metz.
Dann ist die Pause beendet. Schnell ebbt das Geschnatter ab. Die Mädchen nehmen Aufstellung und beginnen, auf Kommando zu singen. Noch einmal schmettern sie ihre Lieder, damit beim Auftritt am Samstag jeder Ton, jede Strophe sitzt.
Programm
Wo und Wann
? Samstag,24. Oktober, um 18 Uhr in der Burkardrother Pfarrkirche St. Petrus in Ketten.

Wer? Mitwirkende sind außer den Jubilaren und dem Kinder-Sing-Kreis, die Gruppe InTakt aus Burkardroth, die Sängerlust Stralsbach und der Gesangverein 1906 Reiterswiesen. Im Anschluss ist ein gemütliches Beisammensein im Pfarrheim.