Der Riedenberger Gemeinderat muss sich entscheiden, ob er die alte Kläranlage durch eine neue ersetzt. Möglich wäre aber auch an Anschluss an die große Kläranlage von Bad Brückenau.
Schon seit einigen Jahren liegt die Zukunftslösung für die Kläranlage in Riedenberg Bürgermeister Roland Römmelt und seinen Räten im Magen. Zwar konnte zunächst einmal ein Aufschub durch die Verlängerung der gestatteten Laufzeit erwirkt werden, doch damit war das Problem nur aufgeschoben. Nun muss gehandelt werden. Was auf die Gemeinde zukommt, darüber gab es in der jüngsten Gemeinderatssitzung viele Informationen.
Bevor eine Entscheidung getroffen werden kann, ob ein Kläranlagen-Neubau oder die Anbindung an die große Kläranlage Bad Brückenau die bessere und vor allem kostengünstigste Variante ist, mussten Berechnungen angestellt werden. Schmutzfrachtberechnungen und eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung nach der sogenannten Projektkostenbarwertmethode über die beiden Varianten wurden angestellt. Das tiefbautechnische Büro Köhl aus Würzburg hatte den Auftrag dazu. Dessen Geschäftsführer, Peter Leimeister, stellte in der jüngsten Sitzung die Berechnungen vor. Michael Garhammer von den Stadtwerken in Bad Brückenau informierte, mit welchen Kosten bei einer Anbindung nach Bad Brückenau zu rechnen ist.
Es war ein immenses Zahlenwerk. Ergebnis: Die Anbindung nach Bad Brückenau ist wohl, zumindest aus betriebswirtschaftlicher Sicht, die kostengünstigste. Das Büro Köhl hatte für den Neubau Kosten in Höhe von 3,7 Million errechnet. Diese Zahlen weichen erheblich von denen des GFM ( Ingenieurbüro für Statik, Kläranlagen und Kanalsanierung) ab, das die Kosten für eine Kläranlage mit 1,6 Million berechnet hatte. Dort hatte die Rhön-Allianz schon vor einiger Zeit eine Berechnung in Auftrag gegeben.
Peter Leimeister begründete die Differenz damit, dass seine Berechnungen mit den derzeit aktuellen und wesentlich höheren Kostenrechnungen der Baufirmen angestellt zu haben. Dazu wurden auch Vergleichswerte von Neubauten in ähnlicher Größenordnung herangezogen.
Hinzu kommt die Tatsache, dass es für einen eigenen Neubau voraussichtlich, wenn überhaupt, nur geringe Fördergelder geben wird, hingegen für die Kanallegung mindestens 70 Prozent zu erwarten sind. Das hieße, bei geschätzten Kanalbaukosten von 2,4 Millionen Euro und Anschlusskosten von 660 000 Euro kämen nach Abzug der Förderung wesentlich günstigere Zahlen heraus als beim Neubau. Laut Michael Garhammer betragen die Anschlusskosten sogar nur ca 264 000 Euro. Die Differenz kommt durch die unterschiedlichen Betrachtungsweisen, wie Garhammer erklärte. Das Wasserwirtschaftsamt fordert die Volkswirtschaftliche Betrachtungsweise, die auf einer Laufzeit von 75 Jahren basieren. Betriebswirtschaftlich gesehen kommt die geringere Zahl heraus.
Bedenken müssen die Riedenberger Räte auch, dass die Haltbarkeit einer Kläranlage mit durchschnittlich 37,5 Jahren berechnet wird, ein Kanal allerdings mindestens 75 Jahre halten soll. Im Umkehrschluss hieße das, in knapp 40 Jahren stünden die Riedenberger beim Neubau einer Kläranlagen vor dem gleichen Problem. Auch sei die demnächst geforderte 4. Reinigungsstufe zu bedenken, die eine qualifizierte Betreuung benötige und nicht nebenher von einem Gemeindearbeiter geleistet werden könne; dies würde die Personalkosten erhöhen.
Eine Entscheidung wurde in der jüngsten Sitzung noch nicht getroffen.