Andreas Elsässer hat die Bad Kissinger Realschule fünf Jahre lang geleitet. Am 20. Juli verabschiedet er sich in den Ruhestand.
In Worten: achtundreisigeinhalb. So viele Schuljahre hat Andreas Elsässer als Lehrer vor Kindern und Jugendlichen gestanden. Bruchrechnen, Tabellenkalkulationen, Flüsse, Seen und Berge - Tausende Noten hat er in den Fächern Mathematik, Informatik und Erdkunde verteilt. Heute wird der 65-Jährige verabschiedet. Der Rektor der Bad Kissinger Realschule geht in den Ruhestand.
Andreas Elsässer erklärt, wann Leute besser nicht Lehrer werden sollten und warum Noten nicht alles sind.
Eine gute Ausbildung für einen guten Abschluss, klar, aber das war nicht alles, was Andreas Elsässer seinen Schülern mitgeben wollte. "Es ist mehr als die Wissensvermittlung", sagt der 65-Jährige. Werte und Regeln vermitteln, so ganz nebenbei, das war ihm wichtig.
Respekt, Regeln, Umgangsformen: "Es gibt immer mehr Eltern, die es nicht mehr schaffen, ihre Kinder zu erziehen." Fairness war sein Anspruch, und: "Ich wollte, dass die Schüler sagen 'Die Schulzeit hat mir etwas gebracht'."
Fünf Jahre hat Andreas Elsässer die Staatliche Realschule in
Bad Kissingen geleitet. Zuvor war er zweiter Konrektor, später Stellvertreter. Seine Karriere als Lehrer begann 1980 in Bad Kissingen und endet in diesem Jahr dort.
Dazwischen hat er 13 Jahre lang in Hammelburg unterrichtet, wo er geboren und aufgewachsen ist und heute mit seiner Frau lebt. Was er im Ruhestand vermissen wird? "Das Unterrichten hat Spaß gemacht. Am meisten wird mir der Kontakt zu den Lehrern und den Schülern fehlen. Es wird Wehmut dabei sein, wenn ich gehe."
"Der Lehrerberuf ist kein Job"
Andreas Elsässer hat nicht nur Schüler ausgebildet, sondern auch angehende
Lehrer-Kollegen. Vor allem solche, die Informatik unterrichten wollten. Was aber für alle gilt: "Man muss Freude am Umgang mit Jugendlichen haben und man darf den Lehrerberuf nicht als Job sehen. Es gehört eine gewisse Berufung dazu." Ob Frauen und Männer für diese Branche geeignet sind, merkt er schnell. Ist das nicht der Fall, wird er schnell direkt. "Das ist unsere Pflicht." Die meisten seien dankbar über diese Offenheit, erzählt er.
Offen ist der Schulleiter auch, wenn es um eine Entwicklung geht, die die Kissinger Realschule seit Jahren schrumpfen lässt.
Andreas Elsässer, ganz Mathematiker, kann aus dem Kopf heraus aufzählen, wie viele Schüler in den nächsten fünf Jahren ihren Abschluss an der Schule machen werden. Die Entwicklung ist eindeutig: Es werden weniger. Seit inzwischen fünf Jahren.
Er tröstet sich mit dem Trend: "Die Geburtenraten steigen gerade wieder." Was ihn aber frustriert: Viele Kinder und Jugendliche wollen oder sollen unter allen Umständen das Gymnasium oder eine weiterführende Schule nach dem Abschluss der Realschule durchziehen. "Wir versuchen, Handwerksberufe schmackhaft zu machen." Doch der Trend sei ungebrochen. Verantwortlich macht der 65-Jährige Eltern und Gesellschaft.
"Ich bedauere das." Vor allem, weil es nicht zuletzt für viele Kinder eine Frustration bedeute. In der Pflicht sieht er die Politik.
Schulleiter von Brückenau kommt
Seinem Nachfolger will er eine aktive Schule hinterlassen. Eine Schule mit einem engagierten Kollegium und eine Schule, in der ein angenehmes Klima zwischen Schülern und Lehrern herrscht.
"Ich bin dankbar für die Zeit in der Schule." Torsten Stein wird die Bad Kissinger Realschule ab dem nächsten Schuljahr leiten. Der ist im Moment noch Schulleiter der Realschule in Bad Brückenau.
Was das Herz des Mathematikers vollends gebrochen hat, war der Einzug des Taschenrechners. "Seitdem hat die Rechenleistung nachgelassen." Fatal, weil: "Mathematik ist ein wichtiges Fach, um logisches Denken zu schulen", meint er.
Als Andreas Elsässer anfing als Lehrer zu arbeiten, gab es noch eine Computer in den Schulen. Heute stehen 150 PCs in der Bad Kissinger Realschule. Als Informatik-Lehrer hatte sich immer dafür stark gemacht, im Schulhaus nicht den Anschluss an die technische Weiterentwicklung zu verlieren. "Normale Schulbücher werden in den nächsten Jahren aus dem Unterricht verschwinden. Die Schüler haben dann ihre Bücher und Hausaufgaben auf den Tablets", sagt er voraus.
Wo er sich außerdem schon sicher ist: "Langweilig wird mir im Ruhestand nicht."
Seine Frau, der große Garten, sein Fahrrad, die Kamera - all das wartet schon auf ihn, erzählt er und lächelt. "Ich freue mich auf die Zeit." Jetzt kann er auch einmal außerhalb der Ferien verreisen. Als nächstes soll es nach Lissabon gehen.
Und wenn es ihn doch mal wieder in den Unterricht zieht, hat er auch schon einen Plan: An der Uni in Würzburg gibt es "Vorlesungen für ältere Herrschaften", erzählt er. Das will er sich mal anschauen. Diesmal aber wieder als Schüler.