Franz Buschbacher und Helmut Schuck haben die jüngere Vergangenheit des Ortes Hohn aufgearbeitet und in einem Buch veröffentlicht.
Für viele ist es nur ein gewöhnliches altes Klassenfoto. Mit lächelnden Kindern und einem Lehrer. Für Franz Buschbacher jedoch ist es auch ein Familienfoto. "Mein Vater, meine beiden Schwestern, die Zwillinge sind, und auch ich sind darauf zu sehen", erzählt der 67-Jährige. Doch statt es in einem Album zu vergraben, hat Franz Buschbacher das Bild vor kurzem veröffentlicht - in dem Buch "Erinnerungen an
Hohn in den 50er Jahren".
Persönliche Beziehung zum Ort
Das Buch hat der pensionierte Lehrer gemeinsam mit Altbürgermeister Helmut Schuck verfasst, mit Geschichte und Geschichten über das Dorf Hohn. "Er war als Lehrer geradezu prädestiniert dafür", erklärt Helmut Schuck, weshalb er ausgerechnet Franz Buschbacher als Co-Autoren ausgewählt hat. Doch es gibt auch noch einen anderen Grund: Franz Buschbacher ist in Hohn geboren. Sein Vater war Lehrer in dem rund 200-Seelen-Dorf, hieß ebenfalls Franz mit Vornamen.
Schulglocke durchs Wohnzimmer
Die Familie lebte in dem Schulhaus, in dem auch alle Kinder zur Welt kamen. "Das Seil für die Schulglocke ging durch unser Wohnzimmer", kann sich der "Junior" noch gut erinnern. Auch das Geräusch, das das Seil beim Läuten erzeugte, ist noch gut in seinem Gedächtnis. "Es machte krr, krr und die Nacht war rum", so Buschbacher.
Etwa 40 Kinder in acht Jahrgangsstufen saßen damals in dem Klassenzimmer. "Ich selbst war nur vier Jahre dabei und bin dann auf das Gymnasium nach Bad Kissingen gewechselt", erzählt er. Später hat Franz Buschbacher Lehramt studiert und war viele Jahre selbst als Lehrer an der Volksschule in Burkardroth tätig. Seit etwa fünf Jahren ist er pensioniert.
Geschichtliche Ergänzungen
Umso überraschter war der gebürtige Hohner, als Altbürgermeister Helmut Schuck im März auf ihn zukam und für ein schon lange geplantes Buchprojekt ein paar Seiten voller Geschichten sowie alte Fotografien überreichte. "Er hat den Anstoß dazu gegeben", so Buschbacher. Also sichtete er das Material und ergänzte es mit seinen gesammelten geschichtlichen Aufzeichnungen, vor allem zur Schule in Hohn. Deshalb findet man in dem nun veröffentlichten Buch nicht nur eine Liste der ehemaligen Lehrer seit ihrer Gründung 1808. Auch Kopien von alten Schriftstücken, wie etwa eine Probearbeit von 1909 oder Notizen zur öffentlichen Schluss- und Entlassungsprüfung von 1926 sind abgebildet. Parallel dazu ließ Buschbacher zahlreiche persönliche Erinnerungen einfließen. "Ich hatte eine schöne Kindheit in Hohn", sagt er heute. Mit dem Buch hat er diese nun ein Stück weit verewigt, ebenso wie Helmut Schuck.
"Meine Mutter stammt aus Hohn, dadurch habe ich eine besondere Verbindung zu dem Ort", erklärt der 80-Jährige. Besonders präsent ist bei ihm beispielsweise die Erinnerung an Dominikus Hemberger. "Als Kinder haben wir uns vor ihm gefürchtet", erzählt er. Schließlich sei der Hohner, der in der ehemaligen Post wohnte, sehr seltsam, vielleicht auch geisteskrank gewesen.
Schnitzereien zur Primiz
Das würde erklären, weshalb er 1943 in der Heil- und Pflegesanstalt Lohr verstarb. Dennoch hat er wunderbare Schnitzereien angefertigt, von denen noch heute einige erhalten sind. So hat Schuck bei seinen Recherchen zwei Stühle ausfindig machen können, die einem Privatmann in Wermerichshausen gehören. "Dabei erfuhr ich, dass ... der Stuhl mit dem Abbild des Heiligen Michael zur Primizfeier des in Steinach geborenen Pfarrers Georg Hain angefertigt wurde", ist in dem Buch nachzulesen.
Kein wissenschaftlicher Anspruch
Als vollständiges Werk oder Abriss der Dorfgeschichte möchten die beiden Hobbyautoren dies nicht bezeichnen. "Wenn sich einer wissenschaftlich damit auseinandersetzt, würde er bestimmt noch vieles mehr herausfinden oder besser einordnen können", ist Buschbacher überzeugt. Beispielsweise, ob Dominikus Hemberger eines natürlichen Todes gestorben ist oder von den Nazis wegen seiner möglichen Geisteskrankheit getötet wurde. Oder, weshalb am 11. November 1933 Otto Schmitt von seiner Vereidigung als Bürgermeister aus München zurückkehrte.
"Manche Erkenntnisse lassen dem Leser Spielraum, diese gedanklich zu ergänzen", so der pensionierte Lehrer. Andere wiederum sind fast vollzählig notiert, wie etwa die Liste von der Dorfbevölkerung um 1955 oder die alten Dorfnamen. So wurde beispielsweise die Familie von Adolf Schmitt als "die Wollbarchers" bezeichnet. "Dessen Vater kam aus Wollbach", erklärt Helmut Schuck.
Vor und nach Gebietsreform
Schuck war 24 Jahre als Bürgermeister tätig, zunächst ehrenamtlich für Steinach, ab der Gebietsreform 1978 für den Markt Bad Bocklet. Somit war es für ihn ein Leichtes, für das Buch auch Inhalte und Geschichten aus gemeindlicher Sicht beizutragen wie etwa zum Bau des Hauses der Dorfgemeinschaft. Doch auch die Pläne für den Stausee im Saaletal bleiben nicht unerwähnt. "Als Bürgermeister war ich damals dafür", berichtet Schuck. Aber die Mehrheit der Bewohner sei dagegen gewesen, weshalb auch er damals dagegen gestimmt habe. "Das würde ich nie mehr tun", fügt er hinzu. Erinnerungen und Geschichten dagegen möchte er noch möglichst oft weitergeben.
Titel "Erinnerungen an Hohn in den 50er Jahren"
Autoren Helmut Schuck und Franz Buschbacher
Erscheinungsdatum Juli
Preis 15,90 Euro
Bezug Bücherpavillon Bad Bocklet