Regionale Lebensmittel liegen im Trend. Gemüse, Obst und Fleisch, das lokal erzeugt wird, soll auch vor Ort verkauft werden. Das ist ein Ideal, das Händler und Landwirte nicht hundertprozentig verwirklichen können.
Julius Rüb ist so etwas wie der Prototyp des bewussten Verbrauchers. Zumindest was Ernährung betrifft. "Zuhause wurde immer frisch gekocht", sagt der 27-Jährige aus Euerdorf. Seine Eltern haben ihn nicht mit Tiefkühl- und Fertiggerichten großgezogen, sondern Wert auf Selbstgemachtes gelegt. Das blieb hängen.
Für Studenten sind sowohl Geld als auch Zeit notorisch knapp. Trotzdem zog Rüb frisches Essen der Tiefkühlpizza vor.
Er kochte das, was er von zuhause kannte, regelmäßig nach. Weil es gesünder ist und besser schmeckt. Heute will er sein Hobby zum Beruf machen. Er absolviert eine Lehre als Koch bei Hermann Laudensack in Bad Kissingen. Vor kurzem gewann er die Gastronomie-Stadtmeisterschaft.
Marktanteil stark gewachsen Privat kauft Rüb mittlerweile seltener im Supermarkt ein, sondern geht öfter zum Direktvermarkter.
"Was ich mir regional holen kann, beziehe ich von befreundeten Bauern oder kleinen Dorfläden", sagt Rüb. Gemüse, Obst und Fleisch beispielsweise.
Es sind nicht nur Fachleute wie Julius Rüb, die sich bewusst ernähren und deshalb auf regionale Lebensmittel zurückgreifen. "Regional erzeugte Produkte sind natürlich auch im unterfränkischen Lebensmittelhandel einer der großen Trends", sagt Volker Wedde, Bezirksgeschäftsführer des
Handelsverbandes Bayern. Der Verband schätzt, dass regionale Produkte mittlerweile 20 Prozent des Umsatzes im Lebensmittelhandel ausmachen. Sie finden sich durch die Bank im Sortiment aller Anbieter wieder; in Supermärkten, Bioläden und natürlich beim Direktvermarkter. Regionale Produkte erobern aber auch Delikatessengeschäfte sowie die Speisekarten von gehobenen Restaurants.
Wildschweinbratwürste, Bärlauchsuppe, Rhönforelle haben dort ihren festen Platz gefunden.
Lokale Arbeitsplätze unterstützen Die Kunden setzen verstärkt auf regionale Lebensmittel, weil sie laut Wedde "wissen wollen, wo's herkommt" und weil sie die heimische Wirtschaft unterstützen möchten.
Außerdem hätten die Produkte "zumeist eine hervorragende Qualität und Güte", sagt Wedde.
Aus der Region, für die Region. Das klingt zwar schön, ist aber heutzutage nur in geringem Umfang realistisch, meint Georg Scheuring, Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) in Bad Kissingen. Er könne angesichts komplexer Warenströme nicht beziffern, wie viele und welche Produkte in der Region bleiben.
"Echte regionale Vermarktung geht eigentlich nur über den Direktvermarkter. Das sind eben nicht die Riesenmengen", sagt er. Im Ökobereich sei ebenfalls leichter nachzuvollziehen, woher die Ware stamme. Sobald ein Betrieb aber eine gewisse Größenordnung erreicht, steigt sowohl der Aufwand als auch die Reichweite bei der Vermarktung, um rentabel zu wirtschaften.
Einig sind sich Georg Scheuring und Volker Wedde, dass die regionalen Erzeuger die gestiegene Nachfrage bedienen können. Wedde betont, dass die Händler auf eine solide Lieferkette achten. "Da wäre mehr möglich. Es könnte mehr produziert werden", sagt Scheuring.
Der Bad Kissinger Sterne- koch Hermann Laudensack sieht die Leistungsfähigkeit des regionalen Marktes kritischer.
"Selbstverständlich verwende ich gerne regionale Produkte, aber es gibt zu wenige", sagt er. Zumindest in der für Sterneküche in Frage kommenden Qualität. Es fehlen erstklassige heimische Fleischproduzenten wie etwa Geflügel- oder Schweinezüchter. Das liegt auch an der Geographie. Die Weideflächen der Rhön können eben nicht mit denen in Neuseeland konkurrieren. Ein Rhön-Schaf lasse sich nicht mit einem neuseeländischen vergleichen.
Sehr gutes Fleisch lässt Laudensack auch aus dem Ausland liefern.
Note Zwei Plus vom Sternekoch Bei Obst und Gemüse, aber auch Wildfleisch sei der regionale Markt allerdings auf Spitzenniveau konkurrenzfähig. "Es gibt gute Sachen. Eine gehobene, feine Küche mit regionalen Produkten ist möglich", findet Laudensack.
Nur eben keine Sterne küche, dafür reiche die Menge sehr guter Lebensmittel nicht aus. Er beurteilt die heimische Qualität nach Schulnoten: "Viele Produkte fangen bei einer zwei Plus an."