Ginge es nach Bürgermeister Waldemar Bug, würde im alten Raiffeisengebäude in Premich ein Dorfladen entstehen. Unternehmensberater Volker Hahn stellte konkrete Fakten zum Projekt vor. Die Premicher hat er damit begeistert.
                           
          
           
   
          Es herrscht Aufbruchstimmung im größten Ortsteil des Marktes Burkardroth. Schließlich könnte sich die Lebensqualität in der 1100-Seelen-Gemeinde in absehbarer Zeit deutlich verbessern. Ein Dorfladen zur ortsnahen Versorgung im ehemaligen Raiffeisengebäude ist geplant. Dort sollen die Premicher nicht nur Waren des täglichen Bedarfs einkaufen können, sondern einen Dorftreff schaffen für den täglichen Plausch oder kulturelle Veranstaltungen, der 
auch Touristen und Wanderer anzieht. So weit die Theorie, die Idee von Bürgermeister Waldemar Bug (ödp). Doch ist sie auch praktikabel? "Ja", sagt Unternehmensberater Volker Hahn aus Heilgersdorf bei Coburg am Dienstagabend in einer Bürgerversammlung. 
In seinem rund eineinhalbstündigen Vortrag nennt er Fakten, wie sich das Projekt mit Hilfe der Bürger realisieren lässt. Hahn weiß, wovon er redet. 
Schließlich hat der 51-Jährige 2007 nicht nur den Dorfladen in seinem Wohnort initiiert, sondern betreut mittlerweile 60 derartige Projekte deutschlandweit. Erfolgreich. Seit Eröffnung des Dorfladens in Heilgersdorf, in dem etwa 60 Prozent der 450 Bewohner regelmäßig einkaufen, wurden 2,8 Millionen Euro umgesetzt, sind sechs Arbeitsplätze entstanden und nur fünf Krankheitstage aufgelaufen. 
"Zudem schreiben wir von Anfang an eine schwarze Null", so der Unternehmensberater.
  
  Viele Zweifel ausgeräumt
 
"Das hört sich doch gut an", sagt Alfons Kirchner. Der 70-Jährige hatte, wie so viele andere, Zweifel an dem Projekt gehabt. Nicht zuletzt stand die Frage im Raum: "Wer soll da einkaufen?" Doch auch darauf hat der Unternehmensberater eine Antwort und zeigt an einem Beispiel, dass sich ein Einkauf vor Ort schon rechnet. 
Schon alleine wegen der Fahrtkosten, die sich deutlich reduzieren, bei manchen sogar wegfallen. Doch er hat noch mehr, auch überraschende Antworten. "Ich hätte nicht gedacht, dass man nur für etwa 17 Euro in der Woche in dem Dorfladen einkaufen müsste, damit der sich trägt", sagt die Premicherin Cornelia Köth, die selbst im Einzelhandel tätig ist. "Ich bin überzeugt, so ein Laden könnte für den Wocheneinkauf reichen", sagt Philipp Herbert. 
Die nächsten Schritte, so Thomas Schäfer, müssten seines Erachtens jetzt recht zügig getan werden. "Um die ausgelöste Euphorie mitzunehmen."
Doch was sind die nächsten Schritte zur Verwirklichung des Projektes? Unternehmensberater Hahn schlägt vor, eine Projektgruppe zu bilden. Spontan entschließen sich am Dienstagabend 28 Personen dazu, sich an dieser zu beteiligen. 
Sie soll in den nächsten zwei, drei Wochen einen Fragebogen für die Premicher entwickeln, der im Dorf verteilt wird. "Die Auswertung sollte bis zu den Osterferien erfolgen", empfiehlt er. Bei einem positiven Votum der Bürger müsse anschließend ein Businessplan für den Laden erstellt sowie das Betreibermodell und die Gesellschaftsform festgelegt werden. Erst dann könne man sich um Investoren, Lieferanten und weitere Nutzungsmöglichkeiten kümmern. 
"Das Wichtigste ist jedoch, dass man im Dorf darüber  redet", sagt der Unternehmensberater. Deshalb sollten möglichst viele Infoveranstaltungen durchgeführt und eine Homepage mit dem jeweiligen Entwicklungsstand betrieben werden, um Transparenz für die Bürger zu schaffen. "Und denken Sie immer wieder daran: Reden Sie nicht über die Leute, sondern mit Ihnen und vor allem mit den Kritikern."
  
  Die Gemeinde darf 
nur investieren
 
Die sucht man am Dienstagabend vergeblich. "Das ist außergewöhnlich", so Hahn. Stattdessen fragen die Premicher Konkretes nach. So will ein Bürger wissen, inwieweit die Gemeinde das Vorhaben unterstützen würde. "Den Umfang muss der Gemeinderat entscheiden. Ich kann mir vorstellen, dass wir das Gebäude kaufen und auch den Umbau finanzieren. 
Das hängt jedoch davon ab, welche Fördermöglichkeiten es gibt", so Bürgermeister Waldemar Bug. Der Unternehmensberater ergänzt, dass die Gemeinde sich rechtlich nur an den Investitionen beteiligen darf, am laufenden Betrieb des Dorfladens aber nicht. Etliche Premicher sprechen sich in der Diskussionsrunde dafür aus, dass der Dorfladen keine Konkurrenz zu den beiden Metzgern und dem Bäcker im Ort werden darf. Andere denken schon weiter. 
"Es muss auf jeden Fall ein Geldautomat in dem Dorfladen aufgestellt werden", sagt Johannes Wehner. Zudem seien ordentliche Öffnungszeiten wichtig, nicht nur zwischen neun und drei Uhr. "Und das Café sollte am Wochenende und auch an den Feiertagen geöffnet sein, denn dann sind die meisten Wanderer und Touristen hier unterwegs", ergänzt Michael Herbert.
Bürgermeister Waldemar Bug ist von der Resonanz der Premicher begeistert. 
"Ich habe schon damit gerechnet, dass viele kommen. Dass es aber so viele werden, hätte ich nicht gedacht. Die Resonanz zeigt, wie wichtig das Thema ist. Der Stein ist nun ins Rollen gebracht."