Acht Azubis bauen alleine ein Haus. Das Ziel: Die Lehrlinge fordern und fördern - nach dem Motto "Motivation durch Erfolgserlebnis".
Die Kollegen in der Berufsschule haben nicht schlecht gestaunt, als die Bömmel-Bau-Azubis von ihrem Projekt erzählt haben, sagt Kevin Scheuplein, 18, Maurer-Lehrling aus Bad Bocklet im dritten Ausbildungsjahr. Skeptisch sind sie wohl immer noch, meint er. Dabei sind er und seine Lehrlingskollegen schon mitten drin: Acht Azubis bauen allein ein Haus. Ein Polier lehrt und führt die Auszubildenden auf der Baustelle.
Ansonsten heißt es: anpacken, Verantwortung übernehmen und ranklotzen. Michael Kirschbauer ist ihr Mentor und Lehrer und überzeugt von "seinen Jungs". Genauso wie Bauherr Sebastian Kiesel, der Teil des Projekts ist.
"Die Jungs haben einen unglaublichen Ehrgeiz", sagt Sebastian Kiesel. Er ist technischer Leiter bei dem Bau-Unternehmen. Zum ersten Mal lässt die Firma ein Haus nur von Azubis bauen. Sein Haus. Im Dezember will er Richtfest feiern.
Ein bisschen günstiger wird sein Eigenheim, dafür dauert es etwas länger. Obwohl: Es zeichnet sich ab, dass sie gar nicht viel länger brauchen, meint er. Bis jetzt. Ob er keine Bedenken hat? Schließlich ist der einzige mit jahrelanger Berufserfahrung auf der Baustelle Polier Michael Kirschbauer.
Vertrauen in den Azubi-Trupp
Sebastian Kiesel winkt ab. Die Jungs haben das drauf, sagt er.
Michael Kirschbauer bestätigt das Gefühl des Bauherren: "Ich bin positiv überrascht, wie die älteren Lehrlinge arbeiten." Der 55-jährige Polier aus Lauter hat das Kommando auf der Baustelle am "Vierzigacker 3" in Burglauer. Freilich, er muss alles Schritt für Schritt zeigen, sagt er. Er braucht Geduld, muss die jungen Männer an die Hand nehmen, aber: "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen."
Der Verantwortung
bewusst
In der vergangenen Woche haben sie abgestimmt. Das ganze Büro hat Vorschläge gemacht. Jetzt haben die Azubis ihr Projekt getauft: "Die neue Generation baut." "Es ist eine Herausforderung für uns", sagt Julian Anders. Der 18-jährige Maurer-Lehrling aus Nüdlingen ist sich der Verantwortung bewusst: "Wenn jetzt etwas falsch ist, gibt es keine Ausrede mehr." Die acht Jungs übernehmen Arbeiten, bei denen sie dem Meister sonst nur über die
Schulter schauen dürfen. "Man fühlt sich erwachsener und höher gestellt", sagt Julian Anders.
"Sie sollen stolz sein auf das, was sie leisten", sagt Geschäftsführer Carsten Ernst. Ein Familienhaus wie das von Sebastian Kiesel ist genau das richtige Projekt für den Azubi-Bau-Trupp, meint er: eine überschaubare Baustelle mit den klassischen Arbeiten des Handwerkers. "Der Lerneffekt wird hier höher sein", sagt Polier Michael Kirschbauer.
Höher als auf einer Baustelle, auf der der Azubi einer von vielen ist. Geht es nach ihm, profitieren die jungen Männer nicht nur aus fachlicher Sicht von der Verantwortung.
Von der Pflicht zur Verpflichtung
"Ich hoffe, die Baustelle stärkt ihr Selbstbewusstsein", sagt der 55-Jährige. Es macht ihm Spaß, mit den Jungs zu arbeiten, sagt er.
Vom Team-Geist der Gruppe ist er beeindruckt: "Die älteren Lehrlinge übernehmen Verantwortung für die jüngeren." Die Männer rücken zusammen und wachsen persönlich an ihrem gemeinsamen Ziel. Ganz nebenbei integrieren sie ihre beiden syrischen und den afghanischen Azubi-Kollegen. "Keiner wird alleine stehen gelassen", sagt Sebastian Kiesel. "Was der eine nicht weiß, kann der andere."
Vor drei Wochen haben die ersten Arbeiten gestartet.
Die Erde wurde ausgehoben und das Fundament gelegt. Im Dezember will Sebastian Kiesel Richtfest feiern. Und danach? Wenn alles fertig ist, will der Bauherr alle einladen: "Klar, die haben mein Haus gebaut." Bis dahin wird Sie die
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Baustellenbericht auf dem Laufenden halten.