Drei Gründe haben dafür gesorgt, dass ein 27-jähriger Mann aus dem Landkreis Bad Kissingen als mutmaßlicher Täter ermittelt wurde.
Sieben Jahre lang hat er die Menschen und die Polizei im Landkreis Bad Kissingen beschäftigt. Am Dienstagabend die Überraschung: Er ist gefasst, der Poolschlitzer. Seit 2009 hat er vor allem im Landkreis Bad Kissingen und im Umfeld von Münnerstadt "gewirkt", Kinderplanschbecken und Garten-Pools mit einem Messer aufgeschlitzt.
Dass er entdeckt wurde, hat man drei Gründen zu verdanken. Erstens: Die Ermittlungen bei der Polizeiinspektion in Bad Kissingen führte ein einzelner Beamter, auf dessen Schreibtisch alle Poolschlitzer-Fälle lagen. Das war sehr effektiv. Zweitens: Die Hinweise aus der Bevölkerung wurden von Fall zu Fall präziser. Und Drittens: Der Tatverdächtige war der Polizei bekannt. Tatsächlich wurde dem ermittelnden Beamten im Laufe der Zeit ein Name zweimal genannt und der war der Polizei geläufig. Schließlich hat man ihn zur Vernehmung geholt und der 27-Jährige gab dabei eine Reihe der ihm zur Last gelegten Straftaten auch zu. Bei einer Hausdurchsuchung wurden bei ihm Luftmatratzen gefunden, die er von Tatorten entwendet hatte.
Nicht alle Fälle bestätigt
Insgesamt 47 Poolschlitzer-Fälle sind seit 2009 bekannt. Ob sie der tatverdächtige 27-Jährige alle begangen hat, weiß die Polizei noch nicht. Der Tatverdächtige selbst kann sich nicht mehr an jeden Fall erinnern, rund 25 Fälle, so Björn Schmitt, Presseprecher im Polizeipräsidium Würzburg, habe er in den bisherigen Vernehmungen eingeräumt. Gemeldet wurden aufgeschlitzte Plastikplanschbecken aus Münnerstadt, Poppenlauer, Maßbach, Roth (Bad Bocklet), Untereschenbach, Langendorf, Schondra, Bergrheinfeld und Theres sowie aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld. Aufgrund dieser sehr weit auseinander liegenden Tatorte geht die Polizei davon aus, dass "Trittbrettfahrer" mit im Spiel waren, bestätigte der Polizeisprecher aus Würzburg.
Warum? Weil's Spaß gemacht hat
Das Motiv des Täters? Er selbst gab jetzt bei seiner Vernehmung an, die Taten immer "spontan" gemacht zu haben, wenn ihm ein Planschbecken unter die Augen kam. Er habe "Spaß daran gehabt" und hätte die Taten nicht geplant. Die Ermittlungen der Polizei dauern im Übrigen an. Nach deren Abschluss, so Björn Schmitt vom Polizeipräsidium, wird der Fall an die Staatsanwaltschaft übergeben. Anzeige wird es dann wegen Sachbeschädigung und Diebstahl geben.
"Ich bin natürlich total erleichtert", sagt Karin Matthes aus Bad Kissingen. Sie war Anfang Juli eines der letzten Opfer des Poolschlitzers. "Ich fühl mich jetzt sicherer", kommentiert sie den Fahndungserfolg der Polizei. Zwar habe sie ihren Garten eh' schon umfangreich umgebaut, aber trotzdem noch keinen neuen Pool aufgestellt.
"Wir haben den Zugang mit einer Eisentür verschlossen, einen Zaun aufgestellt und Bewegungsmelder angebracht", berichtet sie. Nur den letzten Schritt, ein neues Becken, habe sie bislang nicht riskiert. "Wir werden jetzt auf jeden Fall versuchen, unser Geld zurück zu bekommen", kündigt Karin Matthes zudem rechtliche Schritte an. Bislang habe sie den Schaden ja nicht geltend machen können. Schon gleich nach der Tat hatte sich Matthes öffentlich an der Suche nach dem Täter beteiligt: In sozialen Netzwerken rief sie Freunde und Bekannte dazu auf, Hinweise zu geben.
Entscheidender Hinweis?
Ein offenbar entscheidender Hinweis kam aber von ihr selbst: Vor einiger Zeit habe sie ein Schlauchboot per Anzeige verkaufen wollen. Darauf habe sich ein junger Mann aus dem Landkreis gemeldet. "Das war der einzige, der außer unseren Freunden bei uns im Garten war und gesehen hat, dass wir einen Pool haben", berichtet Karin Matthes. Das gab sie der Polizei weiter. Und der Name weckte bei den Ermittlern offenbar Erinnerungen: "Die Beamten kannten ihn wohl, konnten ihm aber bislang nichts nachweisen."
Die Polizei schweigt zum Zusammenhang und natürlich auch zu den Personalien des Täters.
Ein echter Ripper-Fall! 47 brutal geschlitzte Opfer! Das Grauen hat Einzug gehalten ins biedere Idyll.
Ich bin jetzt schon etwas traurig, dass der FT so spät informiert. Wie gern hätte die Leserschaft mitgefiebert mit den gehetzten und ratlosen Ermittlern oder nur sich morbid an Bildern trauriger Hausfrauen und weinender Kinder vor ausgeweideten Plastikpools ergötzt.
Es bleiben Fragen, die den Schlaf rauben: Wird der Ripper wieder zuschlagen? Wird es Epigonen geben, die sein Werk in seinem Geiste, welcher das auch immer sein mag, fortsetzen wollen? Ist dies der Anfang einer Ripperkults?
Wird der Alptraum petit bourgeoiser Hintergärten je enden?
Waren die Taten am Ende sexuell motiviert?
Der Kommentar wurde gesperrt.