In Bad Kissingen fand das erste Mentoringprogramm von Kommunalpolitikerinnen für politisch interessierte Frauen in ganz Bayern seinen Abschluss.
Mit Unterstützung des Helene-Weber-Kollegs arbeiteten 23 Kommunalpolitikerinnen als Mentorinnen und 22 kommunalinteressierte Mentees zehn Monate als Tandem zusammen. Schulungen durch das Helene-Weber-Kolleg begleiteten das Programm.
Am dritten unterfränkische Interkommunalen Aktionstag unter dem Motto " Politik braucht Frauen" im Tattersall in Bad Kissingen kamen hundert Frauen aus ganz Unterfranken, die in der Politik aktiv sind oder dies gerne werden wollen, zusammen und haben sich einen ganzen Tag Zeit genommen, um sich gegenseitig auszutauschen und auch das Erreichte zu feiern. Am Schluss der Veranstaltung erfolgte die Zertifikatsübergabe an die Mentorinnen und Mentees.
Sich Zeit nehmen ist ein gutes Stichwort für die Referentin Manuela Möller vom EAF-Institut aus Berlin: Frauen wird oft ihr Fleiß und ihr Hang zum Perfektionismus zum Verhängnis, sagte sie. "Was wollt Ihr erreichen? Verzettelt euch nicht im Detail. Kommunikation mit Stadtratskolleginnen und -kollegen, den Mitarbeitern der Verwaltung ist wichtiger." Möller ist beeindruckt von der Veranstaltung: "Ich kenne keine Region, in der so viele Kommunalpolitikerinnen überparteilich zusammenkommen."
Wie muss er sich fühlen, der einzige Mann im Tattersall, der Mann für die Technik....? Stellvertretende Landrätin des Landkreises Bad Kissingen, Monika Horcher, gab in der Begrüßung die Antwort: "So wie ich auf dem Feldgeschworenentag...", und hat damit die Lacher auf ihrer Seite. Horcher freute sich über die hochkarätige Besetzung und dankte den unterfränkischen Gleichstellungsbeauftragten für die Organisation dieses Aktionstags, der zum dritten Mal seit 2015 stattfindet.
In lockerer Atmosphäre wurde nach dem Impulsreferat von Gabriele Frühwald, die den Landkreis Bad Kissingen aus ihrer langen Zeit als Gleichstellungsbeauftragte kennt, in vier Workshops vor allem eines gemacht: Erfahrung und Wissen rege ausgetauscht, Mut und Lust auf mehr Frauen in der Kommunalpolitik gemacht. Außerdem wurde das Resüme des Mentoringprogramms des Helene-Weber-Kollegs durch Manuela Möller vom EAF-Institut (Diversity in Leadership, mehr Vielfalt in der Führung) in Berlin gezogen.
Es gibt sie also doch, die Kreisrätinnen, Stadträtinnen und Bürgermeisterinnen. Obwohl 51 Prozent der Bevölkerung weiblich sind, beträgt der Anteil der Frauen in kommunalen Parlamenten nur rund 23 Prozent. Noch trauriger fällt die Bilanz bei der Anzahl von Bürgermeisterinnen aus: Nur zehn Prozent der Rathäuser werden von Frauen geführt. Warum ist das so? Wie kann Frauen der Einstieg in die Kommunalpolitik erleichtert werden? Diese und weitere Fragen wurden an diesem Interkommunalen Aktionstag von den Politikerinnen aufgegriffen.
Nicht nur Frauen aus der Kommunalpolitik waren erschienen. Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar (SPD) freut sich, dass es diese tolle Veranstaltung gibt. Landtagsabgeordnete Celina Kerstin (Bündnis für Umwelt90/Die Grünen) hatte sich als Mentorin zur Verfügung gestellt. Sie gab dem Plenum den Tipp: "Stellt mehr überregionale, gut formulierte, schriftliche Anfragen an die Staatsregierung über eure Abgeordneten. Informiert euch über Netzwerke. So gibt es zum Beispiel GRIBS bei den Grünen, die effektiv Informationen zu ähnlichen Anträgen in anderen Kommunen vermitteln. Solche Organisationen gibt es in anderen Parteien auch!" Überhaupt fiel auf, dass die Parteizugehörigkeit in dieser Veranstaltung Nebensache war. Frau kennt sich, das Netzwerk ist schon ein wenig gesponnen.
So ist Birgit Hotz schon seit 1988 im Gemeinderat und berichtet von der guten überparteilichen Zusammenarbeit der Gemeinderätinnen. Sie hat auch andere Frauen überzeugt, sich aufstellen zu lassen. Von 20 Sitzen sind schon acht weiblich besetzt. Beim ersten Mal hat es nicht geklappt, aber jetzt macht es auch ihrer Schwiegertochter Spaß.
Mentorin Birgit Bayer, Kreisrätin im Landkreis Hassberge und ihre Mentee Teresa Schmitt, Gemeinderätin von Üchtelhausen, bildeten über zehn Monate ein Tandem, sogar über Landkreisgrenzen hinweg. "Das war sehr informativ. Denn es schadet nicht, mal über den Tellerrand hinauszuschauen. Wir werden auf jeden Fall weiterhin in Kontakt bleiben," fasst Teresa Schmitt das Experiment zusammen.
Übrigens: Die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten sind nicht nur für das Personal der eigenen Behörden, sondern für alle Frauen ihrer Landkreise zuständig. In Bad Kissingen ist das Melanie Spatz. Sie ist im Landratsamt unter Tel.: 0971/801-30 50 unter per Mail unter gleichstellung@kg.de zu erreichen.