Wasserspiele mit allen Schikanen

2 Min
Eines der meistfotografierten Objekte in Bad Kissingen ist der Springbrunnen im Rosengarten. Dieser soll im Zuge des Neubaus noch erheblich aufgewertet werden. Foto: Thomas Mäuser/Archiv
Eines der meistfotografierten Objekte in Bad Kissingen ist der Springbrunnen im Rosengarten. Dieser soll im Zuge des Neubaus noch erheblich aufgewertet werden. Foto: Thomas Mäuser/Archiv

Der Bauausschuss in Bad Kissingen sprach sich mehrheitlich für einen Neubau des Rosengarten-Springbrunnens mit zahlreichen zusätzlichen Effekten aus. Die erste Kostenschätzung spricht von 1,4 Millionen Euro. Baubeginn ist im Herbst dieses Jahres.

Haushaltskonsolidierung? Im Prinzip ja, aber nicht beim Neubau des Rosengarten-Springbrunnens. Mit 8:3 Stimmen votierte der Bauausschuss gestern für die luxuriöseste aller vom Bauamt vorgestellten Lösungen, die nach erster, vorsichtiger Schätzung gut 1,4 Millionen Euro kostet - mit Luft nach oben. Wobei OB Kay Blankenburg (SPD) und die Verwaltung angedeutet haben, dass es eventuell eine bis zu 50-prozentige Bezuschussung geben könnte.
Aber schriftlich hat die Stadt da noch nichts.

Die vom Bauausschuss beschlossene Variante bietet alle Schikanen. Angefangen von Unterwasserbeleuchtung über Wasserspiele und Soundeffekte bis hin zu einer Nebelanlage, die es ermöglicht, mit einem Beamer Bilder auf die Nebelwand zu werfen.

Vorgestellt hatte Thomas Hornung vom Tiefbauamt vier Varianten, drei davon mit optisch-technischen Besonderheiten,. Diese Varianten sind mit zwischen 1,225 und 1,407 Millionen Euro veranschlagt. Eine "Null-Variante", die im Wesentlichen das jetzige Erscheinungsbild ohne Wasserspiele, Sound und Beamer, aber immerhin mit Unterwasserbeleuchtung böte, war mit 900000 Euro angesetzt.

Von dieser Null-Variante rückte die Mehrheit des Bauausschusses schnell ab. Spätestens dann, als per Animation gezeigt worden war, was so ein Springbrunnen mit Extras alles kann.


Werbung für Bad Kissingen

Die Räte sehen vor allem den Werbeeffekt und das Alleinstellungsmerkmal eines solchen Springbrunnens. So erinnerte Klaus Lotter (SPD) an die Wasserorgel in Marienbad, derentwegen zahlreiche Besucher den böhmischen Kurort ansteuerten. Sein Fraktionskollege Bernd Czelustek ergänzte: "Wir müssen Zeichen nach außen setzen, dass sich in Bad Kissingen etwas tut." Dem schloss sich Klaus Bollwein für die CSU an, der hofft, dass ein Springbrunnen mit solchen Extras abends einen Haufen Besucher bringt.

Insgesamt wussten sich Czelustek und Bollwein einig mit den meisten ihrer Kollegen, wobei es eigentlich lediglich um die Frage ging, ob der Beamer, der die Nebelwand als "Leinwand" braucht, wirklich nötig ist. Doch angesichts der 85 000 Euro, die dieser Effekt zusätzlich kostet, wurde er mit beschlossen.

Der finanziell größte Brocken wird mit über 300000 Euro der Neubau des Beckens sein. Das bisherige wäre zu flach und enthält Teer, der dem Heilquellenschutz abträglich ist. Für die Unterwasserbeleuchtung sind etwas über 80000 Euro einzuplanen, für Wasserspiele und Soundeffekte 57000 Euro plus 20000 Euro für Lautsprecher, die Nebelanlage mit Beamer kommt auf 85 000 Euro. Wobei die Null-Variante beim Beckenbau etwas günstiger gewesen wäre, beim Technikgebäude und bei den Rohrgrabenarbeiten aber erhebliches Einsparungspotenzial von fast 160000 Euro geboten hätte. Denn nicht nur die Extras an sich kosten extra, auch die dafür nötige Infrastruktur geht ins Geld.

Blankenburg sprach davon, dass man noch in einer sehr frühen Planungsphase sei, es könne Abweichungen bei den Kosten um bis zu 30 Prozent geben.


Einsparungsvorschlag

Wobei der Oberbürgermeister gleich einen Einsparungsvorschlag mitlieferte: "Wir nehmen die Sprenkelanlage aus der Unteren Marktstraße raus." Blankenburg meinte damit den im Zuge der Neugestaltung der Fußgängerzone geplanten Brunnen.

Die Streichung des "Wasserzeigens" in der Fußgängerzone empfahl auch Kämmerer Günter Schneider: "In Hinblick auf das Konsolidierungskonzept verzichten wir auf eine Anlage." Wobei Schneider nicht vergaß, darauf hinzuweisen, dass im Etatentwurf noch 650 000 Euro für den Rosengarten-Springbrunnen angesetzt waren.
Bisher galten die Wasserspiele gegenüber dem Regentenbau als nicht förderfähig. Dies sei inzwischen anders, fuhr Schneider fort., "aber wir haben noch keinen Bescheid".

Letztendlich waren nicht alle Räte von der ganz großen Lösung angetan. Grünen-Stadtrat Richard Fix, Florian Kessler und Alexander Koller (beide DBK) stimmten dagegen. Sie hielten Beamer und Nebelwand für unnötig. Und auch der im Bauausschuss nicht stimmberechtigte Klaus Werner (Grüne) warnte davor, so viel Geld auszugeben. Der Brunnen laufe nur sieben Monate im Jahr, und der Aha-Effekt stelle sich nur abends ein.