Was Dorfwirt Steffen Schärpf im Goldenen Roß glücklich macht

3 Min
Vor drei Jahren übernahm Steffen Schärpf das Goldene Roß im Hammelburger Stadtteil Diebach. Nach und nach modernisiert er das denkmalgeschützte Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert.
Vor drei Jahren übernahm Steffen Schärpf das Goldene Roß im Hammelburger Stadtteil Diebach. Nach und nach modernisiert er das denkmalgeschützte Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert.
Wolfgang Dünnebier
Der Wirt packt gerne selbst an: Als Lieferfahrzeug hat sich Steffen Schärpf in München ein Dreirad auf Elektroantrieb umbauen lassen.
Der Wirt packt gerne selbst an: Als Lieferfahrzeug hat sich Steffen Schärpf in München ein Dreirad auf Elektroantrieb umbauen lassen.
Wolfgang Dünnebier

Quereinsteiger Steffen Schärpf geht seit drei Jahren in seiner Rolle als Gastronom auf. Warum der Freistaat Geld für sein Projekt locker macht und sich der Wirt mehr Konkurrenz wünscht.

Steffen Schärpf wagte vor drei Jahren einen großen beruflichen Schritt. In seinem Geburtsort übernahm der bisherige Serviceleiter beim Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer das Gasthaus "Goldenes Roß", und bewahrte es so vor der Schließung. Diesen Quereinstieg hat er trotz der unerwarteten Einschränkungen durch Corona, kurz nach der Übernahme, nicht bereut.

Motivation gibt dem 47-Jährigen vor allem die Anerkennung bei den Gästen. "Damit bin ich ganz glücklich", freut er sich im Gespräch mit dieser Redaktion über seinen Besuchermix, bestehend aus Tagestouristen und Einheimischen aus der näheren Umgebung und Dorfbewohnern. Zu den Übernachtungsgästen in seinen vier Zimmern gehören zunehmend auch Monteure auf der Durchreise. Die bisherige Resonanz gibt seinem Konzept recht. "Man merkt halt, dass es in der Region ringsherum wenig gibt", beschreibt er die Situation, was vergleichbare Einkehrmöglichkeiten selbst im nahen Hammelburg angeht.

Zuschuss von bis zu 45 Prozent

Auch das Amt für Landwirtschaft (Würzburg) hat die Bedeutung von Dorfkneipen für belebte Ortskerne erkannt. In jenen 230 Orten, wo, wie in Diebach, eine Dorferneuerung läuft, werden Kleinstunternehmer der Grundversorgung unterstützt. Davon können unter anderem auch Dorfläden, Metzgereien, Bäckereien, Handwerksbetriebe und Einrichtungen der Gesundheitsvorsorge und Pflege profitieren, heißt es in einer Pressemitteilung der Behörde.

Investitionen werden durch das Programm unter gewissen Spielregeln mit bis zu 45 Prozent und maximal 200.000 Euro gefördert. Durch diese Unterstützung ist es Schärpf gelungen, das denkmalgeschützte Haus aus dem 16. Jahrhundert zu kaufen, Küche und Gastraum sowie Eingangsbereich zu modernisieren und den Biergarten anzubauen. Auch die vier Gastzimmer will er noch herrichten und Möbel restaurieren.

Wie kommt man an die Förderung? Bewerben kann man sich um Mittel beim AELF Würzburg (Tel. 0931/ 410 10). Ohne die Finanzspritze des Amtes wäre es für den Unternehmer trotz seiner schrittweisen Sanierung schwierig geworden. "Reich werde ich hier nicht", sagt Schärpf. Hätte er das Gebäude nicht mit der Förderung erwerben können, hätte er nur für die Pacht arbeiten müssen. Zu bedenken ist auch, wie er sagt, dass er als Alleinunternehmer Rücklagen braucht, falls mal etwas dazwischen kommt, wie zuletzt die Pandemie. Auch das Tanken von Heizöl neulich hat seinen Etat belastet.

"Es braucht schon eine gewisse Leidenschaft", beschreibt der Quereinsteiger eine Anforderung des Berufes. Den Laden schmeißt er weitgehend alleine, die gute Seele in der Küche ist seine 74-jährige Mutter. Gelegentlich hat er Unterstützung durch eine Aushilfe. Die fränkische Küche komme gut an. Da gibt es neben Schweinsbraten auch mal Wirsing- oder Kartoffelgemüse. Dieses Angebot ist inzwischen ringsherum rar geworden, sagt er.

Biergarten gut bevölkert

"Es könnte in der Region noch den einen oder anderen Kollegen mehr vertragen", folgert der 47-Jährige aus mancher Besuchsspitze im vor zwei Jahren frisch ins Leben gerufenen Biergarten neben dem Haus. Denn die Gasträume, und bei gutem Wetter die 35 Plätze im Freien, seien schon unter der Woche bisweilen gut bevölkert.

Auch weil es in den Nachbarorten nur wenige Einkehrmöglichkeiten gibt, konzentriert sich das Interesse vieler Rad- und Bootsfahrer an den Öffnungstagen bisweilen auf das Roß, weiß Schärpf zu berichten.

Zwölf-Stunden-Arbeitstage

Seine daraus resultierenden Arbeitstage mit bis zu zwölf Stunden nimmt er gelassen. Dafür besteht er auf seine Ruhetage am Montag und Dienstag und auf grundsätzlich vier Wochen Urlaub im Jahr, in denen er das Roß einfach zuschließt. Die Gäste nähmen das gern in Kauf, sagt Schärpf. Überhaupt habe sich die Mentalität des Publikums geändert. Wo früher Gäste den Dorfwirten eher zu verstehen gegeben hätten, dass diese dankbar zu sein hätten, dass man hier sein Bier trinkt, spüre er heute eine größere Verbundenheit zu seinem Werk.

Außerdem genießt es Schärpf, dank seiner Vernetzung im Dorf, bei dem einen oder anderen auch tieferen Gespräch an seinen Wirtshaustischen dabei zu sein. Schärpf ist Feuerwehrmann, zudem war er Stadtrat sowie Ortsbeauftragter und arbeitet in der Dorferneuerung und im Vereinsring mit. In seiner neuen Rolle als Wirt bekommt er das eine oder andere mehr mit. "Zum Glück bin ich sehr vergesslich", scherzt er.

Spannend ist es hinter dem Tresen auf jeden Fall. "Die Arbeitstage sind mehr oder weniger intensiv, aber immer unberechenbar ", beschreibt der Gastronom einen Reiz seines Wirkens. Außerdem spüre man, im Gegensatz zu einer Festanstellung im Büro, die Resonanz seiner Kunden hautnah. Sei es durch das Lob der Gäste oder beim Zählen der Einnahmen am Abend.

Pandemie brachte auch neue Gäste

Mit gemischten Gefühlen blickt Schärpf auf die zurückliegenden Corona-Monate zurück. Das Essen zum Mitnehmen sei im Lockdown gut gegangen. Zudem hätten diese Monate neue Kunden aus den Ballungsräumen gebracht, nachdem keine Fernreisen möglich waren. "Manche wollen wiederkommen", sagt Schärpf. Mit Unbehagen blickt er aber auf die anstehende Sperrung der Ortsdurchfahrt. Unklar ist, welche Einbußen die Sanierung mit sich bringt.

Insgesamt will Schärpf an einer Bewirtung "im überschaubaren Rahmen" festhalten, weshalb er auch die Werbung in Grenzen hält. Mit dem Biergarten und dem Saal sowie zwei Nebenzimmern bringt er es auf insgesamt 170 Plätze, die er keineswegs ausreizen möchte. Weil er glaubt, dass er zufriedene Gäste hat, will er die nun, entsprechend der personellen Ausstattung, nicht mit allzu langen Wartezeiten auf die Probe stellen.Wolfgang Dünnebier