Vom Kissinger Sommer in den Musical-Herbst?

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Bad Kissingens Bürgermeister Dirk Vogel im Gespräch mit Musikproduzent Ralph Siegel (links); der möchte ein Musical nach Bad Kissingen bringen. Foto: Susanne Will
Bad Kissingens Bürgermeister Dirk Vogel  im Gespräch mit Musikproduzent Ralph Siegel (links); der möchte ein Musical nach Bad Kissingen bringen. Foto: Susanne Will
Barbara Stamm geht sehr offen mit ihrer Krebserkrankung um. In der Pause blieb sie in der Loge. "Die wunderbare Musik gibt mir Kraft und ein bisschen Lebensqualität." Foto: Susanne Will
Barbara Stamm geht sehr offen mit ihrer Krebserkrankung um. In der Pause blieb sie in der Loge. "Die wunderbare Musik gibt mir Kraft und ein bisschen Lebensqualität." Foto: Susanne Will
 
Ralph Siegel (2. von links) mit seiner Frau Laura und Oberbürgermeister Dirk Vogel (links) und Intendant Alexander Steinbeis (rechts). Foto: Susanne Will
Ralph Siegel (2. von links) mit seiner Frau Laura und Oberbürgermeister Dirk Vogel (links) und Intendant Alexander Steinbeis (rechts). Foto: Susanne Will
 

Musikproduzent Ralph Siegel knüpft erste Bande beim Abschlussabend. Unter den Gästen war auch Barbara Stamm, die bei den Bamberger Symphonikern Kraft für ihre Krebserkrankung tankte.

"Die Akkoladen", sagt Alexander Steinbeis, seien ihm schon fast unangenehm gewesen. Sie verstehen nur Bahnhof? Ich musste auch googeln. Akkoladen bezeichnen die "feierliche Umarmung bei Aufnahme in einen Ritterorden oder bei einer Ordensverleihung". Dass ihm das fast unangenehm ist, macht ihn umso sympathischer, aber aus den Umarmungen kam er wirklich nicht mehr raus an diesem letzten, großartigen Kissinger-Sommer-Abend. Zu Recht. Hat der Neue doch tatsächlich "abgeliefert" (OB Dirk Vogel), samt Symphonic Mob, Beat-Abend und natürlich den besten Musikern und Musikerinnen der Welt.

Markus Söder fehlte beim Festival

Eine verbale Umarmung allerdings hat gefehlt: Markus Söder, Schirmherr des Kissinger Sommers, ließ sich nicht blicken. Und das, obwohl er am Sonntag ganz in der Nähe, quasi über den Hügel gewesen ist. Der Ministerpräsident, der immer gern den Schwank erzählt, dass es ihn ohne Bad Kissingen nicht gäbe (weil sich seine Großeltern in Bad Kissingen kennengelernt haben), feierte zwar die 1250 Jahre Nüdlingen, ordentlich im Trachtenjanker, den hier kaum einer trägt. Aber bis zum Abend konnte er wohl nicht im Landkreis bleiben. Seinen Part übernahm Innenstaatssekretär Sandro Kirchner. Nicht, dass bei Kirchners Worten irgendetwas gefehlt hätte, nein. Aber zumindest einmal hätte sich Söder in den vier Wochen blicken lassen können. Der erste KiSo nach der Unesco-Welterbe-Verleihung, der erste KiSo unter Alexander Steinbeis - und der Herr spannt seinen Schirm nur in Nüdlingen auf. Natürlich, so ein Ministerpräsident ist termingetrieben. Vielleicht war es ja sein Büro, das vergessen hat, die Entfernung zwischen Nüdlingen und Bad Kissingen zu checken.

Flankiert wurde Söder in Nüdlingen am Nachmittag von Dorothee Bär, eine der stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Kuratoriumsvorsitzende des Kissinger Sommers. Die 44-Jährige zeigte mal wieder, wie perfekt abgestimmt ihr Outfit auf den jeweiligen Auftritt war. Am Nachmittag im sehr feschen Dirndl - das im realen Leben auch keine in Nüdlingen trägt - , am Abend dann in der großen, goldpaillettenschillernden Robe.

Eine warme, herzliche Rede

Wer sich von der Garderobe nicht ablenken ließ, hörte eine warme, herzliche Rede der Bundestagsabgeordneten, die auch Alexander Steinbeis" Mutter Alexandra von Bülow-Steinbeis einschloss. Mama Steinbeis, von Familienmitgliedern auch liebevoll "Die Gräfin" genannt, fehlte auf keinem Konzert.

Nicht fehlen durfte auch eine, aber jeder hätte es ihr nachgesehen, wenn sie die Strapazen nicht auf sich genommen hätte: Barbara Stamm. Die frühere Landtagspräsidentin lebt zum zweiten Mal mit Krebs. Sonst warmherziger, lustiger Mittelpunkt jedes Empfangs, blieb sie diesmal in der Loge sitzen, während die anderen sich in der Pause die Beine auf dem Balkon vertraten. Barbara Stamm macht aus der Krankheit kein Geheimnis, auch nicht darüber, wie kräftezehrend der Kampf dagegen ist. "Es geht mir so lala", sagt sie im Gespräch. "Das Schlimmste an der Krankheit ist, wenn sie beginnt, mir die Lebensqualität zu nehmen." Das großartige Konzert mit den Bamberger Symphonikern aber hätte genau das Gegenteil bewirkt. "Bei dieser Musik tanke ich Kraft."

An der Promi-Dichte arbeiten

"Es muss nicht immer Salzburg sein. Warum nicht mal Bad Kissingen?", fragte jüngst die Tageszeitung "Die Welt". Recht hat die Welt, es muss nicht großkopfert oder eine kleine Weltreise weit weg sein, wenn man den gleichen, hochkarätigen Inhalt auch an der Saale erwarten darf. Nur eins, das fehlt beim kleinen KiSo noch, aber daran kann gearbeitet werden: die Dichte an Prominenz. Zumindest einer machte am Sonntag den Anfang: Erfolgsmusikproduzent Ralph Siegel. Der reiste mit seiner Frau, der Musikproduzentin Laura Siegel, an. Ralph Siegl ist derzeit in Füssen eingebunden, dort entwickelt sich sein Musical "Zeppelin" zum Verkaufsschlager. Und jetzt ist er auf der Suche nach neuen Spielstätten in Bayern für ein neues Musical. Titel: Ein bisschen Frieden. Darauf wartet die Welt. Oberbürgermeister Dirk Vogel wohl auch ein bisschen. Denn: "Mir ist klar, dass wir Bad Kissingen, was Kultur angeht, breiter aufstellen müssen. Auch mir kam schon der Gedanke an ein Musical." Die beiden Männer steckten also die Köpfe zusammen, sie tauschten Handynummern aus. "Die Tür war schon geöffnet, bevor Herr Siegel sein Kommen zusagte", so Vogel.

Wäre doch schön, wenn der Kissinger Sommer eine kleine Konkurrenz bekäme, etwa einen Musical-Herbst. Erste Schritte sind gemacht.