Die Schokolade des Start-up Perú Puro gehört jetzt zu den weltbesten. Doch auch Erlesenes ist in Zeiten von Corona schwer an den Mann zu bringen, sagt der gebürtige Nüdlinger Arno Wielgoss.
Seit 2017 exportiert der tropische Agrar-Ökologe Arno Wielgoss zusammen mit seiner Kollegin Frauke Fischer (beide Würzburg) Edel-Kakao aus dem peruanischen Urubamba-Tal nach Deutschland. So verschafft der gebürtige Nüdlinger den Kakao-Bauern die Möglichkeit, die Landwirtschaft in einer Kooperative unter ökologischen Gesichtspunkten zu betreiben und für ihre Fairtrade-Produkte gute Preise zu erzielen. Für sein "Chuncho Gold" heimste Wielgoss bei den International Chocolate Awards 2019 in Guatemala gleich zweimal Silber (in zwei Kategorien) und einmal Bronze ein.
2500 Tafeln der exquisiten Kakao-Produkte lagerten im Winter 2019 noch im Keller von Wielgoss‘ Elternhaus in Nüdlingen. Als die Corona-Krise kam, war guter Rat teuer. Denn die Weltläden, die Chuncho Gold in ihr Angebot aufgenommen hatten, blieben zu. "Keiner hat mehr nachbestellt", sagt Wielgoss im Gespräch mit dieser Redaktion. "Wir mussten uns was einfallen lassen, weil die Schokolade am 15. Juni 2020 ablief."
Anfang März noch in Peru
Dann kam ihm und seiner Kollegin Frauke Fischer die Idee, online eine große Kampagne ins Leben zu rufen. Kurz vor Ostern starteten sie im Netz einen Aufruf an alle Freunde und Schokoladen-Liebhaber, in dem sie deutlich machten, dass ihre Tafeln jetzt recht schnell unter die Leute gebracht werden müssten. Der Erfolg war sensationell: "Alles war schnell ausverkauft."
Corona habe ihn und Frauke Fischer sozusagen kalt erwischt, erzählt Wielgoss. "Denn wir waren Anfang März 2020 gerade in Peru und bekamen dort mit, dass sich die Lage in Deutschland langsam zuspitzt." Einmal im Jahr sei der Besuch in Ivochote, im Departement Cusco, nämlich notwendig, weil die Verträge mit den Partnern vor Ort für die neue Ernte gemacht werden müssen, sagt Wielgoss. Zudem sei ihm der persönliche Kontakt zu "seinen" Bauern wichtig.
Dieses Jahr stand zudem die Einweihung einer neuen maschinellen Anlage auf dem Programm. Denn ab 2020 kann ein Teil der geernteten Ur-Kakaobohnen in Peru vor Ort in Ivochote geröstet, geschrotet, von den Schalen befreit und anschließend zu Kakao-Masse verarbeitet werden, sagt Wielgoss. Ein Teil davon wird dann auf dem lokalen Markt angeboten, der andere Teil wird exportiert. Dann klappte aber doch noch alles rechtzeitig. "Wir hatten Glück, noch aus dem Land ‘rauszukommen, denn zehn Tage später verhängte Peru den kompletten Lockdown."
Gefährlicher Geld-Transport
Bezüglich der Kakao-Ernte unter Corona-Bedingungen bauten sich auch vor den Bauern der Kooperative im Dorf Ivochote plötzlich ungeahnte Hürden auf. Das Geld für die Ernte hatte Wielgoss, wie üblich auf dem Konto einer Bank in der Provinzhauptstadt Quillabamba eingezahlt. Doch die Stadt liegt fünf Stunden Weg vom Urubamba-Tal entfernt, sagt Wielgoss. "Man konnte da nicht so einfach hinfahren, weil unterwegs das Militär Kontrollen machte."
Der Bauernpräsident von Ivochote habe dann einem Lkw-Fahrer seines Vertrauens einen Blanko-Scheck mit auf den Weg gegeben, den der in Quillabamba einlöste. Das Geld - immerhin mehrere tausend Dollar - versteckte der Mann in einer Bananen-Kiste, als er nach Ivochote zurückfuhr, schildert Wielgoss die spannende Story: "Wir haben alle gezittert und gehofft, dass der Mann mit dem Geld heil ankommt." Denn rein theoretisch hätte ja jemand etwas von den Banknoten mitbekommen und den Lkw überfallen können, so der Firmenchef. "Aber zum Glück hat alles geklappt."