Der oberste Denkmalschützer Bayerns, Mathias Pfeil, unterstützt die Bewerbung Bad Kissingens und anderer früherer Weltbäder um Anerkennung als Weltkulturerbe.
Mathias Pfeil trägt den etwas sperrigen Titel Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege. Er ist der neue Oberste Denkmalpfleger im Freistaat und trägt seit gut einer Woche die Verantwortung über rund 170 000 Bau-, Kunst- und Bodendenkmäler. Außerdem ist der 52-Jährige ein Befürworter der Bewerbung der "Great Spas of Europe" als Unesco-Weltkulturerbe, um die sich Bad Kissingen bemüht.
"Die Bedeutung der Kuranlagen rechtfertigt die Bewerbung auf jeden Fall", sagt Pfeil. "Eine Unesco-Bewerbung hängt nicht vom Standort ab, sondern von der Qualität der Architektur, und die ist hervorragend."
Bevor Pfeil zum Generalkonservator berufen wurde, leitete er acht Jahre lang die bayerische Schlösserverwaltung und begleitete die Weltkulturerbe-Bewerbung des Markgräflichen Opernhauses in Bayreuth.
Pfeil arbeitete den Antrag mit aus und war dabei, als das Barockgebäude am 30. Juni 2012 von der Unesco geadelt wurde. Außerdem hat er Bad Kissingens Kulturreferenten Peter Weidisch bei der Antragstellung beraten.
Titel Weltkulturerbe wird nicht inflationär vergeben Bad Kissingen und seine Mitbewerber müssten belegen, "dass sie international einmalig sind und einen herausragenden internationalen Wert
haben", sagt Pfeil. Der Titel Weltkulturerbe werde nicht inflationär vergeben. Er wisse zwar nicht, ob die Kurbäder diesen Wert vor der Unesco belegen können, "aber der Versuch lohnt sich".
Bad Kissingen habe nicht nur eine hervorragende Bäderarchitektur. "Es sind auch die immateriellen Werte wichtig. Hier fand Weltpolitik im Hinterzimmer statt", erklärt Pfeil weiter.
Die Bewerbergruppe "Great Spas of Europe" will es mit dem Typus der europäischen Kurstadt in seiner Spitzenausprägung auf die Weltkulturerbeliste schaffen. Da gehört das gesellschaftliche Leben unbedingt dazu, sagt der städtische Kulturreferent Weidisch. "Die Weltbäder boten qualitativ und quantitativ mehr als die große Masse der Badeorte. Sie hatten ein internationales Renommee und waren Treffpunkte der Eliten", erklärt er.
Warum war Bad Kissingen im 19. Jahrhundert ein angesagtes Modebad? Was reizte die High-Society an dem Kurort noch, außer der Kur?
Hauptaugenmerk liegt auf den Gebäuden Bei der Unesco-Bewerbung liegt das Hauptaugenmerk natürlich auf den Gebäuden. Um das gesellschaftliche Leben zu beleuchten, hat Weidisch das Symposium Kurort und Modernität organisiert.
Die Fachtagung findet dieses Wochenende statt und hat am Freitag im Rossini-Saal begonnen. "Wir wollen zeigen, dass Kurstädte stets modern waren, sich immer gewandelt haben, viel mehr waren, als nur Ziele einer Luxusreise im 19. Jahrhundert", erklärt Weidisch. Der Begriff Kurort "klingt heute für viele etwas angestaubt", meint Oberbürgermeister Kay Blankenburg.
Dabei seien Kurorte immer aktuell gewesen, hätten immer in Neues investiert, im Falle Bad Kissingens etwa in Gebäude wie den Regenten- und Arkadenbau. "Diese Räumlichkeiten waren zu ihrer Zeit hoch modern", sagt Blankenburg. Dass sie bis heute hohen Ansprüchen genügen, zeigt den Wert, den sie haben.