In Nord- und Süddeutschland wurden verendete Wildvögel gefunden. Das sorgt nun für Diskussionen um eine allgemeine Stallpflicht in ganz Deutschland.
Auch bei Frankens Geflügelhalter sind die Sorgenfalten derzeit groß. Grund: Nach mehreren Vogelgrippefällen im Landkreis Lindau etwa hat das Landratsamt die Bürger gebeten, tote Tiere umgehend beim Veterinäramt zu melden. Wer tote Vögel findet, solle diese zudem nicht berühren - "auch nicht mit dem Schuh", sagte eine Behördensprecherin. Zwar bestehe derzeit keine Gefahr für Menschen. Aber das Virus könne sich sonst weiter ausbreiten.
In Bayern wurde bisher bei acht Tieren die Vogelgrippe festgestellt. Das sagte ein Sprecher des Landesamtes für Gesundheit in Erlangen. Bei zwei Vögeln im Landkreis Lindau wurde auch bereits die hochansteckende Variante vom Typ H5N8 nachgewiesen. Eine Stallpflicht für Geflügel im Radius von circa 2,5 Kilometern um das Ufer des Bodensees gilt weiter.
Noch herrscht Unklarheit, ob und wann die Stallpflicht auf auch Gebiete in Nordbayern ausgedehnt werden könnte. Die Entscheidung obliege noch den Kreisverwaltungsbehörden, so ein Sprecher des Landesamtes für Gesundheit.
Werner Nützel, Geschäftsführer des Bauernverbandes in Forchheim und Bamberg, meinte: "Wir haben zwar nicht viele Geflügelhalter in der Region, doch grundsätzlich unterstützen wir die Maßnahmen, die von den Experten angeordnet werden."
Angesichts der Ausbreitung der Vogelgrippe berief Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) den Zentralen Krisenstab Tierseuchen ein. Schmidt hob besonders die Notwendigkeit einer effizienten Koordination hervor: Maßnahmen müssten schnell getroffen und zentral gebündelt werden, um der Seuche Einhalt zu gebieten.
Es solle überall dort die Stallpflicht angeordnet werden, wo die Wahrscheinlichkeit eines Eintrages der H5N8-Variante hoch ist, teilte das Ministerium weiter mit. "Das sind insbesondere Feuchtgebiete, Rastgebiete von Zug- und Wildvögeln, aber auch Gebiete mit einer hohen regionalen Dichte von Geflügelbetrieben." Mit den Stallpflicht-Zonen soll eine Ansteckung über Kot oder verunreinigtes Wasser verhindert werden.
Seit Sonntag gibt es in Sachsen einen ersten Vogelgrippe-Fall. Eine am Cospudener See bei Leipzig gefundene Wildente habe den H5-Virus, bestätigte ein Stadtsprecher. Ob es sich dabei jedoch um den aggressiven Typ H5N8 handle, sei noch unklar. Auch in Schleswig-Holstein ist mit dem Herzogtum Lauenburg ein weiterer Kreis von der Vogelgrippe bei Wildvögeln betroffen. In Mecklenburg-Vorpommern muss Geflügel in Ställen gehalten werden. In Nordrhein-Westfalen soll von Dienstag an in bestimmten Risikoregionen eine Stallpflicht gelten.
Dem Zentralverband der deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) wäre eine bundesweite Stallpflicht am liebsten. "Wir müssen schneller sein, als sich das Virus ausbreitet", erklärte ZDG-Vizepräsident Friedrich-Otto Ripke.
Erstmals war die H5N8-Variante der aktuellen Epidemie in Deutschland am 8. November bei verendeten Wasservögeln an Seen im Kreis Plön nachgewiesen worden. Die Behörden reagierten mit einer massiven Ausweitung der Stallpflicht-Zonen. Damit soll eine Ansteckung über Kot oder verunreinigtes Wasser verhindert werden. Europaweit wurden aus mindestens sieben Ländern Geflügelpest-Nachweise bei Wildvögeln oder in Geflügelbeständen gemeldet.
Um die Epidemie schnell einzudämmen, sollen sich Landwirte sofort bei den Behörden melden, wenn sie Todesfälle bemerken, die ihnen ungewöhnlich erscheinen. Auch Bürger werden gebeten, das Veterinäramt zu verständigen, wenn sie tote Wildenten, Wildgänse oder Schwäne finden.
"Auf keinen Fall sollte man sie berühren", erklärt ein Experte. Er rät zudem, Hunde im Uferbereich von Seen anzuleinen. Für Menschen kann ein Infektionsrisiko nicht ausgeschlossen werden, bis jetzt hat sich aber noch niemand mit dem H5N8-Virus angesteckt.
Hände waschen: Hygiene ist in der Küche unerlässlich. Was aber passiert mit den beliebten Weihnachtsgänsen, müssen die Franken wegen der Vogelgrippe darauf verzichten? Tatsache ist: Wer sich bei der Zubereitung von Geflügel akribisch die Hände wäscht, muss wegen der Vogelgrippe nicht auf die traditionelle Weihnachtsgans verzichten. Selbst eine infizierte Gans sei essbar, klärt ein Experte vom Friedrich-Löffler-Institut auf.
Richtige Temperatur: Hintergrund: Der Erreger sei bei Temperaturen über 70 Grad nicht gefährlich. Deshalb solle die Kerntemperatur im Backofen stets über 70°C Grad liegen.