Fladungen
Bezirk

Erstes Freilandmuseum mit gelber Telefonzelle

Einst prägte sie jedes Ortsbild, aber heute findet man kaum mehr eine gelbe Telefonzelle. Grund genug eine im Freilandmuseum Fladungen aufzustellen.
Solche "gelbe Telefonzellen" sind heute Mangelware und mittlerweile sogar ein Exponat für das Fränkische Freilandmuseum Fladungen. In Bad Königshofen nutzt die Senioreneinrichtung "Frankencare" solch eine Telefonzelle für ihre Demenzkranken und hat diese, wie es üblich war, neben ein Wartehäuschen gesetzt. Hanns Friedrich
Solche "gelbe Telefonzellen" sind heute Mangelware und mittlerweile sogar ein Exponat für das Fränkische Freilandmuseum Fladungen. In Bad Königshofen nutzt die Senioreneinrichtung "Frankencare" solch eine Telefonzelle für ihre Demenzkranken und hat diese, wie es üblich war, neben ein Wartehäuschen gesetzt. Hanns Friedrich

"Wir haben ein lebendiges Museum, in dem erfolgreiche und viel versprechende Arbeit geleistet wird." Das stellte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, Vorsitzender im Zweckverband Fränkisches Freilandmuseum bei einer Zusammenkunft in Würzburg heraus. Diese lobenden Worte galten Museumsleiterin Ariane Weidlich und ihrem Team. Zuvor hatte Andreas Polst, Leiter des Finanzreferates des Bezirks Unterfranken von einem 2,1 Millionen Euro-Haushalt gesprochen und den finanziellen Einbruch bei der Museumsbahn erwähnt. Nach dem Unfall bei Ostheim fiel die Bayerische Tenderlok 98-886 für einige Monate aus. Statt der geplanten Einnahmen von rund 50 000 Euro, blieben lediglich 35 000 Euro. Bei den Besucherzahlen im Fränkischen Freilandmuseum hat man die Ziellinie von 60 000 nur knapp verfehlt. 59 329 Gäste wurden gezählt. Die Einnahmen pendelten sich bei etwas unter 200 000 Euro ein. "Aber auch das ist nicht schmerzhaft!"

Zufrieden ist der Kämmerer mit den Einnahmen von 70 000 Euro im Museumsshop. Einsparungen gab es bei den Heizungskosten. Statt der vorgesehenen 105 000 Euro pendelten die sich bei lediglich 81 000 Euro ein. Grund dafür war die Nachinstallation. Bei einer Überprüfung hatte man fest gestellt, dass ein Großteil der Heizkörper in den Museumshäusern falsch angeschlossen waren. "Wir haben jetzt rund 20 Prozent weniger Energie benötigt."

Neuigkeiten

Museumsleiterin Ariane Weidlich nannte in ihrem Jahresbericht 3049 Gäste, die mit dem Rhönzügle gefahren sind, aber nicht das Museum besuchten. Highlights im vergangenen Jahr waren die Eröffnung der Schäferei Hausen, das neue Angebot "Pflanzbörse", bei der Besucher ihr Topfpflanzen mitbringen konnten, und der Deutsche Mühlentag, an dem ein Steinmetz einen Mühlstein herstellte. Neu war auch das Angebot "Chöre, Combos, Kapellen," bei der sich junge Musiker vorstellen konnten. Als einen weiteren Höhepunkt im Museumsjahr nannte sie die Vorführung eines Falkners, verschiedene Jagdhunderassen und die Hubertusmesse in der Museumskirche. Das sei auf eine Idee von Rhön-Grabfeld-Landrat Thomas Habermann zurück zu führen. Beim Herbstfest wurde das Dämpfen von Kartoffeln gezeigt. Es wurde zum Besuchermagnet.

Viel positive Resonanz, aber schlechte Beschilderung

Aus dem Besucherbuch zitierte die Museumsleiterin und sprach von positiven Einträgen, die den Zustand des Geländes, der Gebäude, die Freundlichkeit des Personals und die familienfreundlichen Programme betreffen. Schlecht werde allerdings die Ausschilderung im öffentlichen Raum für das Fränkische Freilandmuseum Fladungen bewertet. Im kommenden Jahr wird es eine Ausstellung "Volk, Heimat, Dorf" geben. Außerdem wird eine gelbe Telefonzelle aufgestellt. Die Schmiede von Waldberg soll, wie vorgesehen, ins Museums verlagert werden und dann sind nach dem Wiederaufbau Schmiedevorführungen vorgesehen. In englischer Sprache wird es künftig den Geländeplan geben und der Picknick-Platz soll mit Sitzmöglichkeiten erweitert werden.

Telefonzelle von der Bundespolizei

Heinrich Hacker, wissenschaftlicher Leiter des Fränkischen Freilandmuseums Fladungen, erwähnte die Vorführung mit dem Kartoffeldämpfer, der restauriert wurde und beim Herbstfest erstmals in Betrieb ging. "Das zeigt, dass wir auch mit unseren Exponaten arbeiten!" Über 2000 Besucher wurden allein bei diesem Herbstfest gezählt. Zur gelben Telefonzelle sagte er, dass man das erste Freilandmuseum in Deutschland sei, die solch ein Exponat aufstellen. Sie soll natürlich "mit interessanten Informationen ausgestattet werden." Einst sei sie in den Dörfern ein "ortsbildprägender Bau" gewesen. Heute ist sie eine Seltenheit. Die Telefonzelle stammt von der Bundespolizei in Oerlenbach, die diese als Übungsobjekt bei der Ausbildung nutzte.

Angesprochen hat er das Zentral-Depot mit 530 Quadratmeter. Hier gibt es Rollregale, in denen zur Zeit an die 15 000 Exponate lagern. Heinrich Hacker möchte neue Regale einbauen, um Objekte aus einer ehemaligen Scheune hier zu lagern, damit könnte man die Anzahl der Objekte verdoppeln. Das Museum verfügt über vier qualifizierte Depots, sechs sind provisorisch. Das soll sich bis 2020 möglichst ändern. Das Depot im BayWa Lagerhaus würde sich ideal für Großgeräte eignen. Die dortigen Exponate könnte man dann ins Zentralmuseum verlagern.

Inklusion im Museum

Linda Wolters, zuständig für Museumspädagogik berichtete unter dem Thema "Kulturvermittlung und Museumspädagogik von Seniorenprogrammen. Diese finden in Kooperation mit dem Haus Teresis in Stetten statt. Fünf Mal im Jahr gibt es spezielle Seniorenprogramme, verbunden mit einem Kreativteil. Teilnehmer sind 15 Seniorinnen und Senioren, die allerdings nicht mehr mobil sind und im Rollstuhl gefahren werden. Das bedeutet Organisation und entsprechenden Aufwand. Gut angenommen wurde die Theaterprojektwoche mit der Mittelschule in Mellrichstadt und dem Flurtheater Weimarschmieden. 15 Kinder der 7. Klasse nutzten für die Vorführungen des Theaterprojekts Gebäude des Museumsdorfes. Linda Wolters baut künftig auf "Hands-On-Stationen". Im Bereich Mühlentechnik zum Beispiel kann man dann an einer Mühle im Miniaturformat die Arbeitsweise sehen und auch ertasten. Der Grund sei, dass die Mühle im Museum nur einmal im Jahr in Betrieb geht. Insgesamt baut Linda Wolters auf Inklusion im Museum, "denn das betrifft uns alle."

Historisches Saatgut wird 2019 gesät

Dafür gab es nicht nur Lob von Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel sondern auch von Bezirksrätin Karin Renner. "Da ist der richtige Weg zum einen das Projekt mit den älteren Menschen und dann jungen Menschen und Menschen mit Handicap zusammen zu bringen. Bezirksrätin Klara May sprach historisches Saatgut an und erfuhr von Museumsleiterin Ariane Weidlich, dass man dieses im kommenden Jahr aussäen wird.

Preiserhöhung

Schließlich ging es noch um künftige Eintrittspreise. "Hier liegt unser Museum noch weit unter den Preisen anderer gleichgearteter Museen", sagt die Museumsleiterin. Die Zweckverbandsversammlung beschloss die Preise anzuheben. Erwachsene zahlen statt fünf künftig sechs Euro, ermäßigt steigt der Eintrittspreis von drei auf vier Euro und die Familienkarte kostet künftig 12, statt bisher 10 Euro. Saisonkarten erhöhen sich um drei Euro auf 18 Euro. Fladunger Bürger zahlen künftig 12 Euro, statt wie bisher 7,50 Euro.