Das Risiko lauert im Untergrund

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Stadtrat Bernd Czelustek ließ es sich nicht nehmen, den 3,50 Meter unter dem marktplatz liegenden Hauptkanal zu visitieren. Foto: Thomas Mäuser
Stadtrat Bernd Czelustek ließ es sich nicht nehmen, den 3,50 Meter unter dem marktplatz liegenden Hauptkanal zu visitieren. Foto: Thomas Mäuser
Willi Führer vom Servicebetrieb überprüft den Mineralgehalt des Grundwassers. Foto: Mäuser
Willi Führer vom Servicebetrieb überprüft den Mineralgehalt des Grundwassers. Foto: Mäuser
 
Thomas Hornung vom Tiefbauamt erläutert die Schritte der Kanalsanierung. Foto: Mäuser
Thomas Hornung vom Tiefbauamt erläutert die Schritte der Kanalsanierung. Foto: Mäuser
 
Blick in den gemauerten Hauptkanal. Foto: Mäuser
Blick in den gemauerten Hauptkanal. Foto: Mäuser
 

Unter der gesamten Altstadt von Bad Kissingen befindet sich Heilwasser. Der Quellenschutz genießt oberste Priorität. Zahlreiche Hausanschlüsse müssen ebenfalls saniert werden. Die Stadt wünscht sich einen Baubeginn 2016.

Dass die Kanalsanierung in der Altstadt kein Spaziergang werden wird, war wohl jedem klar. Dass es letztendlich so viele Problemfelder geben würde, hat sich erst mit der Zeit herausgestellt. Nach einer Ortsbesichtigung mit dem Bauausschuss brachte Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) die Lage so auf den Punkt: "Das ist ein brutal schwieriges Gebiet."

Eines der Hauptprobleme sprach der Leiter des städtischen Tiefbauamtes, Thomas Hornung, schon vor Ort an.
Die Lage im Schutzgebiet der Heilquellen Rakoczy, Pandur und Maxwasser bereitet den Verantwortlichen erhebliches Kopfzerbrechen. So hätten Messungen ergeben, dass das Grundwasser unterhalb der Fußgängerzone sogar einen wesentlich höheren Mineralgehalt hat als der Maxbrunnen. "Hier brodelt es ohne Ende", ssagt Hornung. Das sei vor ein paar Jahren noch nicht mit dieser Exaktheit bekannt gewesen. OB Blankenburg ergänzte, dass diese Wassermengen direkt mit den Heilquellen kommunizieren: "Bei jedem Schritt müssen wir damit rechnen, dass er Auswirkungen auf die Heilquellen hat." Deswegen ist das Wasserwirtschaftsamt schon seit Beginn der Planungen mit einbezogen.


Am Herz der Quellen

"Wir arbeiten am Herzen der Heilquellen", so Hornung weiter. Und das bedeute, dass man es auch mit aggressiven Gasen zu tun hat. Die Kohlensäure im Wasser greife die Baustoffe an, so dass auf spezielles Material zurückgegriffen werden muss.


Inliner für den Hauptkanal

Vermeiden lässt sich die Kanalsanierung nicht, so Hornung auf die Frage eines Stadtrates. Die gemauerten Kanäle aus den Jahren 1886 bis 1989 seien zwar immer noch stabil, die Fugen jedoch undicht. Grundwasser laufe hinein, Schmutzwasser dringe nach außen. So soll in den großen Hauptkanälen durch das Einziehen eines "Inliners", eines eigenen Rohres, das Schmutz- vom Grundwasser getrennt werden. Damit bleibt laut Hornung die Dränage-Funktion des alten Kanals erhalten.

Anders sieht es in den umgebenden Gassen aus. Hier wird oberhalb des bisherigen Kanalrohres ein weiteres Rohr für das Schmutzwasser eingebaut. Da dies aber höher liegen wird, hat das Auswirkungen auf die Hausanschlüsse. Hornung verhehlte nicht, dass in einigen Fällen Hebeanlagen nötig sein werden. Außerdem muss die Höherlegung der Hausanschlüsse laut Hornung vor dem Kanalbau geschehen.

Hinzu kommt, dass nicht alle Gebäude in der Altstadt unterkellert sind. Das heißt, wird eine Gasse aufgegraben, müssen diese Häuser aufwändig unterfangen werden. "Ein Riesen-Aufwand", sagt der Leiter des Tiefbauamtes.


Poröse Hausanschlüsse

Nicht nur die alten Kanäle sind porös, sondern auch zahlreiche Hausanschlüsse. Dies hat eine Kamera-Befahrung gezeigt. Hier müssen die Hauseigentümer sanieren. "Wir erneuern nicht nur den Kanal sondern auch die Grundstücksentwässerung,", sagte Hornung und kündigte an, dass die Stadt auf die Eigentümer zugehen wird, um individuelle Lösungen zu erarbeiten. Dazu werden Verträge mit den Besitzern nötig sein.

Ein weiteres Problem könnte der Denkmalschutz bereiten. Wenn in einem historischen Areal wie der Altstadt aufgegraben wird, sind die Denkmalschützer mit dabei. Und das kann durchaus für einen zeitweisen Stillstand der Baustelle sorgen.

Unter der Erde der Innenstadt liegen neben dem Kanal noch zahlreiche weitere Ver- und Entsorgungsleitungen unter anderem der Stadtwerke und der Kabelnetz-Betreiber. Diese Leitungen werden laut Hornung im Zuge der Kanalsanierung komplett erneuert.

Natürlich hat sich die Stadt bereits Gedanken über den Baubeginn gemacht. Laut einer Zeitleiste, die Hornung vorstellte, liegt dieser im Herbst 2017. Doch trotz der zahlreichen noch zu lösenden Probleme wünscht sich die Stadt, dass der Startschuss schon ein Jahr früher fällt.