Aktionstag gegen den Schmerz: Experten am Telefon

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Zum "Aktionstag gegen den Schmerz" gab es eine Telefonaktion der Saale-Zeitung. Unser Bild zeigt (von links) Prof. Dr. Rudolf-Albert Venbrocks, Dr. Joachim Harth und Dr. Maximiliane Deckart an den Hörern mit der stellvertretenden Redaktionsleiterin Annett Lüdeke (hinten). Foto: Ralf Ruppert
Zum "Aktionstag gegen den Schmerz" gab es eine Telefonaktion der Saale-Zeitung. Unser Bild zeigt (von links) Prof. Dr. Rudolf-Albert Venbrocks, Dr. Joachim Harth und Dr. Maximiliane Deckart an den Hörern mit der stellvertretenden Redaktionsleiterin Annett Lüdeke (hinten). Foto: Ralf Ruppert

Drei Mediziner saßen zum "Aktionstag gegen den Schmerz" bei der Saale-Zeitung am Telefon.

Für den Schmerz einen Schalter finden, und dann ist er weg. So einfach ist es nicht. Das machte die Telefonaktion der Saale-Zeitung deutlich, die gemeinsam mit den drei Ärzten Dr. Maximiliane Deckart, Dr. Joachim Harth und Prof. Dr. Rudolf-Albert Venbrocks ausgerichtet wurde. Rund 40 Leser hatten sich bei dieser Gelegenheit Rat geholt, entweder für sich selbst oder für einen nahen Angehörigen.

Ein Faktor sind die Erwartungen, die die Menschen an ihren
Körper stellen. Venbrocks sagt: "Man muss akzeptieren, wenn man nicht mehr 18 Jahre alt ist." Dies bestätigt auch Harth. Deckart ergänzt: "Die Leute gehen so vorwurfsvoll mit ihrem Körper um. Er soll immer weiter optimiert werden." Das sei heute schon anders als vor einigen Jahrzehnten, bilanziert Venbrocks.

"Das Schmerzerleben kann auch etwas Individuelles sein", sagt Deckart. Es gebe etwa verschiedene äußere Faktoren, die dabei eine Rolle spielen können, zum Beispiel Glück und Unglück, Sonne und Schatten seien hier zu nennen. Auch das Umfeld präge das Schmerzerleben.


Den Alltag wieder bewältigen

Chronischer Schmerz etwa könne sehr unterschiedlich verlaufen. Deckarts Ziel sei es durchaus, den Schmerz des Patienten komplett verschwinden zu lassen. "Aber erst einmal sollen Ideen gefunden werden, wie man besser mit dem Schmerz umgehen, wie man den Alltag besser bewältigen kann", erklärt sie. Damit könne mehr Aktivität einhergehen , und letztlich lasse sich die Lebensqualtität verbessern. Dies wiederum könne sich dann auf das Schmerzempfinden auswirken.

Die Anrufer, die sich am Schmerz-Telefon Rat geholt haben waren zwischen 50 und 95 Jahre alt und wohnen im gesamten Verbreitungsgebiet, von Poppenlauer bis Waldfenster, von Bad Kissingen bis Bad Brückenau.


Infos zu Behandlungsmethoden

Zahlreiche Krankheiten wurden dabei angesprochen, von Multipler Sklerose über Ischiasbeschwerden, Parkinsson bis hin zur Spinalkanalstenose. Manche der Anrufer hatten Unfälle erlitten und mit den Schmerzen nach der Operation zu kämpfen. Immer wieder aber haben Anrufer auch Ganzkörper-Schmerzen beschrieben, oder die Experten nach Risiken von Behandlungsmethoden bis hin zur Operation gefragt. Insgesamt zwei Stunden stellten sich die Mediziner den Fragen.


Wie ein angenehmes Kribbeln

Auch Dr. Joachim Harth konnte als Facharzt für Neurochirurgie weiterhelfen, erklärte etwa einem Patienten, worum es sich bei der Rückenmarkstimulation handelt, einer Therapieform, mit der er sich intensiv beschäftigt. Im Gespräch mit dieser Zeitung sagt Harth: "Eine Sonde wird in dem Wirbelkanal auf dem Rückenmark aufgelegt, an der Stelle, an der der gereizte Nerv ins Rückenmark wächst." Es werde ein leichter, angenehmer Strom erzeugt, der sich wie ein Kribbeln anfühle. Dieses Kribbeln überlagere dann den Schmerz. "Die Schmerzübertragung funktioniert umso besser, je länger der chronische Schmerz anhält", erklärt der Neurochirurg. Dieser Vorgang könne schließlich durch die Rückenmarkstimulation abgeschwächt werden. Einen weiteren Vorteil hat diese Methode laut Harth zudem: Im Gegensatz zu einer Operation könne sie wieder rückgängig gemacht werden.

Nicht nur über mögliche Behandlungsformen informierten sich die Anrufer, ein Leser hatte ein ganz anderes Anliegen. Er wollte sich nach einer Operation im Jahr 2014 bedanken. Seine Beschwerden hätten sich deutlich gebessert. Eine Rückmeldung, die Dr. Joachim Harth gefreut hat.


Die Ärzte am Gesundheitstelefon

Dr. Maximiliane Deckart ist Fachärztin für Anästhesie und Schmerztherapie, Notfallmedizin und Akupunktur. Im September 2015 hat sie mit dem Aufbau der Abteilung Schmerzmedizin am Elisabeth-Krankenhaus begonnen.

Dr. Joachim Harth ist Facharzt für Neurochirurgie und seit 2005 niedergelassener Neurochirurg in Würzburg. Dort beschäftigt er sich mit der Therapie in Form von Schmerzsonden, welche er als Kooperationsarzt in die Schmerzmedizin in Bad Kissingen einbringt. In der Ortho-Clinic Hammelburg ist er im Bereich der operativen Wirbelsäulenchirurgie tätig.

Prof. Dr. Rudolf-Albert Venbrocks ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie für Physikalische Therapie und Rehabilitationsmedizin. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem künstlichen Gelenkersatz. Seit 2011 ist er leitender Orthopäde an der Ortho-Clinic Hammelburg.