Man habe die Kommunen seinerzeit stärken und voranbringen wollen, sagte CSU-Innenstaatssekretär Sandro Kirchner (Premich) in seiner Rede. Damals wurden in Bayern aus 143 Kreisen schließlich 71 und von ursprünglich 48 kreisfreien Städten blieben letztlich noch 25 übrig. Ministerpräsident Alfons Goppel habe 1971 eine "zukunftsweisende Entscheidung" getroffen.
Bayern war, laut Kirchner, eines der letzten Bundesländer, die in ihrer Struktur reformiert wurden. Wenn er jetzt durch seine Heimat fahre, stelle er fest, dass diese Umstrukturierung gelungen ist, sagte Kirchner. "Der Landkreis Bad Kissingen ist heute so leistungsfähig wie noch nie zuvor in seiner Geschichte."
Was diesen Landkreis charakterisiert? Er habe eine interessante gewerbliche und industrielle Entwicklung aufzuweisen, sagte Kirchner und hob auch den Fremdenverkehr hervor, mit dem der Kreis punkten könne, vor allem in den drei Staatsbädern Bad Kissingen, Bad Brückenau und Bad Bocklet. Aber auch die "solide mittelständische Wirtschaft" sowie eine gut funktionierende Landwirtschaft sei für den Landkreis typisch.
Festredner war Johann Keller, der im Namen des Bayerischen Landkreistags sprach. Die Kreisreform ist, wie sich zeigte, ein Erfolg, sagte Keller. Denn die Herausforderungen an Kommunen seien rasant gestiegen. Es sei von Vorteil, dass die Kommunen sich mit Fragen ans Landratsamt wenden können.
In dieser Behörde gebe es inzwischen ein System von Spezialisten, die sich mit gesetzlichen Bestimmungen des Landes oder der EU bestens auskennen. Zum Glück, denn die Masse der Verordnungen und Gesetze wird, nach Kellers Ansicht, immer unüberschaubarer.
Es habe sich eine Menge Bürokratie aufgebaut, "der Abbau scheitert". Denn es kämen auch immer neue Bereiche hinzu, wie beispielsweise die Digitalisierung, die wiederum Spezialisten erfordere. Die Landkreise haben so ein "enormes Leistungsspektrum" zu bewältigen, sagte Keller und nannte als Beispiel die Kinder- und Jugendhilfe.
"Doch wohin führt das?", sagte er kritisch und fügte hinzu: "Was wollen, was können wir künftig alles leisten?" Keller stellte in Frage, ob all diese Standards notwendig sind und gab ein Beispiel: Muss die Rufbereitschaft des Jugendamts rund um die Uhr da sein, bloß damit man reagieren kann, wenn nachts irgendwo ein Jugendlicher etwas ausgefressen hat? Könne man da nicht einfach darauf vertrauen, dass die Polizei ihre Aufgabe gut macht? Das Jugendamt müsse Jugendliche unterstützen, aber im rechten Maß, plädierte er. Denn die Bürokratie habe ihren Preis. Sein Appell: "Werden wir doch alle bescheidener, dann kann man auch Standards herunterschrauben."
Nach dem Festakt versammelten sich alle im Speisesaal der Musikakademie. Viele freuten sich, nach längerer Zeit wieder einmal zusammenzukommen. Und es gab noch eine Überraschung: Klaus-Peter Borst (Sandberg) war beauftragt worden, eine große Torte in Schollenform, dem Emblem der Standortkampagne, nachzubilden. Natürlich durfte jeder davon kosten.
von Isolde Krapf