Nüdlinger starten Initiative gegen Blechlawine

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Foto: Robert Huger
Foto: Robert Huger
Christian Höfler: "In Nüdlingen war es in den letzten Jahrzehnten viel zu ruhig. Da muss richtig Zunder dahinter sein. "
Christian Höfler: "In Nüdlingen war es in den letzten Jahrzehnten viel zu ruhig. Da muss richtig Zunder dahinter sein. "
 
So könnte eine Umgehungsstraße verlaufen. Grafik: Michael Beetz
So könnte eine Umgehungsstraße verlaufen.  Grafik: Michael Beetz
 

Täglich fahren 10.800 Fahrzeuge durch Nüdlingen. Laut einer Prognose könnten es bald 12.000 sein. Das wollen einige Anwohner unbedingt verhindern. Deshalb haben sie nun eine Bürgerinitiative gegründet.

Einige Nüdlinger haben die Schnauze voll: Es soll endlich etwas passieren in Sachen Verkehrsentlastung. "Der Zustand ist nicht tragbar", sagt Gemeinderat Christian Höfler (Bürgerblock). So wie er denken viele. Rund 50 Nüdlinger waren am Donnerstag, 7. Mai, zur Gründung der Bürgerinitiative (BI) "Verkehrsentlastung für Nüdlingen!" in die alte Schule gekommen.

Diese möchte sich dafür einsetzen, dass Nüdlingen im Bundesverkehrswegeplan wieder in den vordringlichen Bedarf kommt. Schließlich fahren laut Prognose bald 12.000 Fahrzeuge täglich durch den Ort. Auf Vorschlag von Höfler wurde Anita Haub (Bürgerblock) zur ersten Sprecherin gewählt. Die Gemeinderätin wohnt selbst direkt an der Hauptstraße und weiß, wie laut es dort ist. "Die Gründung war wichtig", sagt sie, "damit wird etwas angestoßen." In der Vergangenheit sei nichts passiert, weil die Bürger sich nicht genug engagiert hätten.

Ihr Stellvertreter ist Ewald Kiesel. Er setzt sich seit den 70er Jahren dafür ein, dass das Verkehrsproblem gelöst wird. "Nüdlingen könnte der attraktivste Ort sein, wenn der Verkehr weg wäre", ist Kiesel überzeugt. Für ihn ist die einzige Möglichkeit eine Umgehungsstraße. Das ist auch die Forderung, die momentan von der BI verfolgt wird.

Das erste Ziel

Das primäre Anliegen der BI ist eine Informationsveranstaltung mit dem Staatlichen Bauamt Schweinfurt, um zu klären, welche Möglichkeiten zur Verkehrsentlastung realisierbar sind. "Wir wollen eine tragbare Lösung für alle Bürger von Nüdlingen und Haard erreichen", versichert Höfler.

Das könnte jedoch schwierig werden. Gerade dann, wenn tatsächlich eine Umgehungsstraße gebaut werden soll. Dieses Szenario dürfte nämlich den Anwohnern in den Außengebieten nicht gefallen, die dann womöglich die Lärmbelästigung aushalten müssten. "Was uns in der Nacht an Lärm zugemutet wird, wird denen nicht mal am Tag zugemutet", sagt Anita Haub.

Auch Ewald Kiesel glaubt nicht, dass die Lautstärke für die Bewohner der Außenbezirke ein großes Problem ist. "Dort ist der Schallschutz möglich, hier im Ort nicht", sagt er.

Kein Gegeneinander

Trotz des Streitpotentials soll das Thema Verkehrsentlastung die Nüdlinger nicht in zwei Lager spalten. Im Gegenteil: "Wir wollen das Dorf zusammenbringen, damit Nüdlingen lebenswerter wird", sagt Christian Höfler. Man würde schließlich noch keine Straße bauen, sondern lediglich Informationen einholen wollen.
Von mehreren Gründungsmitgliedern wird bemängelt, dass die Unterstützung der Gemeinde fehle. Dazu sagte Christian Höfler: "Wir werden den Bürgermeister dazu bringen, dass er voll dahintersteht."

Man stünde jedoch erst am Anfang eines langen Weges. "Das wird Kraft rauben, aber jetzt muss es mal losgehen", meint Höfler.

Reaktion aus Berlin

Die Gründung der BI kommt bei Dorothee Bär (CSU), Staatssekretärin im Verkehrsministerium gut an. "Es ist immer positiv, wenn sich Bürger für ihre Heimat einsetzen", sagt Bär. Sie sei dankbar für jede Bürgerinitiative, die sich für ein Verkehrsprojekt ausspricht.

Zum Bundesverkehrswegeplan lasse sich aber im Moment keine Aussage treffen, da das Bewertungsverfahren noch im Gange sei. Ergebnisse erwartet sie im Herbst. "Wir machen für kein Projekt eine Kaffeesatzleserei", sagt die Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur. Sie wies daraufhin, dass nicht jedes Verkehrsprojekt verwirklicht werden könne. Allerdings werde der bundesweite Etat bald von zehn auf 14 Milliarden Euro erhöht. Davon kann Nüdlingen vielleicht profitieren.

Dorothee Bär würde für die Verkehrsentlastung in Nüdlingen eine Umgehung favorisieren. "Das würde sich gut auf die Lebensqualität und die Verkehrssicherheit auswirken", ist sie überzeugt.