Nüdlingen, so wie es einmal war

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Volker Schäfer betrachtet sich die Bilder auf dem Laptop. Foto: Thomas Mäuser
Volker Schäfer betrachtet sich die Bilder auf dem Laptop. Foto: Thomas Mäuser
Colorierte Grüße aus Nüdlingen.
Colorierte Grüße aus Nüdlingen.
 
Die Haardstraße Ende der 1950er/ Anfang der 1960er Jahre.
Die Haardstraße Ende der 1950er/ Anfang der 1960er Jahre.
 

Volker Schäfer postet auf Facebook historische Fotos und Postkarten seiner Heimatgemeinde. Er freut sich immer über weitere Motive seiner Umgebung.

Matschig, steinig und dreckig war sie einmal, die Haard straße. Zu sehen auf einem alten Foto, das Volker Schäfer auf dem Bildschirm seines Laptops aufgerufen hat. Das Bild dürfte aus den frühen 1960er Jahren stammen. Beim Datieren der historischen Aufnahme haben Volker Schäfer die beiden VW-Käfer auf dem Bild geholfen, sie haben schon die große Heckscheibe.

Das Foto von der Haardstraße ist nur eines von vielen historischen Aufnahmen, die der 45-jährige Nüdlinger bei Facebook eingestellt hat. Er nimmt ein Luftbild seiner Gemeinde zur Hand. "Es muss vor 1938 entstanden sein", sagt Schäfer. Er erkennt das an der Dachform des Hauses, das an der Stelle des 1938 gebauten Rathauses stand.


Erst einmal eingescannt

Irgendwann hat Schäfer begonnen, ein paar alte Fotos einzuscannen: "Dann haben sie erst mal auf meiner Festplatte geschlummert." Doch schließlich wollte er auch Andere an seiner Begeisterung für alte Aufnahmen teilhaben lassen. "Darum habe ich damit angefangen, die alten Bilder auf Facebook zu posten." Über 500 Freunde hat er dort. "Inzwischen bekomme ich Freundschaftsanfragen, weil die Leute die alten Bilder sehen wollen", sagt er. Aktuell hat Volker Schäfer rund 30 Fotos auf Facebook gepostet. Eingescannt hat er aber auch etliche Bilder aus der hundertjährigen Geschichte der Nüdlinger Vierzehnheiligen-Wallfahrt. Die hat er jedoch nicht öffentlich gepostet, vor allem wegen der Persönlichkeitsrechte der Menschen, die auf den Bildern zu sehen sind. Doch einer Veranstaltung zum Wallfahrts-Jubiläum in der Schlossberghalle hat er sie schon vorgeführt.


Rückgabe garantiert

Inzwischen wird Volker Schäfer auch angesprochen: "Mensch Volker, ich hab auch schöne Bilder." Er bittet die Leute dann, ihm die Bilder in den Briefkasten zu werfen und auf jeden Fall die Adresse draufzuschreiben; "Denn nach dem Einscannen gebe ich sie zurück." Das möchte er auch mit zwei besonders schönen alten Aufnahmen tun, die er vor einiger Zeit in seinem Briefkasten fand. Allerdings fehlte die Adresse. Schäfer hofft nun, dass sich der Besitzer doch noch bei ihm meldet.

Übrigens: Nicht jedes alte Bild ist für Schäfer von Interesse. Es sollten schon Gebäude oder Straßenzüge zu sehen sein. Alte Klassenfotos zum Beispiel bringen ihm nichts. Extrem gefreut hat sich Volker Schäfer über ein Originalbild aus dem Jahre 1895, auf dem der Kriegerverein abgelichtet ist. Die historische Aufnahme hatte sich hinter einem anderen Bild verborgen, das im Gasthaus Stern aufgehängt war. Ein Zufallsfund.


Trachtengruppe von 1895

Nac h der Lektüre der Süddeutschen Zeitung ist Schäfer an ein weiteres Sahnestückchen gelangt. Es zeigt die Nüdlinger Trachtengruppe, die zum 1. Oktoberfest 1895 nach München gereist war. Zwar hängt dieses Foto auch im Nüdlinger Heimatmuseum, nicht jedoch in der handcolorierten Fassung, wie in der Süddeutschen Zeitung zu sehen. Aufgenommen hatte dieses Bild übrigens ein ehemaliger Soldat. Er sollte für das 1. Oktoberfest Trachtengruppen finden und bereiste dafür ganz Bayern. Als Teilnehmer des 1966er-Krieges erinnerte er sich wohl auch an den Kriegsschauplatz Nüdlingen und stieß auf die dortigen Trachtler.

Einst und Jetzt

Schon in jungen Jahren hat sich Volker Schäfer für seine Heimatgemeinde interessiert. "Entwicklung des Nüdlinger Ortsbildes", so lautete das Thema einer Facharbeit, die er als 15-jähriger Fachoberschüler verfasste. "Da ging es unter anderem darum, wie sich Häuser und Plätze entwickelt haben", erinnert sich Schäfer. Auch heute stellt er einigen historischen Aufnahmen die aktuelle Ansicht gegenüber.

In der 7. oder 8. Klasse hat Schäfer zudem ein Referat zum Thema "1200 Jahre Nüdlingen" gehalten. Eine große Unterstützung "war ihm dabei die Ortschronik von Emil Pillich. Und die ist ihm heute noch eine Hilfe, wenn er ein altes Foto seiner Heimatgemeinde zeitlich einordnen will.

Noch haben nur seine Facebook-Freunde Zugriff auf die alten Aufnahmen. Doch Volker Schäfer denkt darüber nach, eine Seite bei Facebook einzustellen, die für alle Interessierten zugänglich ist. Für die Herausgabe einer gedruckten Broschüre mit historischen Ansichten Nüdlingen allerdings fehlt ihm die Zeit.