Der leichte Rückgang bei den Fallzahlen in den bayerischen Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen hat sich in den Kliniken im Landkreis nicht bemerkbar gemacht. Wenn die Babyboomer ins Rentenalter kommen, dürfte es aber ernsthafte Probleme geben.
Das Statistische Landesamt fühlt den Puls der Zahlen unserer Zeit und hat dabei festgestellt, das es 2014 bayernweit einen Rückgang im Bereich der stationären Reha und der Vorsorge gegeben hat. Eine Entwicklung, die einen Bogen um die Rehakliniken im Landkreis Bad Kissingen gemacht zu haben scheint.
"Wir sind unverändert voll belegt, die Fallzahlen sind kons tant geblieben", sagt Dr.
Wolfram Franke, ärztlicher Direktor der Rhön- und der Saale-Klinik (Reha-Zentrum der Deutschen Rentenversicherung Bund) sowie der Marbachtalklinik (DRV Oldenburg-Bremen). Um die Zukunft der Reha ist ihm nicht bange, er sieht keine Gefahr für den Bestand der öffentlich-rechtlichen Kliniken in Bad Kissingen.
Stabile Verhältnisse
Gute Zahlen meldet auch Harald Barlage, Geschäftsführer des Vorsorge- und
Rehazentrums Bad Bocklet sowie der Hescuro- Klinik in Bad Kissingen. Während die Fallzahlen in Bad Bocklet 2014 im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben seien, habe die Hescuro-Klinik sogar leicht zugelegt.
Das Statistische Landesamt hatte für 2014 ein Minus von 1,6 Prozent bei der Zahl der stationär behandelten Patienten verzeichnet.
Dafür war die durchschnittliche Verweildauer der Patienten mit 23,9 Tagen leicht um 0,4 Tage gestiegen.
Für die längere Verweildauer dürften die zunehmenden stationären Aufenthalte im Bereich der Psychosomatik verantwortlich sein, glauben Franke und Barlage. Beide beobachten die Veränderungen im Bereich der Indikationen und ziehen die entsprechenden Konsequenzen: "Unproblematisch laufen die drei großen Indikationen Orthopädie, Psychosomatik und
Onkologie, da gibt es keine Belegungsprobleme", sagt Dr. Franke. Anders bei den Hauterkrankungen und den Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich. Hier herrsche nicht mehr so viel Bedarf, weil diese Erkrankungen inzwischen meist ambulant behandelt würden.
Wohnortnah und ambulant
Harald Barlage sieht das genauso und weist darauf hin, dass auch die Zahlen bei der Geriatrie (Altersmedizin) konstant sind.
Die Zahl der stationären Reha-Patienten im Bereich Innere Medizin sei seit Jahren rückläufig. Gleiches gelte auch für die stationären Anschlussheilbehandlungen bei Herzerkrankungen zugunsten wohnortnaher ambulanter Behandlung.
Bis in die Jahre 2017/ 2018 ist die Reha sicher, so die Auffassung von Harald Barlage. Dann komme die "Demografiefalle". "Wenn die Babyboomer das Rentenalter erreichen, bekommen die Reha-Kliniken massive Probleme." Menschen, die aus dem
Berufsleben ausgeschieden sind, bekommen keine Reha der Rentenversicherungsträger mehr.
Dem Markt anpassen
Immer wieder mussten und müssen sich die Reha-Kliniken dem Markt anpassen. So haben sich viele Häuser auf Psychosomatik spezialisiert. Dazu zählen unter anderem die Rhön-Klinik und die Hescuro-Klinik.
Auch die Rehabilitation für Übergewichtige (Adipositas) hat einen Markt, zumal Übergewicht oft mit psychischen Störungen verbunden ist, so Barlage.
Das Vorsorge- und Rehazentrum Bad Bocklet hat sich bereits auf den zu erwartenden demografischen Wandel eingestellt und einen Urologen ins Haus geholt. Viele ältere Männer haben Probleme mit der Prostata und leiden unter Inkontinenz und unter Problemen mit der Sexualität. "Da ist eine Rehabilitation ganz wichtig", sagt Harald Barlage.