Im neuen Biber-Gehege im Klaushof soll sich der heimische Nager nicht einfach nur präsentieren. Das Projekt will sensibilisieren.
In der Höhle wird es bald noch viel finsterer. Ein paar Leuchten sollen später einmal für ein schummriges Licht sorgen. Nur so viel, dass keiner stolpert. Ein großes Sofa würde in dieses Wohnzimmer nicht passen. Schon gar nicht, wenn die Bewohner Gäste haben. Noch sind die beiden nicht eingezogen - in ihre neue Burg. Aber bald. In gut zwei Wochen soll das neue Biber-Gehege des Wildpark Klaushof eröffnet werden.
Besucher und Nager sollen sich auf Augenhöhe begegnen können. Wie? Hinter dem Projekt steht ein besonderes Konzept.
Die beiden Biber sind ein Jahr alt. Findelkinder aus Südbayern. Wenn es draußen hell ist, schlummern sie in ihrem Bau. In der freien Natur konstruieren sie sich ihre Burg selbst. Röhren, Schächte, Höhlen - die Nager gelten als Baumeister im Wasser.
Im Wildpark Klaushof ziehen sie demnächst in eine Burg, gestaltet von Menschenhand - fertig eingerichtet. Ob ihnen ihr neues Wohnzimmer gefällt?
"Wir werden abwarten müssen, was die Biber dazu sagen", meint Alexander Maunz und schmunzelt. Der Leiter des Parks geht aber davon aus, dass sich die aktiven Biber selbst handwerklich betätigen werden, um es sich gemütlich zu machen. Immerhin: Ausbüxen können sie nicht.
Der Teich im Inneren der Biber-Anlage ist mit einem Drahtgeflecht ausgelegt.
Konstruktion im Untergrund
Damit die Tiere überhaupt planschen können, wird über ein aufwendig angelegtes Leitungssystem im Untergrund Wasser aus mehreren Ecken des Wildparks in das neue Gehege geführt. Diese Konstruktion im Untergrund war die Hauptarbeit für die Bauarbeiter.
Weiter wurden 2000 Tonnen Erdreich mit schweren Maschinen bewegt, das gesamte Gelände angehoben. Wer am Klaushof vorbeifährt, hat ihn längst erspäht - den mächtigen Erdwall. Der nimmt die Sicht auf die Straße und den Lärm.
Eine halbe Million steckt in dem Gehege. Finanziert wird das Projekt vom Bayerischen Naturschutzfonds, Bund Naturschutz auf Kreis- und Landesebene, der Regierung Unterfranken und vom Förderverein des Wildparks.
Die Investition sei wichtig für die Weiterentwicklung des Parks, meint der Leiter. Das Konzept dahinter sei "vielleicht sogar einzigartig in ganz Deutschland", sagt er. Denn im "Klaushof" werde das Tier nicht einfach nur gezeigt.
Dr. Thomas Heyne ist Leiter der Biologiedidaktik der Universität Würzburg. Zusammen mit einigen seiner Lehramtsstudenten hat er das didaktische Konzept des Biber-Lehrpfads erstellt.
An mehreren Stationen können die Besucher drehen, schieben, schnüren und ziehen: Spielerisch soll Wissen rund um den Biber vermittelt werden. Das gelingt nur, wenn man die Menschen auf einer emotionalen Ebene erreicht, sind sich Maunz und Heyne sicher. "Aus der Begeisterung für das Tier heraus wird man bereit sein, sich mit Wissen um das Tier zu beschäftigen", sagt der Wildpark-Leiter.
Und das könnte noch mehr auslösen.
Umgang mit der Natur
"Das zentrale Moment ist, dass man es schafft, die Bevölkerung aufzuklären, warum diese Tierart wichtig ist", sagt Thomas Heyne von der Uni Würzburg. Das große Ziel: Bewusstsein schaffen für den Schutz und den Erhalt der Natur und der Umwelt. "Der Funke soll überspringen", sagt Alexander Maunz.
Das Biber-Projekt des Klaushofs fügt sich in eine Zeit voll von Diskussionen um den Nager. Ob der Wildpark-Leiter schon Kritik einstecken musste? "Nicht wirklich." Einzelne, ja, meint er. Aber: "Die Besucher sollen unsere einheimischen Tiere sehen können." Alexander Maunz sagt, wer sich näher mit dem Biber beschäftigt, entwickele mehr Verständnis. Und vielleicht erkennt er auch seine Leistungen an.
Immer wieder hat der Regen die Arbeiter zurückgeworfen.
Viele Schritte mussten doppelt gemacht werden. Innerhalb eines Jahres sollte ein Areal entstehen, das den natürlichen Lebensraum des Bibers abbildet.
Rechts die Esel, oben Wald, darunter die Biber-Baustelle. Der Hang, über den sich der Lehrpfad schlängelt, ist irgendetwas zwischen kahl und bewachsen. Bepflanzt wird hier nichts. Die Begrünung kommt von ganz allein, meint Alexander Maunz.
Und der Funke für den Biber? Der vielleicht auch.
Termin Am Sonntag, 18. September, soll das neue Biber-Gehege im Wildpark Klaushof eröffnet werden. Für die Einweihungsfeier sind Fachreferate, Führungen, ein Mitmachprogramm und Vorführungen geplant. Geöffnet hat der Tierpark an diesem Tag von 10 bis 18 Uhr.
Info Noch mehr Informationen gibt es auf der Website des Parks unter
www.wildpark-klaushof.de.