Musik wie an den Fürstenhöfen

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Das Flötenensemble konzertierte in der Erlöserkirche. Foto: Peter Klopf
Das Flötenensemble konzertierte in der Erlöserkirche. Foto: Peter Klopf

Das Flötenensemble Bad Kissingen begeisterte die Zuhörer in der Erlöserkirche mit einem breit gefächerten Repertoire.

Bei kaum einem anderen Instrument klaffen Bekanntheitsgrad und Beurteilung so weit auseinander wie bei der Blockflöte. Dass die Blockflöte in ihren verschiedenen Variationen ein ausgezeichnetes Konzertinstrument ist, bewies das Flötenensemble Bad Kissingen, unter der musikalischen Leitung von Kantorin Christine Stumpf, bei einem "Concerto am Nachmittag" in der evangelischen Erlöserkirche Bad Kissingen.
Die Blockflöte hat eine lange Geschichte. Bereits im 14.
Jahrhundert zählte sie zu den wichtigsten Holzblasinstrumenten. Sie verdrängte die Schalmeien der Antike und des frühen Mittelalters. Die verwendeten Blockflötentypen waren noch zylindrisch gebohrt und bestanden nur aus einem Stück. Sie klangen dadurch mild, weich und obertonarm.

Schattendasein

Über Jahrhunderte war die Blockflöte sehr beliebt. Im 16. Jahrhundert war sie geradezu ein modisches Instrument. Wohlhabende Familien besaßen ganze Sammlungen von Blockflöten verschiedener Größe, doch dann wurden sie plötzlich durch die klangreichere Querflöte in den Schatten gestellt. Heute führt die Blockflöte eher ein Schattendasein, auch wenn sie bei den Kindern als erstes Instrument beliebt ist.
Von der Renaissance bis zur Gegenwart reichte die Konzertliteratur des Bad Kissinger Flötenensembles. Von der Sopranino-, Sopran- und Alt-Blockflöte über Tenor- und Bass- bis hin zur Subbass-Blockflöte reichte die Auswahl der benutzten Instrumente. Seit 1975 gibt es ein Flötenensemble. Von 1980 bis zum Oktober 2013 hatte Christa-Maria Reinhardt die Leitung, übergangsweise, dann Kirchenmusikdirektor Jörg Wöltche bis März 2014. Seit April 2014 wird die quirlige Truppe von Christine Stumpf geleitet.

Mehrstimmige Interpretationen

Es ist bemerkenswert, wie vielseitig und breit gefächert das Repertoire der 15 Musiker ist. Ebenso bemerkenswert war auch die jeweils mehrstimmige Interpretation. Dies zeigte sich bei Michael Altenburgs (1594-1640) sechsstimmige Intrada "Nun lob meine Seel den Herren", bei Samuel Scheidts (1587-1654) vierstimmigen Chören zu den Variationen über das Lied "Gelobet seist du, Jesu Christ" und Georg Friedrich Händels (1685-1759) "Courante" aus der Suite d-Moll.
Beeindruckend war auch Barbara Stumpf (Altblockflöte) als Solistin mit "Allegro deciso" von Hans-Ullrich Staeps (1909-1988). Wenngleich das Stück nicht jedermanns Geschmack sein dürfte, so bewies Stumpf, dass sie auch mit aus dem Rahmen fallender Blockflötenmusik brillant zurecht kommt.
Ein weiterer Höhepunkt war die zeitgenössische "Meditation für Orgel und Altblockflöte" von Lothar Graap mit Ingrid Rott (Flöte) und Kirchenmusikdirektor Jörg Wöltche an der Chororgel. "Einfach die Augen schließen und träumen", hieß es für einige Minuten. Mit lang anhaltendem Applaus bedankten sich die - für die ungewöhnliche Tageszeit - vielen Zuhörer bei ihnen für die gezeigten ungewöhnlichen Leistungen als Laienmusiker.