Der ehemalige Museumsleiter und Stadtheimatpfleger Peter Genth (1938-1991) wäre am 21.April 80 Jahre alt geworden.
"Sein" Museum sollte man "hören, sehen, riechen und schmecken" können. "Seine" Stadt sollte sich zu einer modernen und lebendigen Kleinstadt entwickeln, die ihren historischen Kern mit "Liebe" bewahrt. Das Münnerstadt der 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts war ein anderes.
Hinter jedem Schaufenster war ein Ladengeschäft aktiv. Die Menschen begegneten sich noch vermehrt auf der Straße und die örtliche Gastronomie konnte man als auskömmlich bezeichnen.
Mitten in diese Idylle platzte 1968 der Neubürger Peter Genth. Er kam als Lehrer für Sport und Französisch an das Philipp von Schönborn-Gymnasium. Beruflich brachte sich Peter Genth von Beginn an in das Schulleben ein. Als einer der Pioniere Anfang der 70er Jahre entwickelte er die Schulpartnerschaft zwischen den Gymnasien Münnerstadt und Stenay mit. Bereits um die Jahreswende 1969/ 70 wurden Kommunalpolitiker auf den agilen Junglehrer aufmerksam, der beherzt auf die Menschen zugehen konnte und danach nicht wenige von seiner Mission zu überzeugen wusste. Das sollte ein Segen für Münnerstadt in den nächsten Jahren werden.
Alfred Neumann, Zweiter Bürgermeister ( 1966 -1978), verfolgte in dieser Zeit den Plan, das inzwischen verkommene Ortsmuseum in geeignete Räume des Deutschordensschlosses überzuführen. Von dem Gymnasiallehrer war wohl bekannt, dass dieser auch einige Semester Volkskunde belegt hatte. Peter Genth griff zu und so konnte die Stadt Münnerstadt zur 1200-Jahrfeier 1970 ihr Stadtmuseum eröffnen. Der Grundstein für die neue geschichtliche Aufarbeitung Münnerstadts war gelegt. Von Anfang an verfolgte der junge Museumsleiter ein ganzheitliches Konzept.
Bis zu 15 000 Ausstellungsstücke
Peter Genth beließ es nicht bei der Ausstellung der vorhandenen Objekte, er legte in den Folgejahren ein Netz über die Region bis Würzburg im Süden und an der damaligen Grenze zur DDR im Norden und sammelte bei Händlern und Privatleuten geschichtswichtige Zeugnisse ein. Das Stadtmuseum erhielt 1981 den Namen "Henneberg-Museum", unter anderem um die Regionalität zu betonen. Aus den zwei Ausstellungsräumen in der Anfangszeit wurden 33 Einheiten in denen bis zu 15 000 Objekte betrachtet werden wollten. Der Besuch des Museums war ohne Führung nicht möglich. Mehrere Münnerstädter stellten sich zum Teil über viele Jahre für die Führungen zur Verfügung und prägten mit ihren Ausführungen einen sehr individuellen Stil.
Bauhistorisch war Münnerstadt wie ganz Deutschland auch dem Zeitgeist verfallen. Was der Krieg nicht zerstörte, wurde später Opfer der Spitzhacke. Marienkapelle, Gasthaus Adler und der goldene Löwe sind ein Beispiel dafür. Den Mut hier einen Bewusstseinswandel in Münnerstadt herbeizuführen hatte Peter Genth. Es wurde für ihn die Stelle Stadtheimatpflegers geschaffen und der legte gleich los. Plötzlich gab es im städtischen Wortschatz Begriffe wie Sanierung, Erhalt, Wiederaufbau, Plätze zum Leben und nicht zum Parken. Ein städtebauliches Hochamt für den Heimatpfleger Peter Genth war 1976 der Widerstand gegen den Abriss des Bayerischen Hofs, der zu Gunsten der Bundesstraße weichen sollte.
Der Stadtheimatpfleger suchte unermüdlich des Gespräch mit Hauseigentümern. In unzähligen Vorträgen und Texten, darunter viele Leserbriefe, nahm er kein Blatt vor den Mund und prangerte an, was aus seiner Sicht besser laufen könnte in "seiner" Stadt. Jahrelang beschäftigte ihn der Wiederaufbau des Unteren Tores. Peter Genth arbeitete an der Schulfernsehserie "Denkmalschutz in Bayern" mit. Er verfasste frühzeitig einen Museumsführer, beteiligte sich an anderen volkskundlichen Texten und so nebenbei half er anderen Musen den Weg in die Öffentlichkeit.
Er brachte 1979 auch den Bayrischen Museumstag, das Treffen bayerischer Fachleute, nach Münnerstadt. Sein enormes Arbeitspensum wurde mit der goldenen Stadtmedaille, der Verdienstmedaille des Bundesverdienstkreuzes sowie der Bayerischen Denkmalschutzmedaille ausgezeichnet.
Seine Töchter Daniela und Christiane, die alle Welt nur als Milli wahrnimmt, können viele Geschichten erzählen, wie locker der Papa zu Hause gewesen war. Beide haben in Erinnerung, wie das eigene Heim immer mehr zu einem zweiten Museum wurde, die Sammelleidenschaft hatte vor allem in den späten 80er Jahren kaum noch Hemmnisse. Die Umwälzungen durch die Grenzöffnung 1989 waren für den umtriebigen Museumsleiter eine neue Herausforderung. Schnell knüpfte er Kontakte nach Schleusingen und war bei der Gründung des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins dabei.
Sein seit Jahren anerkanntes hohes Verantwortungsbewusstsein wurde ihm zum Verhängnis. In Werneck wurde er am 27. Februar 1991 Zeuge einer Attacke auf einen Pkw. Vier Jahre zuvor hatte ein Herzinfarkt ihn für Monate außer Gefecht gesetzt. Trotzdem fühlte er sich in der Lage den Täter zu verfolgen und zur Rede zu stellen. Er bezog Prügel und überlebte diese Gewalttat nicht.
Zur Person:
Am 21. April 1938 in Krefeld geboren;
Kinderjahre im sächsischen Erzgebirge; Jugend bis zum Abitur in Coburg;
2 Jahre Bundeswehr (Offizier)
1962- 1967 Studium der Fächer Sport und Romanistik, Examen in Würzburg
1967 Referendariat in Haßfurt;
Ab Herbst 1968 am Johann Philipp von Schönborn-Gymnasium Münnerstadt;
Ab 1970 Leiter des Stadtmuseums
1970- 1989 Stadt- später Kreisheimatpfleger;
27. Februar 1991 in Werneck Tod durch Herzversagen