Münnerstadt: Wie der Haushalt sich verändert hat

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Viel Geld ist heuer für Projekte im Rahmen der Städtebauförderung vorgesehen. Das ist auch dringend nötig, wie dieses Ansicht vom Marktplatz 11 zeigt. Foto: Thomas Malz
Viel Geld ist heuer für Projekte im Rahmen der Städtebauförderung vorgesehen. Das ist auch dringend nötig, wie dieses Ansicht vom Marktplatz 11 zeigt. Foto: Thomas Malz
Vor 50 Jahren war die Erweiterung der Volksschule ein dicker Brocken im Haushalt. Thomas Malz
Vor 50 Jahren war die Erweiterung der Volksschule ein dicker Brocken im Haushalt. Thomas Malz
 

Während der Stadtrat derzeit an einem Etat von über 41 Millionen Euro feilt, sah die Welt vor 50 Jahren ein wenig anders aus. Aber auch damals war es nicht leicht. Zwischen des Haushalten liegen Welten.

Es ist gelegentlich eine Kunst, einen genehmigungsfähigen Haushalt auf die Beine zu stellen. Den Kommunen wird viel abverlangt. Vor zehn Jahren war die Situation in Münnerstadt beispielsweise derart schlimm, dass die Stadt überhaupt keinen Etat aufstellte, was eigentlich nicht geht. Der Haushalt für 2020 mit Investitionen in Höhe von knapp 23 Millionen Euro dürfte dagegen problemlos genehmigt werden, auch wenn die Verschuldung zwischenzeitlich steigt. Rund sechs Millionen Euro werden allein in diesem Jahr an Krediten aufgenommen. Vor 50 Jahren scheute sich der Stadtrat, 300 000 DM von den Banken zu leihen. Das entspricht heute etwa 153 000 Euro.

Ein Vergleich zwischen 1970 und 2020 ist durchaus interessant. Damals war Münnerstadt noch ohne Stadtteile, aber die Gebietsreform schickte bereits ihre Vorboten voraus. Was zu allen Zeiten galt, traf auch im Jahr 1970 zu: Ist das Stadtsäckl leer, werden eben die Bürger und zur Kasse gebeten.

Um den vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Ausgleich bei den Ein- und den Ausgaben vorweisen zu können, fehlten den Stadtvätern vor 50 Jahren 300 000 DM. Weil Münnerstadt schon beinahe drei Millionen DM Schulden hatte, scheuten sich die Kommunalpolitiker davor, erneut Kredite aufzunehmen. Also wurde kurzerhand der Gewerbesteuer von 270 auf 300 Punkte erhöht. Davon versprach man sich Mehreinnahmen in Höhe von 100 000 DM. Die restlichen fehlenden 200 000 DM sollten durch die Erhebung eines Ergänzungsbeitrags für den Bau der Zentralkläranlage und der Hauptsammler kommen.

Die Gewerbesteuer liegt inzwischen bei 380 Punkten, sie ist allerdings seit vielen Jahren konstant. Die Höhe der Grundsteuern lag damals bei 220 Punkten, heute sind es 450. Zwischenzeitlich waren es sogar 495 Punkte gewesen. Fanden die Münnerstädter damals, dass drei Millionen DM zu viel Schulden sind, so waren es vor zwölf Jahren gut 26 Millionen Euro, was knapp 55 Millionen DM wären. Zuletzt hatte sich der Schuldenstand dank der Einnahmen im Bereich Wasser und Abwasser sowie der Zahlung von Stabilisierungshilfe stark reduziert.

Vervielfacht hat sich in den Jahren auch der Haushalt selbst. Heuer werden wohl rund 18,5 Millionen Euro im Verwaltungshaushalt stehen, im Vermögenshaushalt sind es knapp 23 Millionen Euro. Der ordentliche Haushalt (so hieß der Verwaltungshaushalt früher) lag im Jahr 1970 bei rund 2,5 Millionen Mark (rund 1,3 Millionen Euro), der außerordentliche Haushalt (Vermögenshaushalt) bei knapp drei Millionen Mark (1,5 Millionen Euro). Allerdings lag das durchschnittliche Bruttoeinkommen in der Bundesrepublik im Jahr 1970 umgerechnet auch nur bei gut 7000 Euro, im letzten Jahr waren es rund 42 500 Euro.

Damals wie heute standen große Investitionen an. 1970 musste die Kläranlage gebaut und die Volks- und Sonderschule erweitert werden, Für Baulanderschließung standen 400 000 Mark im Haushalt. Derzeit sind die Projekte im Rahmen der Städtebauförderung, die Generalsanierung der Mehrzweckhalle und das Projekt Lache mit Neubau des Feuerwehrgerätehauses die dicksten Brocken.

Tradition hat übrigens auch, dass ein Teil des Stadtrats dem Etat nicht zustimmt, im vergangenen Jahr war das sogar sein recht großer Teil gewesen. 1970 war es die SPD, die nicht einverstanden war. Sie hatte schon seit Jahren den Bau von Kinderspielplätzen gefordert, fand aber kein Gehör.

Was zwei Jahre später mit der Erweiterung des Stadtgebiets seinen Höhepunkt finden sollte, machte sich auch schon 1970 bemerkbar. Das Schulamt Bad Kissingen hatte nämlich vorgeschlagen, dass die Schüler der Klassen 1 bis 8 aus Althausen und 1 bis 6 aus Fridritt bereits im Schuljahr 1970/71 in Münnerstadt unterrichtet werden, spätestens jedoch mit Fertigstellung des erweiterten Schulgebäudes. Dem stimmten die Münnerstädter Stadträte zu.