Weil die Stelle des Museumsleiters vakant ist, sprangen die Museumsfreunde ein. Drei besondere Exponate sollen punkten.
Auch wenn das Münnerstädter Henneberg-Museum derzeit geschlossen ist, so heißt das nicht, dass sich gar nichts tut. "Wir sind eingesprungen, weil wir gedacht haben, es wäre schade, wenn das Museum nicht dabei ist", sagt Marlis Albert von den Museumsfreunden. Und so hat sie mit Georg Seifried, Wilhelm Schmitt und Horst Kreutz die Bewerbung für den bayerischen Wettbewerb "100 Heimatschätze" übernommen. Mit dabei sind die Madonna vom Jörgentor, der Rhöner Kreis und die Fenster, in denen französische Soldaten ihre Botschaften hinterlassen haben.
Aufgerufen zum Wettbewerb haben Markus Söder (damals noch Heimatminister) und Ludwig Spaenle (damals Kultusminister) in Zusammenarbeit mit der Landesstelle für nichtstaatliche Museen und dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege Anfang des Jahres. "Heimatmuseen bewahren regionale Tradition und Heimatkultur, in ihnen schlummern Schätze, die entdeckt werden wollen. Diese Kleinode erzählen oft spannende Geschichten über die Heimat", teilten die beiden Minister mit. "Ausgezeichnet werden regionaltypische Museumskleinode, die Heimat verkörpern und spannende, belegbare Geschichten erzählen." Wichtig dabei: nicht das "Glanzstück" eines Museums steht im Vordergrund, "sondern das Objekt mit der spannendsten, originellsten Geschichte", betonten die beiden Minister.
Und da hat das Henneberg-Museum einiges zu bieten. Drei Objekte können eingereicht werden, die Museumsfreunde haben sich dafür entschieden, das auch in vollen Umfang zu nutzen. Dabei haben sie auch das Umfeld berücksichtigt. So wird der berühmte Rhöner Kreis dabei sein, auf dem die sieben Rhönstädtle mit ihren Besonderheiten aufgeführt sind. "Mellerscht hat's Feld, Keiss'ge hat's Salz, Neuscht hat'n Stolz" usw. ist da zu lesen. Nicht zu vergessen Oben in der Mitte des Rhöner Kreises: "Mürscht hat's Geld." Zum früheren Leben in der Rhön gehören nach Ansicht der Museumsfreunde auch die Miniaturfiguren von Hausierern, die deutlich machen, wie arm die Region früher war.
Münnerstadt ohne Madonna, das wäre nicht vorstellbar. Besonders wertvoll ist die Madonna vom Jörgentor, das die Schweden im 30-jährigen Krieg angegriffen haben. Das Original ist heute im Museum, am Tor steht eine Kopie. Die Madonna vom Jörgentor ist im Heimatspiel "Die Schutzfrau von Münnerstadt" verewigt. Baltzer Dietmar berichtet dem Oberbürgermeister Hans Vait, was soeben am Tor passiert ist: "Ich muss Dich Mutter vor den Schweden schützen. Gilt eine Kugel Dir, so trifft sie mich", gibt Dietmar die Worte von Michel Stapf, dem Wächter des Jörgentores, wieder. Dann berichtet er, was weiter geschah: "Das hart' Gestein zersplittert und reißt den Harnisch und die Brust ihm auf." Michel Stapf hat mit seinem Leib die Muttergottes beschützt und das mit dem Leben bezahlt. Aber die Geschichte, die heuer schon im 91. Jahr aufgeführt wird, geht gut aus. Die Muttergottes rettet Michel Stapf.
Nicht die Schweden, sondern ein Franzose spielt die Hauptrolle im dritten Exponat, das die Museumsfreunde eingereicht haben. Durch die Koalitions- und napoleonischen Kriege in den Jahren 1799 bis 1813 kamen immer wieder einmal französische Truppen in die Stadt. Bis 1805 waren sie Feinde, danach Verbündete. Zwei Glasscheiben eines Fensters von der früheren Posthalterein "Zum Goldenen Löwen" erzählen außergewöhnliche Geschichten. In eine hat der französische Offizier Jean Louis Rambourg seine Gefühle für die Wirtstochter Johanna Mahler eingeritzt. Sie wurden ein Paar, bekamen im gleichen Jahr eine Tochter und heirateten 1802. Rambourg pfiff auf seine Offizierslaufbahn und wurde Löwenwirt. Vermutlich wegen des französischen Wirtes kamen die napoleonischen Truppen gerne in die Posthalterei. Offiziere haben auf der zweiten Fensterscheibe Ereignisse vom Mai 1806 auf Französisch eingeritzt.
Abgabeschluss war am 23. April. Nun wird eine Jury die 100 besten Heimatschätze suchen. Je 1000 Euro gibt es dafür. "Dabei sein ist alles", findet Marlis Albert. Aber natürlich würden sie und ihre Mitstreiter sich auch über einen Preis freuen. Auch der stellvertretende Vorsitzende der Museumsfreunde, Leo Pfennig, betont, dass sie eingesprungen sind, weil es momentan keinen Museumsleiter gibt. Aber das wird sich bald ändern. "Wir freuen uns, dass am 1. Mai der neue Museumsleiter kommt", sagt Leo Pfennig. Und: "Wir setzten hohe Erwartungen daran."
Bürgermeister Helmut Blank (CSU) lobt den Einsatz der Vereinsmitglieder. "Ich finde es gut, wenn sich die Museumsfreunde einbringen und aktiv mitarbeiten", sagt er.